13 Filme vom Master of Suspense Alfred Hitchcock, die ihr gesehen haben solltet!
Heute widmen wir uns Alfred Hitchcock, dem Master of Suspense. Wie immer haben wir uns für euch durch eine Fülle an Filmen gewühlt und präsentieren 13 Empfehlungen, die ihr keinesfalls verpassen solltet. Viel Spaß!
13. Frenzy (1972)
Für seinen vorletzten Film kehrte Alfred Hitchcock nach vielen Jahren in den USA noch ein letztes Mal nach Großbritannien zurück, um den Serienkiller-Thriller Frenzy zu drehen. Das Drehbuch stammt von Anthony Shaffer, der unter anderem für das Skript zu The Wicker Man verantwortlich zeichnet.
Ein als Krawattenmörder bezeichneter Serienkiller versetzt London in Angst und Schrecken. Als die Ex-Frau des ehemaligen RAF-Piloten Richard Blaney mit einer Krawatte erdrosselt aufgefunden wird, wird er schnell zum Hauptverdächtigen der ermittelnden Behörden. Blaney tut alles, um Beweise für seine Unschuld zu sammeln, doch die Schlinge um seinen Hals zieht sich immer enger und der Krawattenmörder hat schon sein nächstes Opfer im Visier …
Mit Frenzy greift Hitchcock wieder eines seiner liebsten Motive auf: den unschuldig Verfolgten. Allerdings selten zuvor in einer solch bedrückend düsteren Art wie hier. Die Taten des Killers sind in erster Linie misogyn begründet und dessen Frauenverachtung spiegelt sich in der Gesellschaft um ihn herum wieder, in der Vergewaltigungswitze eine Alltäglichkeit darstellen. Es ist eine triste Welt, die Hitchcock hier skizziert, in der der alkoholsüchtige Protagonist weniger als Identifikationsfigur dient, sondern vielmehr das Symptom einer verkommenen Gesellschaft ist – eine Gesellschaft, die mit scheinbar gehobener französischer Küche und gut sitzenden Anzügen nur den Schein wahrt, deren Krawatten auch nicht zufällig zum Mordwerkzeug werden. Und auch der bitterschwarze britische Humor, der zwischen den trostlosen Szenen immer wieder durchblitzt, lässt die Situationen oft noch zynischer erscheinen.
Inszenatorisch zeigt Frenzy, dass Hitchcock auch in seiner Spätphase nach wie vor ein Meister seines Fachs war. Gerade die Kameraarbeit (Gilbert Taylor, Ekel) ist innovativ, dynamisch und verleiht der gewohnt spannenden Inszenierung noch das gewisse Etwas.
Frenzy war das letzte große Highlight in Hitchcocks Karriere und ein würdiger Ausklang einer großen Karriere. [Florian]
12. Berüchtigt (1946)
Kurz nachdem ihr als Nationalsozialist verurteilter Vater im Gefängnis starb, wird Alicia Hubermann (Ingrid Bergmann, Ich kämpfe um dich) vom Agenten T. R. Devlin (Cary Grant, Der unsichtbare Dritte) für den US-Geheimdienst rekrutiert. Ihrer Loyalität den USA gegenüber wird viel abverlangt, denn sie soll in Südamerika einen alten Verehrer aus ihres Vaters Kreisen, den deutschen Geschäftsmann Alexander Sebastian (Claude Rains, Der Unsichtbare) bezirzen, der im Verdacht steht die Geschäfte ihres Vaters weiterzuführen. Wären da nicht die Gefühle, die sich im Laufe der Mission zwischen Devlin und ihr entwickeln. Land oder Liebe, das ist hier die Frage.
