13 Horrorfilme aus 2017, die ihr gesehen haben solltet
8. It Stains the Sands Red
Was mich an dem Film von Anbeginn so sehr fasziniert hatte, war die aufs Simpelste runtergebrochene Story: eine Frau, ein Zombie.
Dieses Grundsetting ist es dann auch, was It Stains the Sands Red so von all den anderen ideenlosen Zombiefilmen unterscheidet. Im Normalfall setzen die Filmemacher bei Zombiefilmen auf Massen. Der Zombie ist langsam und dumm und viele Regisseure offenbar unfähig daraus eine echte Bedrohung zu entwickeln. Im schlimmsten Fall sieht das dann aus wie bei World War Z. Zombies sind die stumme unaufhaltsame Masse, was ja auch grundsätzlich nicht verkehrt ist, aber eben oft schiere Ideenlosigkeit vertuschen soll. Colin Minihan und Stuart Ortiz (unter dem Pseudonym The Vicious Brothers für Grave Encounters verantwortlich) beweisen nun, dass es auch anders geht.
7. Let the Corpses Tan (Review folgt)
In Let the Corpses Tan entführen uns Hélène Cattet und Bruno Forzani (Amer) in den surrealsten Western seit Alejandro Jodorowskys El Topo. Gemischt mit einem guten Schuss Giallo und der für Cattet und Forzani ganz eigenen visuellen Note, erhalten wir einen irren Ritt, der wohl viele Menschen komplett vor den Kopf stoßen wird.
Wer allerdings schon immer einen surrealen Giallo-Western mit rudimentärer Story und atemberaubenden Bildern sehen wollte, könnte hiermit glücklich werden. Ich wurde es.
6. Personal Shopper
Personal Shopper ist ein Film für Kristen Stewart. Regisseur und Drehbuchautor Olivier Assayas, der schon bei Die Wolken von Sils Maria mit dem ehemaligen Twilight-Star zusammenarbeitete, bezeichnete Stewart als Inspiration für diesen Film und engagierte sie auch sogleich für die Hauptrolle.
Der Franzose entführt uns zusammen mit der von Stewart gespielten Maureen in die Modewelt von Paris. Maureen ist die titelgebende persönliche Einkäuferin für eine Berühmtheit. Vor kurzem starb allerdings ihr Zwillingsbruder, was Assayas zum Anlass nimmt eine Charakterstudie in einer Geistergeschichte zu entwerfen.
Eine sehr unkonventionell erzählte Geistergeschichte, die in Bezug auf das Psychodrama an Polanskis Ekel erinnern lässt. Auch wenn der Film sein Publikum mit narrativer Unberechenbarkeit stark fordert, liegt es am Schluss vor allem an der starken Inszenierung und an Stewarts grandioser Performance, dass ich den Film trotzdem allen ans Herz legen will. Auch wenn er vielen nicht gefallen wird, eine Chance sollte er auf jeden Fall bekommen.
5. Raw
Mit Raw begibt sich Drehbuchautorin und Regisseurin Julia Ducournau auf den Weg durch die Vielfalt des Genres. Inhaltlich folgen wir der Teenagerin Justine während ihres ersten Jahres auf einer Schule für Veterinärmedizin, die auch ihre ältere Schwester Alexia besucht. Schon ab dem ersten Tag sieht sie sich allerdings skurrilen Schultraditionen ausgesetzt. So werden die Neuankömmlinge halbnackt auf allen Vieren durch dunkle Gänge zur Willkommensparty gescheucht, mit roter Farbe/Tierblut übergossen (Carrie lässt grüßen) oder gezwungen rohe Tiereingeweide zu verspeisen. Wäre dies für die Vegetarierin Justine nicht schon dramatisch genug, reagiert ihr Körper darauf mit einem bösen Ausschlag und zudem entwickelt sie einen Heißhunger auf Fleisch – jedoch nicht nur tierisches.
Gewürzt mit Kannibalismus, einem der großen Tabus der Menschheit, gelingt Julia Ducournau damit ein hochspannender Horrorfilm, der nicht nur zum Denken anregt, sondern auch durch Ducournaus souveränen Umgang mit dem Genre zudem noch bestens unterhält. Bitte mehr davon, denn ich habe Blut geleckt!
4. The Forest of Lost Souls
Mit einem Prolog aus dem Off startet der portugiesische The Forest of Lost Souls in seine triste schwarzweiße Welt. Nach einer kurzen wunderschönen Montage beobachten wir, passend zu den einführenden Worten, eine junge Frau in weiß bei ihrem Suizid mittels Gift. Die Traurigkeit bleibt für immer.
Es folgt ein atemberaubend schönes Intro durch einen Pappmaché-Wald, welches schon erahnen lässt, welch wunderschöne Bilder uns noch erwarten werden. Danach finden wir uns wieder im Wald wieder, welcher ein sehr beliebter Platz für Suizid ist. Dort beobachten wir wie Ricardo, ein Mann mittleren Alters, und Carolina, etwa im Alter der jungen Frau aus dem Vorspann, sich zufällig im Suizidwald begegnen.
The Forest of Lost Souls ist nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern auch eine spannende Auseinandersetzung mit Trauer und Suizid, aber vor allem auch eine Abrechnung mit einer oberflächlichen Hipster-Kultur, die sich eklektisch allen möglichen Quellen bedient und diese, von deren ursprünglichen Bedeutung beraubt, für sich benutzt. Diese Kritik an kultureller Aneignung finden wir interessanterweise auch bei einem anderen großen Genre-Hit dieses Jahres: Get Out. Diese oberflächliche Verwertung von Kultur scheint verstärkt in den Fokus zu rücken. Vielleicht gibt es ja doch noch Rettung für uns verlorene Seelen – oder wann hast du das letzte Mal bedeutungsschwanger ein Zitat in den Raum geworfen?