Top 2021
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Horrorfilme aus 2021, die ihr gesehen haben solltet (Teil 1/2)

2021 ist fast vorbei und wir haben die Gelegenheit genutzt, um das Jahr Revue passieren zu lassen. Hier sind unsere Horror-Highlights 2021. Viel Spaß!

In dieser Liste findet ihr die persönlichen Highlights und auch die Enttäuschungen unserer Autor:innen. Wir haben uns nach den internationalen oder deutschen Premieren orientiert, aber auch am regulären (Heim-)Kinorelease. Ihr werdet hier also durchaus auch Filme finden, die schon 2020 ihre Weltpremiere feierten, aber in Deutschland erst 2021 erschienen sind. In Klammer findet ihr die Person, die Regie geführt hat.


Robert

– Empfehlungen –

The Slumber Party Massacre (R: Danishka Esterhazy)

Wer hätte gedacht, dass ein direkt für den Streaming-Anbieter Syfy produziertes Remake des gleichnamigen Slashers aus den 80ern einer der besten Horrorfilme des Jahres werden würde? Die Slumber-Party-Massacre-Filme zeichneten sich schon immer primär dadurch aus, dass sie alle von Frauen inszeniert wurden und von Beginn an misogyne Mechanismen des Horrorfilms und eben speziell des Slashers durch den Kakao zogen und subversiv unterwanderten.

Während die Vorgänger dies durch ungewöhnlich ausgefeilt geschriebene Figuren und dem versierten Umgang mit der sexuellen Konnotation der Morde mit phallusförmigen Waffen bewerkstelligen, trägt der neue Slumber Party Massacre seine Message für alle klar sichtbar auf der Brust vor sich her. Und tatsächlich ist er erstaunlich gut darin, typische Muster wie den „Male Gaze“ ad absurdum zu führen. Der Subtext ist dermaßen dick aufgetragen, dass man im Grunde von „sub“ gar nicht mehr sprechen kann und funktioniert deswegen hervorragend als herrlich überzogene Parodie, kann aber gleichzeitig auch mit blutigen Kills und straffer Inszenierung darüber hinaus voll überzeugen.

Dawn Breaks Behind the Eyes (R: Kevin Kopacka)

„Deutschland kann keine guten (Horror-)Filme machen“. Seit Jahren hält sich diese alte Leier in Diskussionen um den deutschsprachigen Genrefilm. Dass dem keineswegs so ist und man nur einmal einen Blick abseits breit vermarkteter Filme wie Heilstätten wagen muss, hat zum Beispiel Till Kleinerts Der Samurai von 2014 mehr als eindrucksvoll bewiesen. Und auch dieses Jahr liefert der in Berlin wohnende, österreichische Regisseur Kevin Kopacka mit seinem neuen Film Dawn Breaks Behind The Eyes ein bemerkenswertes Argument dafür, dass der deutsche Genrefilm keineswegs tot ist.

Kopackas neuster Streich ist eine Verbeugung vor den großen europäischen Horrorfilmen der 60er- und 70er-Jahre, der es nicht nur mit Bravour gelingt, die einmalige Aura jener Werke einzufangen, sondern darüber hinaus ganz eigene surreale (Alb-)Traumwelten erschafft. Dawn Breaks Behind The Eyes ist ein Fest an berauschenden Phantasmagorien, das sich nicht vor dem Umgang mit metaphysischen Themen scheut und wegen der vielschichtigen Erzählstruktur lange im Gedächtnis bleibt.

Titane (R: Julia Ducournau)

Mit Titane hat die Französin Julia Ducournau den wohl außergewöhnlichsten Film des Jahres geschaffen. Der Nachfolger zu ihrem Regiedebüt Raw von 2016 ist posthumanistisches Kino in radikalster Form. Mit einer selten gesehenen Kompromisslosigkeit sprengt sie nicht nur jegliche formalen Regeln des Mediums Film, sondern ebenso gängige Geschlechts- und Familienmodelle. Titane ist eine völlig eigensinnige Version vom Menschsein, die sich während ihrer Laufzeit immer wieder neu transformiert und dabei die binäre Norm von Geschlechtsidentität und Sexualität auf die schmerzlichste Art und Weise dekonstruiert. Das Ergebnis ist ein Film, der nicht nur den moralischen Kompass der Zuschauenden neu eicht und einen neuen Zugang zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen legt, sondern außerdem ein wichtiges Plädoyer darstellt: Nämlich das Zelebrieren des Monströsen und des Abnormen.

– Größte Enttäuschung –

Antlers (R: Scott Cooper)

Der von Guillermo del Toro produzierte Antlers war letztes Jahr noch auf der Liste unserer am meisten erwarteten Filme für 2021. Mit den ersten Stimmen von Publikum und Kritik und den desaströsen Zahlen am Box Office machte sich allerdings schnell die Sorge breit, dass der von Scott Cooper inszenierte Film den anfänglichen Erwartungen nicht gerecht werden könnte. Und tatsächlich ist Antlers eher als Enttäuschung zu verbuchen.

Wie viele andere Horrorfilme der letzten Jahre versucht auch er, sich ganz realen Ängsten über eine an Metaphern reiche Geschichte im Gewand eines Horrorfilms zu nähern. Konkret geht es hier um das Verhandeln von Traumata; obwohl dies schon früh offensichtlich wird, versucht Antlers diesen Umstand lange sehr ungeschickt zu verschleiern, was zu vielen Längen und zunehmendem Desinteresse führt. Das Design des Monsters hingegen ist zwar gelungen, wird aber viel zu wenig ausgenutzt und wenn, dann in den allermeisten Fällen mit mäßigem CGI. In Anbetracht der nicht zu verachtenden Erwartungen ist Antlers eine der größten Enttäuschungen des Jahres.


