Redaktion
Horrorfilme… sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die Schutthalde der Zivilisation.
Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.
Horrorfilme… sind bedrückend, beängstigend, regen mich zum nachdenken an und konfrontieren mich mit dem, mit dem ich grundsätzlich lieber nicht konfrontiert werden möchte. Klingt paradox? Ja, ist es auch. Dennoch gibt es nichts aufregenderes, als sich seinen Ängsten auf der großen Leinwand zu stellen.
Horrorfilme… sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.
Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.
Horrorfilme… sind die Spannung und das Spiel mit menschlichen Abgründen, ein Spiegel der Gesellschaft, Zeugnis namentlicher Grauslichkeiten und Erkundung grauslicher Namenslosigkeiten. Mal tief und schwer und dann gern auch mal ein bisschen Zombie-Musical oder Blutbad dazwischen. Denn Horror und Lachflash schließen sich nicht zwingend aus.
Horrorfilme… sind wie Essen. Zwischen dem immer gleichschmeckenden Fast Food, gibt es auch mal kulinarische Höhepunkte, die es aber nur zu Erkunden gibt, wenn man sich auch mal traut, etwas Neues auszuprobieren.
Horrorfilme… haben oftmals diesen avantgardistischen Ansatz, sie eilen ihrer Zeit gesellschaftspolitisch voraus. Ferner funktioniert Humor vor dem Hintergrund des Schrecklichen anders… garstiger? Am liebsten sind mir paranormale Geschichten, in denen über Gut & Böse philosophiert wird. Seit jeher hege ich eine Schwäche für Horror-Scores, nur Porno-Musik ist unterschätzter.
Horrorfilme… haben meistens, trotz plakativer Handlung und Gewalt, eine verdeckte psychologische Ebene, von der es lohnt, sie zu entdecken.
Horrorfilme… sind die audiovisuelle Adaption des gesellschaftlich Abgestoßenen, Verdrängten und/oder Unerwünschten, das in der einen oder anderen Gestalt immer wieder einen Weg zurückfindet.
Horrorfilme… legen das Verborgene offen. Sie bieten dem Unbewussten, dem Verdrängten, der Angst und allem, was einem intuitiv zuwider scheint, eine Bühne und leisten dabei einzigartiges: Der Schrecken wird ansehnlich, das Böse wird schön und das Ungreifbare wird greifbar. Für mich ist der Horror ein wunderbares Genre, das in der Masse geradezu lächerlich unterschätzt wird.
Horrorfilme… sind für mich das Erkennen, Überschreiten und Herausfordern von gesellschaftlichen Grenzen durch abgründige Ästhetik und damit Kunst in ihrer reinsten Form. Vor allen Dingen machen sie aber einfach unfassbar Spaß.