Thanksgiving (2023) – Review
Es ist angerichtet! 16 Jahre nach seinem Fake-Trailer schickt Eli Roth in Thanksgiving einen maskierten Killer im Pilgerkostüm los, um in einer idyllischen Kleinstadt Angst und Schrecken zu verbreiten.
Originaltitel: | Thanksgiving |
Land: | USA |
Laufzeit: | 107 Minuten |
Regie: | Eli Roth |
Drehbuch: | Jeff Randall |
Cast: | Nell Verlaque, Gina Gershon, Patrick Dempsey u.a. |
VÖ: | ab 18.04 auf Blu-ray, DVD und VoD |
Inhalt
In Plymouth, Massachusetts, will der ortsansässige RightMart bereits am Thanksgiving-Abend seine Türen für die konsumhungrige Kundschaft öffnen, sodass diese frühzeitig am Black Friday mit den Weihnachtseinkäufen beginnen kann. Zahlreiche Lockangebote sorgen allerdings dafür, dass kurz vor Mitternacht eine regelrechte Meute vor den verschlossenen Türen des Supermarktes steht. Nachdem die Stimmung dann so richtig hochkocht, durchbrechen die erhitzten Gemüter schließlich die Eingänge, stürmen die Verkaufshalle und trampeln sich gegenseitig nieder. Bilanz dieses Irrsinns: mehrere Tote und Verletzte.
Ein Jahr später ist das beschauliche Städtchen wieder zur Tagesordnung übergegangen und steckt vollumfänglich in der Planung der alljährlichen Thanksgiving-Parade. Das gefällt nicht allen, denn plötzlich kommt es zu brutalen Mordfällen. Der Killer mit John-Carver-Maske und Pilgerhut hat es augenscheinlich auf Personen abgesehen, die im RightMart anwesend waren, darunter die Schülerin Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freund:innen, die das tragische Ereignis gefilmt haben. Unterdessen versucht der engagierte Sheriff Newlon (Patrick Dempsey, Scream 3) den Täter zu finden, bevor es zu weiteren Todesfällen kommt.
Hintergrund
Im Zuge des Double Features Grindhouse von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez entstand bereits 2007 ein Fake-Trailer zu Thanksgiving, der bei Filmfans positive Reaktionen auslöste. Daraufhin bekundete Regisseur Eli Roth, dass das Thema durchaus Potenzial für eine Spielfilmadaption besaß. Aber weder Roth noch Drehbuchautor Jeff Rendell konnten das bereits vorhandene Konzept um eine schlüssige Handlung erweitern. Nach einem Wechsel der Autoren, die aber ebenfalls nicht in der Lage waren, das gewünschte Ergebnis zu liefern und wegen rechtlicher Probleme, während der COVID-19-Pandemie, dauerte es schließlich sage und schreibe 16 Jahre, bis das Projekt doch noch realisiert werden konnte.
Kritik
Feier- und Gedenktage befeuern seit jeher das Slasher-Kino, sodass Jugendliche weder an Halloween noch an Weihnachten sicher sein können. Im Gegensatz dazu ist Thanksgiving im Horrorfilm verhältnismäßig unterrepräsentiert – und diejenigen, die an diesem Feiertag spielen, nehmen eher selten auf die einzelnen Elemente des Fests Bezug(Ausnahmen wären hier ThanksKilling oder die Episode Die Pilger der Horror-Anthologie Into the Dark.
Thanksgiving besitzt einen vielversprechenden Start mit einer geradezu verstörenden Eröffnungsszene, in der die Kundschaft des regionalen Superstores in Zombie-ähnlicher Manier den Laden stürmt, was Roth in liebevollen, grausigen Details festhält. Allerdings geht es der gierigen Meute nicht um den noch vorhandenen Selbsterhaltungstrieb, sondern um kostenlose Waffeleisen. Der Bezug zum Black-Friday-Wahnsinn erweitert Roths Fake-Trailer von damals um ein paar zeitgenössische Impulse, anstatt nur den Schmuddelton der 70er nachzubilden. Vielmehr ist Thanksgiving eine Reminiszenz an die Whodunit-Slasher der späten 1990er-Jahre: Einerseits ist er eine Hommage an das Goldene Zeitalter der Slasher-Filme, andererseits spielt er – ähnlich wie Wes Craven, wenn auch nicht ganz so bahnbrechend – mit verschiedenen Genrekonventionen, die dem Publikum seit Jahrzehnten bekannt sind.
Nichtsdestotrotz bietet Thanksgiving eine geradlinige Erzählung ohne viel Schnickschnack, die allerdings keineswegs an brutalen sowie kreativen Tötungsszenen spart. Ganz im Gegenteil, denn im authentischen neuenglischen Spätherbst wird zerhackt, geköpft, erschlagen und gebraten, sodass sich die malerische Siedlung Plymouth in einen Ort des Schreckens verwandelt. Im Epizentrum der Thanksgiving-Tradition, gegründet von den Pilgervätern, die 1620 von Bord der Mayflower gingen und ein Jahr später das erste Erntedankfest feierten, sorgt ein rachedurstiger Killer in Pilgerkostüm für ein blutiges Gemetzel an den konsumorientierten Nachfahren John Carvers, dem Pilgerführer und ersten Gouverneur der neuenglischen Kolonie Plymouth, und treibt die Merkmale des Feiertags auf einen grotesken Höhepunkt. Festgehalten wird das alles per Livestream, was den Film in ein modernes Setting einbettet, das effektiv genutzt wird. Sowohl das Blutbad im RightMart als auch die Morde im darauffolgenden Jahr werden in den sozialen Medien verbreitet. Indem Roth die Figuren und das Publikum gleichermaßen in die Verbrechen verwickelt, kommentiert er sowohl den Reiz als auch die Gefahr des digitalen Voyeurismus.
Fazit
Trotz einiger Schwierigkeiten im Vorfeld gelingt es Eli Roth nach dem beliebten Fake-Trailer einen zufriedenstellenden Slasher abzuliefern. Währenddessen überzeugt Thanksgiving mit seiner verhältnismäßig langen Laufzeit nicht nur durch originelle Tötungsszene, sondern auch mittels charmanter Kleinstadtatmosphäre und überzeugender Figuren. Doch inmitten von herausgerissenen Eingeweiden und abgetrennten Gliedmaßen gibt Roth auch einigen bissigen Kommentar zum Thanksgiving-Feiertag ab, ohne das Thema überzustrapazieren.
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Gesamtwertung |
Bildquelle: Thanksgiving © Plaion Pictures
Ab 18.04.2024 im Handel erhältlich: