Lovecraft
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13 Horrorfilme im Geiste H. P. Lovecrafts, die ihr gesehen haben solltet!

8. The Dunwich Horror (1970)

Es sind die ausgehenden 1960er Jahre in Arkham, Massachusetts. Die Philosophie-Studentin Nancy macht die Bekanntschaft des Okkultismus-interessierten Wilbur Whateley, als dieser sich ein seltenes Buch ausleihen will, das einem von Nancys Professoren, Dr. Armitage, gehört. Dieser verweigert Whateley die Ausleihe; Nancy jedoch ist von der mysteriösen Aura des jungen Mannes wie gebannt. Ohne Necronomicon, dafür aber mit Nancy an seiner Seite begibt sich Wilbur zurück in seinen Heimatort Dunwich, wo er mit seinem knausrigen Großvater das alte Familiengehöft bewohnt. Von Wilbur unter Drogen gesetzt merkt Nancy nicht, dass sich neben ihnen noch etwas anderes, ungeheuerliches in dem Haus befindet…

Unter der Schirmherrschaft von Berufschaot Roger Corman entstand 1970 nicht nur eine von seinen besten Produktionen, sondern auch eine der bis heute besten Verfilmungen einer Geschichte von H.P. Lovecraft. In The Dunwich Horror wird die gleichnamige Geschichte Lovecrafts aus den 20er-Jahren in die ausgehenden 1960er-Jahre verlegt. Das Kollidieren von unterschiedlichen Welten wird dadurch zu einem immer wiederkehrenden Motiv des Films: Städtisches, naiv-gemütliches Interesse an Esoterik wird durch ländlichen, in aller Ernsthaftigkeit praktizierten Okkultismus zerrüttet, moderne sexuelle Freigeistlichkeit trifft auf uralte, unaussprechliche Abscheulichkeiten.

Die vollumfängliche Hinwendung zum Okkulten trieft in The Dunwich Horror aus jeder Pore. Schaurige Kulissen – das üppig ausgestattete Herrenhaus der Wilburs ist nur eines von vielen Highlights – erwecken die Ahnung einer widernatürlichen Präsenz vergangener Zeitalter und korrelieren mit phantasmagorischen Träumen, die den uralten Schrecken Lovecrafts Einzug in den von moderner Aufgeklärtheit geprägten Kopf Nancys gewährt. Der Film beweist auf ungewöhnliche Art die Zeitlosigkeit von Lovecrafts unaussprechlichem Horror, indem er zeigt, dass der Mythos Lovecraft im Sinne des Wortes „lebt“ – in den schillerndsten Farben und widersprüchlichsten Spielarten. [Robert]

7. Die Farbe aus dem All (2019)

Nathan und seine Familie erfüllen sich den Traum, der Großstadt zu entfliehen, und kaufen sich ein ländliches Anwesen in Neuengland. Alles scheint perfekt, bis ein Meteorit in ihren Garten stürzt und Flora und Fauna völlig durcheinander bringt. Doch dabei bleibt es nicht. Die Gegend rund um das Haus ist in ein seltsames, violettes Schimmern getaucht und aus dem Brunnen der Familie ertönen seltsame Geräusche. Auch das Trinkwasser hat eine fremdartige Viskosität angenommen und pflanzt den Wahnsinn direkt in die Köpfe der Familie Gardner.

Die Farbe aus dem All von Richard Stanley (Dust Devil) ist bereits die sechste Verfilmung basierend auf Lovecrafts Kurzgeschichte und eine außergewöhnliche Ergänzung. So ist Familie Gardner mit ihren alltäglichen Problemen wunderbar gezeichnet, wobei Vater Nathan, begnadet dargestellt von Nicolas Cage, immer wieder in Psychosen abdriftet und sich trotzdem der Situation stellt. Stanley versteht es, Cages stets am Wahnsinn kratzende Mimik fabelhaft einzusetzen. Neue Figuren, wie der Landvermesser Ward oder Nachbar Ezra, fügen sich clever in die Geschichte ein und verleihen der sonst sperrigen Erzählung mehr Tiefe. Gerade letzterer wirkt sehr lynchesk und verschroben, so dass dem Film hier ein bunteres Figurenspektrum zur Verfügung steht. Die Sets, allen voran das Haus der Gardners, wirken dank der großartigen Beleuchtung mal gespenstisch, mal surreal, doch stets detailverliebt. Die Spezialeffekte sehen für eine Indie Produktion erstaunlich gut aus, sei es nun das spukartige Blitzen im Wald, die harten Bodyhorror-Momente oder der Meteoritenabsturz. Wenn diese in Teils psychedelischen Szenen, wie einer Wurmlochsequenz, ausgiebig zelebriert werden, ist es schier unmöglich, sich an diesem kosmischen Horror sattzusehen.