Berüchtigt zählt wohl zu jenen Hitchcock-Filmen mit einer der unruhigsten Entstehungsgeschichten, da der Film mitten in der Produktion an RKO verkauft wurde. Zudem wurde für die Veröffentlichung in Westdeutschland aus den Nazis mal eben ein Drogenkartell inklusive der Umbenennung aller Charaktere und einer neuen Schnittfassung. Doch es wäre nicht Hitchcock, wenn er sich davon abhalten lassen würde in seinem dritten gemeinsamen Film mit Produzent David O. Selznick wieder tief in die Kiste der Fähig- und Fertigkeiten zu greifen. Ausgestattet mit einem beeindruckenden Cast spinnt er aus der Drehbuchvorlage von Ben Hecht eine aufregende, vielschichtige Story rund um Spionage der frühen Geheimdienste, länderübergreifende geheime Netzwerke von Nationalsozialisten sowie dem Ringen zwischen Loyalität und Liebe. Aus dieser holt Bergmann das Absolute heraus und bringt allein durch die Bewegung ihrer Augenbrauen Alicias Gefühlswelt nuanciert zutage. Hitchcock verstärkt dies noch mit einer guten Menge perfekt ausgeleuchteter Nahaufnahmen. Grant kommt dagegen nur schwer an, dessen Charakter den Dialogen nach mehr Möglichkeit für inneren Zwiespalt und Agonie beinhaltet, als es der oftmals gleichgültige Blick und stoische Tonfall vermuten lassen.
Nichtsdestotrotz weiß Berüchtigt zu begeistern, denn an jeder Ecke lauert eine Frage, die zum Mitfiebern einlädt: Welches Geheimnis verbirgt sich im Weinkeller der Nazis? Ist Alicia nun dramatisch, betrunken oder enthält ihre Tasse mehr als nur Kaffee? Wird Alexander den Verrat erkennen und wenn ja, wird er es schaffen, seinen Platz zwischen seiner Angebeteten und seiner politischen Loyalität weise zu wählen? [Heike]
11. Das Rettungsboot (1944)
Kaum ist der Vorspann vorbei, sehen wir auch schon wie der bislang gezeigte Schlot eines Dampfschiffs in den Tiefen des Meeres verschwindet. Ein Schiff der Alliierten und ein deutsches U-Boot hatten sich gerade gegenseitig versenkt. Es treiben diverse Trümmer durchs Bild: von einer Obstkiste über ein Exemplar des New Yorkers bis hin zu Spielkarten – und mittendrin ein Rettungsboot mit einer Hand voll Überlebender. Dabei hat sich eine bunte Mischung aus allen Gesellschaftsschichten zusammengefunden, unter anderem die glamouröse Kolumnistin Constance Porter (Tallulah Bankhead), der wohlhabende Industrielle Charles Rittenhouse Jr. (Henry Hull, Der Werwolf von London), der aufbrausende Mechaniker John Kovac (John Hodiak, Irgendwo in der Nacht) und ein Überlebender aus dem deutschen U-Boot (Walter Slezak, Born to Kill). Während die Gruppe gemeinsam versucht, sich in Sicherheit zu begeben, kommt es zu immer mehr Spannungen innerhalb der Gruppe …
Das Rettungsboot gehört zu Alfred Hitchcocks ersten US-amerikanischen Filmen während er noch bei Produzent David O. Selznick unter Vertrag stand und nur an 20th Century Fox ausgeliehen wurde. Die Idee dafür hatte Hitchcock selbst und er beauftragte John Steinbeck, Autor des Romans „Früchte des Zorns“, ein Skript zu erstellen. Der Film erschien auch Mitten im Zweiten Weltkrieg und sorgte für ordentlich Kontroversen, denn Slezaks Darstellung des „Kriegsfeindes“ war vielen im Angesichts der Kriegsgräuel durch Nazi-Deutschland zu sympathisch. Die Angriffe führten soweit, dass sich Steinbeck schlussendlich sogar von dem Film distanzierte und die Streichung seines Namens verlangte. Dabei taten Hitchcock und Drehbuchautor Jo Swerling (Todsünde) nichts Außergewöhnliches, sondern versuchten nur einen Antagonisten zu kreieren, der mehr ist als eine bloße Karikatur. Dies war vermutlich auch das Problem: die Menschen wollten hinter den Grausamkeiten, keine Menschen, sondern Zerrbilder sehen. Aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar, ist es doch gerade Slezaks Charakter und seine Performance, die dem Film einen faszinierenden Subtext verleihen.
