Personal Shopper
Kritik

Personal Shopper (2016) – Review

oder: Kristen Stewarts Kampf mit Verlust, der eigenen Identität und Geistern.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Personal Shopper
Frankreich/Deutschland
105 Minuten
Olivier Assayas
Olivier Assayas

Von Kristen Stewart inspirierte Geistergeschichte

Personal Shopper ist ein Film für Kristen Stewart. Regisseur und Drehbuchautor Olivier Assayas, der schon bei Die Wolken von Sils Maria mit dem ehemaligen Twilight-Star zusammenarbeitete, bezeichnete Stewart als Inspiration für diesen Film und engagierte sie auch sogleich für die Hauptrolle.

Der Franzose entführt uns zusammen mit der von Stewart gespielten Maureen in die Modewelt von Paris. Maureen ist die titelgebende persönliche Einkäuferin für eine Berühmtheit. Vor kurzem starb allerdings ihr Zwillingsbruder, was Assayas zum Anlass nimmt eine Charakterstudie in einer Geistergeschichte zu entwerfen.

Unkonventionelle Geschichte und starke Performance

Ich möchte an dieser Stelle auch sogleich mal eine Lanze für Kristen Stewart brechen, die ich für eine hervorragende Schauspielerin halte. Abgesehen von der Twilight-Reihe, bei der die Vorlage schon nicht viel hergibt, sind ihre Performances durchaus sehenswert und davon ist auch Personal Shopper keine Ausnahme. Dies ist in diesem Fall auch besonders wichtig, da sich der gesamte Film um den von ihr verkörperten Charakter dreht und dementsprechend die Wirkung des Films zu einem großen Teil von ihr abhängt. Es gibt kaum eine Szene in der sie nicht vertreten ist. Assayas und sein Kameramann Yorick Le Saux arbeiten zudem viel mit Nahaufnahmen und es ist faszinierend mit welchen feinsten Bewegungen, sei es ein unscheinbares Zucken oder ein leichtes Zittern der Hand oder eine kleine Variation in der Körperhaltung, Stewart ihren Charakter mit Leben füllt.

Stewart selbst hat Assayas Filme einmal dafür gelobt, dass sie nicht alle Fragen die sie stellen auch beantworten. Wer damit schon Probleme hat, den wird Personal Shopper wahrscheinlich komplett entgeistert zurück lassen, denn Assayas lässt nicht nur vieles offen, er bricht auch mit narrativen Konventionen. Dies beginnt schon damit, dass sich der Film jeglicher Genre-Zuordnung rigoros entzieht. Von Geister-Horror und Psychodrama über Mystery-Thriller bis hin zu Coming-of-Age tänzelt der Streifen geschickt um Genres herum. Dies machte für mich auch einen Teil der Faszination des Filmes aus, da mir nie klar war wohin der Film mich nun führen wird – anderen wiederum könnte dies hingegen unrund erscheinen. So folgt auch die Erzählweise kaum gewohnten Mustern. Einer Kurzgeschichte ähnlich werden wir ins Geschehen geworfen und müssen uns peu á peu zurechtfinden und werden manche Antworten erst beim wiederholten Sehen oder gar nie entdecken können. So abrupt die Geschichte beginnt, endet sie auch. Gewissermaßen mit Anti-Höhepunkt und symptomatisch mit offenen Fragen.

Personal Shopper

Es sind am Ende die offenen Fragen und die hinter der Oberfläche liegenden Themen, die viel von Personal Shoppers Reiz ausmachen. Hinter der gruseligen Geistergeschichte liegt der Umgang mit Verlust und Spiritualität. Hinter der High-Fashion-Welt die Suche nach Identität. Assayas versteht es diese Themen geschickt miteinander zu verweben. Maureen ist als Einkäuferin und Körperdouble ihrer Arbeitgeberin nicht nur von der körperlichen Statur ähnlich, sodass sie für sie Anproben erledigen kann, nein sie kennt auch ihren Geschmack in und auswendig. Später erfahren wir auch, dass ihr Zwillingsbruder der impulsgebende Part in deren Leben war und Maureen häufig nur reaktiv. Nachdem Verlust dieses immens wichtigen Teiles ihres Lebens hat sie nicht nur mit diesem Einschnitt zu kämpfen, sondern auch mit der Suche nach der eigenen Identität.

All dies läuft in einer unkonventionell erzählten Geistergeschichte zusammen, die in Bezug auf das Psychodrama an Polanskis Ekel erinnern lässt. Auch wenn der Film sein Publikum mit narrativer Unberechenbarkeit stark fordert, liegt es am Schluss vor allem an der starken Inszenierung und an Stewarts grandioser Performance, dass ich den Film trotzdem allen ans Herz legen will. Auch wenn er vielen nicht gefallen wird, eine Chance sollte er auf jeden Fall bekommen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Personal Shopper © Weltkino Filmverleih

Film kaufen (erhältlich ab 23. Juni 2017):

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?