Richard Stanley serviert uns mit Die Farbe aus dem All eine der besten Lovecraft-Verfilmungen. Er versteht es Familiendrama und kosmisches Grauen perfekt zu inszenieren. Der Film wird Lovecrafts Geschichte insbesondere visuell mehr als gerecht und lässt die Zuschauer bis zum Ende nicht mehr aus seinen Sog. [Mathias]

6. The Endless (2017)

Eines Tages erhalten die Brüder Aaron und Justin ein mysteriöses Video aus Camp Arcadia, einer UFO-gläubigen Sekte, in der die beiden ihre Kindheit verbracht haben, aus der sie jedoch fliehen konnten. Das Video deutet auf einen möglichen Massensuizid hin, und sie beschließen, den Ort ihrer Kindheit erneut aufzusuchen. Justin, der die Flucht initiiert hatte, steht der Reise skeptisch gegenüber, wohingegen sein jüngerer Bruder von nostalgischen Gefühlen getrieben wird und eine Chance, sieht ihrem prekären Leben zu entkommen. In Camp Arcadia angekommen, werden sie äußerst freundlich willkommen geheißen, doch schnell mehren sich sonderbare Ereignisse…

Nachdem schon die vorherigen Werke des Regie-Duos, Resolution und Spring, unbewusst lovecraft’sche Züge enthielten, beschlossen Justin Benson und Aaron Moorhead bei The Endless gezielt dem Horror-Autor aus Providence Rechnung zu tragen und ließen sich insbesondere von „Die Farbe aus dem All“ inspirieren – wenn auch nur äußerst frei. So leiten sie den Film auch mit einem der bekanntesten Zitate Lovecrafts ein:

Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.

Genau dieses Unbekannte steht auch im Mittelpunkt von The Endless. Entsprechend dem Konzept des Kosmischen Grauens bekommen es unsere Protagonisten mit Mächten zu tun, die außerhalb ihrer und unserer Vorstellungskraft liegen und auch das bekannte Gefüge der Realität ordentlich ins Wanken bringen. Und wie so oft bei Lovecraft bietet dieses Mysterium nicht nur Gefahr, sondern auch genug Faszination, um einen ganzen Kult um sich zu scharen. Die Mitglieder in Camp Arcadia erkennen in den unerklärlichen Geschehnissen eine über ihnen stehende, anbetungswürdige Wesenheit und kreieren ihre Rituale um das Mysterium, in das auch Justin und Aaron immer mehr hineingesogen werden.

Damit gelingt Benson und Moorhead ein wahrlich wundervoller Indie-Streifen ganz im Geiste Lovecrafts. [Florian]

5. Dagon (2001)

Nach einem Bootsunfall in Folge eines plötzlichen Unwetters kann sich das Pärchen Paul und Barbara nur knapp ans Ufer eines spanischen Küstenstädtchens retten, während ein befreundetes Pärchen auf der Yacht eingeschlossen bleibt. Von den Bewohnern des Fischerdorfs fehlt jedoch jede Spur; erst in einer heruntergekommenen Kirche treffen die beiden auf einen schrulligen Priester, der ihnen zwei Eingeborene zur Verfügung stellt, um das Pärchen in der Yacht zu bergen. Während dieser Rettungsaktion verschwindet jedoch plötzlich auch Barbara spurlos, was Paul dazu führt, in einem schmierigen Hotel nach ihr zu suchen. Doch des Nachts versuchen auf einmal schleimige Gestalten sich Zutritt zu seinem Zimmer zu verschaffen…

Trotz des Titels handelt es sich bei Dagon nicht um eine Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte von Lovecraft, sondern vielmehr um eine lose Adaption seiner Erzählung „Schatten über Innsmouth“. Stuart Gordon inszenierte den Film Anfang der Jahrtausendwende als eine Vision von Innsmouth, die in ihrer schmutzig-feuchten und düsteren Atmosphäre selbst die Geschichte Lovecrafts in den Schatten stellt. In Sachen bizarr-bedrohlicher Andersartigkeit trumpft Dagon voll auf und steht auch den bekannten Werken Gordons Re-Animator und From Beyond in nichts nach. Das schmuddelige Küstenstädtchen bildet mit seinen verworrenen Gassen und dem permanenten, massiven Regenerguss den idealen Heimartort für fremdartige Fischmenschen und noch weitaus tentakeligere Wesen.