Davon abgesehen ist Das Rettungsboot in erster Linie ein überaus gelungenes Kammerspiel, das vor allem durch sein innovatives Setting und den stark aufspielenden Cast überzeugen kann. [Florian]
10. Bei Anruf Mord (1954)
Der dekadente Tony und die wohlhabende Margot (Grace Kelly, Das Fenster zum Hof) sind ein Ehepaar. Weil Margot eine Affäre hat und Tony seinen hedonistischen Lebensstil durch den Nebenbuhler bedroht sieht, schmiedet er einen perfiden Plan: Er will einen ehemaligen Schulkameraden erpressen, seine Frau umzubringen, während er sich selbst ein wasserdichtes Alibi verschafft. Doch der forcierte Auftragsmord läuft schief und plötzlich gibt es eine andere Leiche als vorgesehen und jemand Unerwartetes rückt als möglicher Täter ins Visier der Polizei…
Bei Anruf Mord ist das zweite von vier Kammerspielen, das sich in dieser Liste finden lässt. Hitchcock selbst soll diesen Film gehasst haben; als Außenstehende:r völlig unverständlich, gehört er doch zweifelsfrei zu seinen verzwicktesten. Bei Anruf Mord erspinnt einen Plot, der dermaßen knifflig ist, dass einem der Kopf qualmt. Vielfach überschlagen sich die Ereignisse und entwickeln sich in Richtungen, die vollkommen unvorhersehbar sind. Das außergewöhnlich gute Drehbuch wird mit typischen inszenatorischen Finessen Hitchcocks verknüpft, wenn zum Beispiel Kamerabewegungen und Framing die Brisanz bestimmter Situationen unterstreichen oder die Verwirrung und Einengung von Figuren widerspiegeln. Das Konzept der drei Aristotelischen Einheiten, nach dem Zeit, Raum und Handlung eines Dramas einheitlich und ohne Sprünge bleiben sollte, wird auf meisterhafte Weise ausgespielt.
Bei Anruf Mord macht sich seine schwindelerregenden Wendungen zu nutzen, um ein enormes Maß an Spannung zu erzeugen. Hitchcock beweist mit diesem Film eindrucksvoll, wieso er als Master of Suspense in die Filmgeschichte eingegangen ist: Nicht nur sind diverse Schlüsselszenen zum Nägelkauen intensiv, sondern auch die Unvorhersehbarkeit der Handlung hält die Aufmerksamkeit die gesamte Laufzeit über hoch. Es ist höchst beeindruckend, dass Hitchcock solch einen Maßstab für ein Kammerspiel selbst noch zwei weitere Male überbieten konnte. [Robert]
9. Der Fremde im Zug (1951)
Zwischen Tennisstar Guy Haines (Farley Granger, Cocktail für eine Leiche) und Bruno Antony (Robert Walker, Her Highness and the Bellboy) entspinnt sich auf einer Fahrt im Nordexpress ein zunehmend waghalsiges Gespräch. Bruno scheint einiges über den Sportler und seine politischen Ambitionen zu wissen, unter anderem, dass dieser sich lieber heute als morgen scheiden lassen möchte, um in die Senatorenfamilie Morton einzuheiraten. In der Absicht das perfekte Verbrechen zu begehen, schlägt er einen Handel vor: Er ebnet Guy die Bahn für eine Zukunft mit Anne Morton, indem er Ehefrau Miriam aus dem Weg räumt, falls sich dieser im Gegenzug bereit erklärt Brunos Vater ins Jenseits zu befördern. Da sie sich zufällig kennen gelernt haben, bestünde zwischen diesen Morden praktisch keine Verbindung, insofern gäbe es kein Motiv. Guy hält das Tauschgeschäft, das sämtliche Probleme elegant auf einmal löst, zunächst für eine amüsante Vorstellung. Allerdings ist Bruno gewillt, das Gedankenspiel in die Tat umzusetzen. Bald darauf beginnt er Miriam nachzustellen und viel zu spät muss Guy erkennen, dass seine Zugbekanntschaft keineswegs zu Scherzen aufgelegt ist.
Der Fremde im Zug gehört zu Hitchcocks größten Arbeiten und hat eine ganze Welle an Noir-Thrillern losgetreten. Die Qualitäten des gebürtigen Briten vereinen sich zu einem perfiden Reigen aus Nervenkitzel und dem typischen, hübsch boshaften Humor. Degoutant witzig handelt er seine Lieblingsthemen ab, wobei wie in seinem experimentellen Kammerspiel Cocktail für eine Leiche aus dem Jahre 1948 die intellektuelle Herausforderung zählt: Verbrechen gilt als Spiel (wie Tennis), der perfekte Mord als Kunstform. Indem wir von Anfang an in die Pläne der Männer eingeweiht sind, erwischt uns Hitchcock eben nicht kalt und sorgt für einen kurzen Schock, sondern erzeugt über die gesamte Laufzeit Suspense. [Michaela]