Deep Logic (2020) – Review
Vom 19. August bis 02. September findet das 21. Japan-Filmfest Hamburg statt und bietet dem Publikum 16 ausgewählte Action- und Horrorfilme unter dem Stichwort „Naginata“. Wir hatten die Gelegenheit, etwas in das Programm hineinzuschnuppern und möchten euch vorab den Spielfilm Deep Logic vorstellen.
Originaltitel: | Dīpu rojikku |
Land: | Japan |
Laufzeit: | 121 Minuten |
Regie: | Kentaro Yamagishi |
Drehbuch: | Yôichi Matsumoto |
Cast: | Mina Kuryu, Shun Todo, Kanehisa Tsuchiya u.a. |
VÖ: | ab 19.08.2020 beim Japan-Filmfest Hamburg |
Inhalt
Der erfolglose Musiker Todo (Shun Todo) trifft eines Tages die schüchterne Straßenmusikerin Kuryu (Mina Kuryu) und ist nicht nur von ihrer ehrlichen Musik hingerissen. Hals über Kopf verliebt er sich in die junge Frau und ignoriert die alarmierenden Signale, dass etwas mit Kuryu nicht stimmen könnte. Denn diese wird nicht nur von der Reporterin Shiina (Anon Shiina) beobachtet, sondern erweckt auch das Interesse des Chief Inspector Tsuchiya (Kanehisa Tsuchiya), der mit der Leitung einer Anti-Terror-Einheit der Tokioter Polizei betraut wurde. Schließlich eskaliert die Situation und das Paar muss vor einer Gruppe Terroristen fliehen, die es ebenfalls auf Kuryu abgesehen hat, und der ahnungslose Todo findet sich in einer aussichtslosen Situation wieder, in der nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von Millionen von Menschen bedroht wird.
Hintergründe & Kritik
Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens wandte sich die Tokioter Theatergruppe 6BanCEED an das Independent-Filmteam „Project Yamaken“ unter der Leitung von Regisseur Kentaro Yamagishi mit der Mission, das „coolste Jubiläumsvideo einer japanischen Theatergruppe aller Zeiten“ zu verwirklichen. So entstand bereits 2015 ein dreiminütiger Fake-Trailer zu einem Actionfilm mit den Mitgliedern des Theaters in verschiedenen Rollen. Aus Spaß wurde ein ernstes Projekt, denn insbesondere im Internet erfreut sich der Trailer großer Beliebtheit und die Zuschauer konnten es nicht erwarten, den fertiggestellten Film zu sehen.
Fünf Jahre später war es dann soweit und das chaotische Popcorn-Kino im Stil eines US-amerikanischen Action-Blockbusters fand seinen Weg in die japanischen Kinos. Und Action bekommt der Zuschauer gleich zum Anfang geboten, wenn eine Gruppe bizarrer Terrorist*innen Tokio in Angst versetzt und alles niederwalzt, was sich ihnen in den Weg stellt. In den nächsten zwei Stunden löst diese Terror-Gruppe eine Lawine aus wilden Schießereien, Explosionen und Verfolgungsjagden aus, die mitunter ziemlich blutig enden. Ohne Rücksicht auf Verluste wird wild durcheinander geschossen und es kommt immer wieder zu absurd hohen Opferzahlen an unbeteiligten Opfern im öffentlichen Raum. Und obwohl sich insbesondere die Nahkampf-Szenen in ein gutes Produktionsdesign einordnen, leiden die Special Effects durch das niedrige Budget.
Ein weiterer Kritikpunkt ist sicherlich die lange Laufzeit, die auf den ungewöhnlichen Produktionsplan des Film-Teams zurückzuführen ist. Deep Logic wurde als zweistündiger Spielfilm geplant, der in Form von vier Kurzfilmen abgedreht wurde. Diese wurden jeweils innerhalb eines halben Jahres fertiggestellt und gezeigt, sodass der Erlös der Tickets als Budget für den nächsten Teil diente. Somit konnte der Film ohne Crowdfunding oder Beteiligung von Sponsoren produziert werden. Leider kommt es nach ungefähr der Hälfte des Films, durch die vielen Actionszenen, zu einer zeitweiligen Stagnation. Auch die Rückblenden und zahlreichen Nebenhandlungen werden schnell unübersichtlich, denn Yamagishi möchte allen seinen Figuren gerecht werden. Die Konzentration auf die beiden Hauptfiguren und weniger Perspektiven der Nebenrollen hätten dem Drehbuch mehr Stabilität verliehen, insbesondere ab der zweiten Hälfte. Was den Film jedoch wieder in die Spur bringt, sind die letzten 30 Minuten, in denen sich die scheinbar lose zusammenhängenden Szenen in das Gesamtbild einfügen.
Dass der Film letztlich doch überzeugen kann, ist auch den vielen engagierten Schauspieler*innen zu verdanken, die mit Herzblut und Leidenschaft ihre Rollen verkörpern. Viele kommen aus der pulsierenden Theaterszene Tokios und auch Fans halfen als Statisten und Mitarbeiter aus. Vom japanischen Ministerpräsidenten bis hin zu den bizarren Auftragskillerpärchen sind alle Nebenfiguren mit Liebe zum Detail geschrieben. Das dürfte viele Zuschauer auch über den Aspekt des Overactings hinwegtrösten, der im japanischen Film keine Seltenheit darstellt. Je skurriler die Figuren, desto dramatischer das Schauspiel. Aber Matsumoto gesteht seinen Figuren auch nachdenkliche Momente zu, vor allem die Interaktionen zwischen Kuryu und Todo sind liebenswert und glaubhaft gestaltet.
Fazit
Nach dem unterhaltsamen Roadmovie Pumpkin Girls wandelt Kentaro Yamagishi mit Deep Logic auf den Spuren rasanter Actionfilme westliche Produktionslandschaften. Auch wenn der Film in der zweiten Hälfte durch die übersättigende Action an Tempo verliert, halten sympathischen Figuren Spannung oben und auch wenn Yamagishi sich altbekannten Tropen des Genres bedient, weiß der Film bestens zu unterhalten.
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Bilder: Deep Logic © Project Yamaken