Dramaturgisch dümpelt Dagon zwar in eher seichteren Gewässern umher, kann dies aber mit seinem Hang zur übermäßigen Fremdartigkeit bei der Inszenierung des spanischen Innsmouth-Pendants locker kompensieren. Hier trieft und modert es in jedem Winkel und wenn Paul vor seinen Verfolgern in einem Haus Schutz sucht, das bis zu den Knien unter Wasser steht, lässt sich schnell erahnen, welche abscheulichen Gefahren in dem Schmutzwasser bereits auf ihn lauern. Dagon ist von den Filmen auf dieser Liste vermutlich der ungemütlichste von allen und ist ein Paradebeispiel für die Darstellung dessen, womit Lovecraft heutzutage am häufigsten assoziiert wird: Tentakelbehaftete Monströsitäten, in deren glitschigen Fangarmen man sich besser nicht verfangen sollte. [Robert]

4. Die letzte Flut (1977)

Australien in den 1970ern. Das Land wird von heftigen Unwettern und unerklärlichen Naturphänomenen heimgesucht. Gleichzeitig wird auch der Rechtsanwalt David Burton (Richard Chamberlain, Shogun) von furchteinflößenden Träumen geplagt, während er damit beauftragt wurde, eine Gruppe von Aborigines zu verteidigen, die einen Mord begangen haben soll. Er versucht, seine Mandanten zu verstehen und taucht dabei immer mehr in die Traumzeit genannte Mythologie der Männer ein, die zwar direkt in seiner Welt leben, aber deren Kultur dennoch völlig fremd ist. Je tiefer Burton darin eintaucht, umso mehr wird er von seinen Träumen und der Welt der Aborigines eingenommen und umso mehr verschmelzen für ihn Realität und aborigine Traumzeit. Und umso unausweichlicher steuert David Burton und mit ihm diese Welt einem schrecklichen Schicksal entgegen…

Peter Weirs (Die Truman Show) 1977 gedrehter Die letzte Flut lebt von einer intensiven, ebenso sogartigen wie düster-bedrohlichen Atmosphäre. Hierzu trägt natürlich auch die aborigine Traumzeit-Mythologie ihren Teil bei. Raum- und zeitlos, erschafft sie unmittelbar unsere Welt, ist mit unserer realen Welt untrennbar verbunden und wird zugleich von unserer Welt beständig gefüttert, um neue Träume zu erzeugen.

Und auch in Lovecrafts erzählerischem Kosmos spielen Träume eine zentrale Rolle, sei es im Traumzyklus oder im Cthulhu-Mythos. Wie auch in mehreren Geschichten Lovecrafts sind es in Die letzte Flut einzelne Charaktere, die in fremde Mythen eintauchen und sich darin verlieren; die apokalyptische Visionen haben; die begreifen, wie irrelevant der Mensch ist und wie unausweichlich er seinem Schicksal entgegensteuert in einem Kosmos, den er kaum begreifen kann. Man könnte meinen, dass Lovecraft mit der Traumzeit vertraut war und dies auch als Einfluss für sein Werk nahm. Zudem träumte Burton im Film davon, als Kind von fremden Wesen entführt worden zu sein, was hier ein Element der Charaktervertiefung ist, geht womöglich auch unmittelbar auf Lovecrafts eigene Träume zurück, der diese Kreaturen aus seinen Träumen Night-Gaunts nannte. Dies ist nur ein weiterer deutlicher Hinweis für die thematische Nähe. So bezeichnete der bedeutende Lovecraft-Biograph S. T. Joshi denn auch Die letzte Flut als seinen persönlichen Lovecraft-basierten Lieblingsfilm. [Stephan]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?