Jörg

– Empfehlungen –

Venom: Let There Be Carnage (R: Andy Serkis)

Als jemand, der keinen Hehl daraus macht, dass ihm das erste Solo-Abenteuer von Spider-Man-Antagonist und späterer Antiheld Venom nicht gefallen hat, war ich überrascht, wie sehr ich Venom: Let There Be Carnage genossen habe. Schon vorab war ich sicher, dass Sony sich nicht trauen würde, dieses Mal eine werkgetreue Adaption der blutdurchtränken, sadistischen und absolut verrückten Storyline rund um Bösewicht Carnage auf die Leinwand zu bringen. Ohne diese Erwartungshaltung erweist sich der Film als erstaunlich unterhaltsam. Als Liebeserklärung an eine Zeit, in der Comicbuchverfilmungen noch klar für ein jüngeres Publikum gedacht waren, strotzt der Film nur so vor charmanter Buddy-Comedy zwischen Eddie Brock und seinem außerirdischen Mitbewohner Venom, die mir mehr als einmal die Tränen vor Lachen in die Augen getrieben haben. Ebenso funktioniert die Action im Sequel viel besser, vor allem, weil man die unterschiedlichen Symbiosen dieses Mal klar auseinanderhalten kann. Und mit Woody Harrelson als Gegenspieler kann man ohnehin wenig falsch machen.

What We Do in the Shadows – Staffel 3 (R: Diverse)

Nach den überraschenden Ereignissen im Finale der zweiten Staffel war ich gespannt, wie es weiter geht mit dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft. Glücklicherweise in derselben Tonart wie schon in den Staffeln zuvor: witzig, selbstironisch und mit einer großen Portion Herz. Auch in dieser Staffel halten sich die Macher nicht damit zurück, das Vampirgenre auf die Schippe zu nehmen, und lassen ihre vier Untoten und deren Bediensteten (oh, ich meine Bodyguard) Guillermo von einer absurden Alltagssituation zur nächsten schlittern. Dabei beantworten sie wichtige Fragen wie: Wie verreisen Vampire ohne ihren Sarg? Können Vampire Depressionen aufgrund eines gebrochenen Herzens bekommen? Und ganz wichtig: Welche Unterhose passt besser zum neongrünen Trainingsoutfit?

Wer also bereits Gefallen an den ersten beiden Staffeln gefunden hat, kann getrost weiterschauen.

Psycho Goreman (R: Steven Kostanski)

Psycho Goreman war dieses Jahr einer dieser Filme, die man entweder hasst oder liebt. Ich gehöre klar zu Letzteren. An diesem Film gab es so gut wie gar nichts, was ich nicht mochte. Ist die Hauptdarstellerin eine selbstverliebte Nervensäge? Klar, kein Zweifel, stört aber in keiner Weise das Vergnügen während der gesamten Spielzeit. Der teils wirklich derbe Humor, die an Power Rangers erinnernden Gummianzüge der Bösewichte und vor allem Psycho Goremans gesamtes Erscheinungsbild sind durchweg großartig durchdacht und liebevoll gestaltet. Solche Kleinigkeiten lassen nicht nur mein Herz für trashige B-Movies, sondern auch für japanische Superhelden-Shows aus den 70ern und 80ern höherschlagen. Steven Kostanski hat ja schon mit dem ebenfalls fantastischen Manborg bewiesen, dass er ein Händchen für eben jene Art von Filmen hat und wie viel Liebe er in seine Projekte steckt. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen und hoffe noch mehr Filme in Stile von Psycho Gorman bewundern zu dürfen.

– Größte Enttäuschung –

Willy’s Wonderland (R: Kevin Lewis)

Gute Videospieladaptionen sind eine Seltenheit. Das gilt auch für Willy’s Wonderland, der sich offensichtlich von der Point-and-Click Spielreihe „Five Nights at Freddy’s“ hat inspirieren lassen. Die Idee an sich ist ja nicht schlecht: Nicolas Cages Charakter verbringt eine Nacht in einem heruntergekommen Familienrestaurant und wird von den zurückgebliebenen animatronischen Figuren attackiert, ohne dabei auch nur ein Wort zu reden. Und trotzdem habe ich mich selten so sehr bei einem Nic-Cage-Film gelangweilt wie hier. Bereits nach der zweiten Attacke befürchtete ich, in einer Zeitschleife gefangen zu sein, denn jede Szene gleicht der anderen und nimmt rasend schnell die Luft aus dem ganzen Spaß. Da helfen auch die absichtlich dümmlich geschrieben Nebencharaktere nicht, die nur dazu dienen, die kaum vorhandene Story voranzubringen. Es gibt keine Highlights, keine Pay-offs oder sonstiges was auch nur ansatzweise im Gedächtnis bleibt. Außer vielleicht die Szene in der Nic Cage Flipper spielt und der titelgebende Song „Willys Wonderland“ von Émoi im Hintergrund läuft. Und das in kompletter Länge, allein um den Film zu strecken. Trotzdem ein cooler Song. Da setze ich mich lieber noch einmal für mehrere Stunden vor den Computer und klicke mich durch „Five Nights at Freddy’s“. Das ist allemal spannender.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?