Psycho Goreman
Kritik

Psycho Goreman (2020) – Review

Psycho Goreman ist der neueste Streich von The-Void-Regisseur Steven Kostanski. Ob uns der Retro-Charme und die gute Portion Gore überzeugen konnten, erfahrt ihr hier.

Originaltitel: Psycho Goreman
Land: Kanada
Laufzeit: 95 Minuten
Regie: Steven Kostanski
Drehbuch: Steven Kostanski
Cast: Nita-Josee Hanna, Owen Myre, Matthew Ninaber u.a.
VÖ: Ab 25.02. als VoD und ab 22.04.2021 als DVD/BD

Inhalt

In einer fernen Galaxie wurde der Planet Gigax von den Templar versklavt. Doch eines Tages fand ein Sklave ein Juwel, das ihm unendliche Stärke und Macht verlieh. Mit seiner neu rekrutierten Armee, geführt von seinen treuen Generälen den Paladins of Obsidian, stürzte er die Templar und schwor die gesamte Galaxie zu zerstören. Doch die Templar konnten ihn zusammen mit der Planetary Alliance aufhalten, ihm das Juwel entreißen und ihn auf die Erde verbannen. Viele Monde später wird er von zwei Kindern befreit, doch da die Geschwister auch in den Besitz des Juwels gelangen konnten, steht er nun unter ihrer Kontrolle. Dies ist jedoch nicht nur den Templar und der Planetary Alliance nicht verborgen geblieben, sondern auch die Paladins of Obsidian machen sich schon auf den Weg gen Erde…

Kritik

Der kurze Abriss der Geschichte ist absichtlich sehr breit gehalten, denn er veranschaulicht hervorragend, was für mich an Psycho Goreman hervorragend funktioniert und woran er schlussendlich kolossal scheitert. Kurz zusammengefasst: Ich liebe alle Szenen, die auf Gigax spielen, und alles was irgendwie mit der Planetary Alliance oder den Paladins of Obsidian zu tun hat – alles andere fand ich schwach bis unerträglich. Und leider beschäftigt sich der Film gerade einmal rund zehn Minuten mit diesen überaus charmanten Szenen und bombardiert mich die restliche Zeit mit nervenzehrendem Nonsens.

Dabei sieht das gesamte Creature-Design hervorragend und traumhaft skurril aus, insbesondere die Templar versprühen einen wundervollen Super-Sentai-Retro-Charme, und die Szenen vom Planeten Gigax bestehen aus einer bezaubernden Mischung aus Greenscreen, drolligen Kulissen und Stop-Motion-Animationen. Davon hätte ich liebend gern mehr gesehen. Doch Gigax ist gerade einmal ganz kurz in einer Rückblende zu sehen und bei dem unerhört grandiosen Design der Paladins of Obsidian ist es geradezu fahrlässig, diesen nicht mehr als einen kurzen fünfminütigen Kampf zuzusprechen. In diesen gesamt zehn Minuten finden sich viele Lichtblicke und es scheint das Potential durch, was der Film hätte werden können, wäre Produzent, Regisseur, Autor und Editor Steven Kostanski (The Void) nicht damit beschäftigt gewesen, möglichst viele seiner abstrusen Ideen unterzubringen.

Psycho Goreman

Das Hauptproblem von Psycho Goreman ist jedoch nicht einmal seine erratische Beliebigkeit, sondern sein narrativer Fokus. Denn wenn dieses wirre Sammelsurium schon nicht um seine phantastischen Kreaturen kreist, so hätte ich mir zumindest erwartet, dass er sich damit beschäftigt, was für abgefahrene Dinge Kinder anstellen, wenn sie die Gewalt über einen dämonischen galaxienzerstörenden Alien innehaben. Das klingt nach einer absolut wundervollen Prämisse, die auch der Trailer verspricht, der Film aber leider nur in kleinen Ansätzen erfüllt. Stattdessen machen sie so super spannende Dinge, wie das Monster zum Klatschen zu zwingen, darüber zu diskutieren, welchen tollen Namen er tragen darf – Psycho Goreman, falls das bislang noch nicht klar war –, mit ihm TV zu schauen und Magazine zu lesen, mit ihm Pommes zu essen, im Wald spazieren zu gehen oder mit ihm ein erfundenes Ballspiel zu spielen. Am schlimmsten ist jedoch eine „Musikvideo“-Montage in der Goreman am Schlagzeug sitzt und in einer Vielzahl an Fremdscham-Momenten die junge Hauptdarstellerin „Freak off“ singen darf – denn wie wir alle wissen: Menschen brutal auf der Leinwand ermorden ist vollkommen ok, solange dabei nicht geflucht wird, so enthält sich PG weitestgehend diversen Schimpfwörtern.
Wir sind also dazu verdammt den überwiegenden Großteil des Films mit einer unfassbar nervtötenden Familie zu verbringen. Nicht nur sind die Eltern unfassbar unsympathische Vollpfosten, auch die zwei Kinder sind vollkommen unerträglich. Gerade Nita-Josee Hanna als Mimi legt eine aufgesetzte Coolness an den Tag, die den Cringe-Faktor in unermessliche Höhen treibt – was wohl nicht der Jungschauspielerin anzulasten ist, sondern allen ernstes so gewollt ist.

Psycho Goreman

Um zehn Minuten an überaus unterhaltsamen Szenen zu genießen, gilt es also eine 80-minütige Aneinanderreihung von grausamsten Fremdschammomenten zu überstehen. Dabei ist der Film grundsätzlich schon überaus albern und komplett over-the-top. Wer damit nichts anfangen kann, sollte sowieso einen weiten Bogen um Psycho Goreman machen. Doch entgegen des Titels wird auch die Blut-und-Beuschel-Fraktion nicht wirklich bedient, denn der Gore-Gehalt hält sich schlussendlich doch sehr in Grenzen.

Psycho Goreman

Fazit

Psycho Goreman ist bewusst übertrieben dämlich, anstrengend infantil, komplett beliebig und im Endeffekt ein Sammelsurium an absurden Ideen, die leider oft so gar nicht zünden. Wer mit alldem kein Problem hat, sich zudem mit den nervigen Charakteren anfreunden kann und sich mit einer Hand voll blutiger Szenen zufrieden gibt, kann durchaus mal einen vorsichtigen Blick wagen.

 

Bewertung

Grauen Rating: 0 von 5
Spannung Rating: 0 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 1 von 5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 1 von 5

Ab 22.04.2021 im Handel:

Psycho Goreman Psycho Goreman

Bildquelle: Psycho Goreman © Koch Films

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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