Euro Horror
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13 europäische Horrorfilme der 70er, die ihr gesehen haben solltet!

Heute wenden wir uns kontinentaleuropäische Horrorfilmen aus den 70ern zu. Wie immer haben wir uns für euch durch eine Fülle an Filmen gewühlt und präsentieren 13 Empfehlungen, die ihr keinesfalls verpassen solltet. Viel Spaß!

13. Malpertuis (1971)

Malpertuis steht leider immer etwas im Schatten des sexuell aufgeladenen und kultigen Vampirfilms Blut an den Lippen, den der belgische Regisseur Harry Kümel ein Jahr zuvor drehte. Denn trotz Nominierung für die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes floppte Malpertuis an den Kinokassen und fliegt auch heute noch unter dem Radar.

Dabei hat die Verfilmung des Romans von Jean Ray so viel, das sich zu entdecken lohnt. Der Film dreht sich um den Matrosen Jan (Mathieu Carrière, Parapsycho – Spektrum der Angst), der kurz nachdem er von einer langen Seereise wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, entführt wird. Er findet sich in einem von einer verwilderten Gartenanlage umgebenen, labyrinthartigen Herrenhaus namens Malpertuis wieder – seinem Elternhaus. Sein Onkel Cassavius (Orson Welles, Citizen Kane) liegt bettlägerig im Sterben und hat seine Angehörigen versammelt, um die Vererbung des Anwesens zu klären. Dieses soll unter allen aufgeteilt werden – unter einer Bedingung: Sie dürfen das Herrenhaus nicht verlassen.

Selten wurde ein großes altes Herrenhaus mit all seinen verwinkelten Korridoren, endlosen Treppen, verschlossenen Türen und unter zentimeterdickem Staub versteckten Geheimnissen so wundervoll phantastisch in Szene gesetzt wie in Malpertuis. So ist dieser verwunschene Irrgarten von einem Haus trotz der überaus illustren Runde an mysteriösen Bewohner:innen, die hier versammelt werden, ganz klar der wahre Protagonist der Geschichte. Mit diesem wundervollen Setting und inszenatorischer Virtuosität gelingt es Kümel, ohne große Effekthascherei Spannung zu erzeugen und das Publikum in die phantasmagorischen Strudel von Malpertuis hineinzusaugen. Unterstützt von Georges Delerues eindringlichem Score entstand eine wahre Perle des phantastischen Films, das nicht nur Freunden surrealer Kunst wärmstens empfohlen sei. [Florian]

12. Nosferatu – Phantom der Nacht (1979)

Der Wismarer Häusermakler Knock entsendet seinen Mitarbeiter Jonathan Harker zu Graf Dracula nach Transsilvanien. Als der ein Porträt von Harkers Frau Lucy sieht, unterschreibt er den Vertrag für ein „schönes ödes Haus“ gegenüber dem ihren unbesehen. Nachdem er seinen Gast gebissen hat, reist der Graf nach Wismar, wo alsbald die Pest ausbricht. Von Lucy wird Dracula in eine Falle gelockt, sie stirbt jedoch bei dem Versuch ihn zu töten. Dr. van Helsing vollendet ihre Tat, doch auch Heimkehrer Jonathan hat sich inzwischen in einen Vampir verwandelt und lässt den Doktor verhaften.

Die Stummfilme der Weimarer Zeit, wie Murnaus Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von 1922, gelten als mit die ersten Vertreter des Horrorfilms und weisen Deutschland als eine seiner Geburtsstätten aus. Sie setzten Maßstäbe für das neue Genre hinsichtlich Atmosphäre, Effekten, Figuren und Handlung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor sich diese Tradition, die Deutschen flüchteten sich nach dem überstandenen Schrecken nun lieber in den unverfänglichen Heimatfilm. Mit Nosferatu knüpfte Werner Herzog als einer der ersten Regisseure wieder an diese kulturellen Wurzeln an.

Herzog wollte kein Remake des Meisterwerks drehen: Seine Wiederbelebung des historischen Vampirs bewegt sich zwischen Stummfilm-Hommage und Neuem Deutschen Film. Die Neuverfilmung ist ein visuelles Kunstwerk, das mehr von seiner irrational-unheimlichen Atmosphäre und der starken Bildsprache lebt, als von nervenzerreißender Spannung. Der Grundton ist überaus pessimistisch gehalten und auch die Stars des Films, Isabelle Adjani (Possession) und Klaus Kinski (Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London), werden zu tragischen Figuren, die an ihrer Existenz verzweifeln. Ein halbes Jahrhundert nach Murnau präsentierte Herzog mit seinem poetischen Film über den Blutsauger endlich wieder deutschen Horror und inspirierte junge Regisseure wie Jörg Buttgereit (Nekromantik), es ihm nachzutun. Seine Version des Nosferatu ist dabei ebenso anmaßend wie genial. [Catherin]

11. Die Schöne und das Ungeheuer (1978)

Nachdem er sein ganzes Vermögen durch einen unglücklichen Vorfall verloren hat, bricht Kaufmann Otec auf eine Reise durch die nahe gelegenen Wälder auf, um das Gemälde seiner verstorbenen Frau zu verkaufen. Bei Nacht sucht er in einem verlassenen Schloss Zuflucht. Am nächsten Morgen ist das Bild seiner Frau verschwunden und als Bezahlung findet Otec eine große Menge Gold und Edelsteine. Bevor er das Anwesen verlässt, pflückt er aus dem Garten eine einzige Rose und plötzlich steht sein wütender Gastgeber hinter ihm, der ihm ein Ultimatum stellt: entweder er stirbt oder eine seiner drei Töchter nimmt seinen Platz ein.

Regisseurs Juraj Herz (Das neunte Herz) kreiert mit Die Schöne und das Ungeheuer eine stimmungsvolle, betörende Adaption des französischen Märchens „La Belle et la Bête“ aus dem 18. Jahrhundert. Dabei taucht Herz tief in die Schauer- und Horrorelemente der Vorlage ein und vermischt gekonnt Fantasie mit Albtraum, um eine magische und düstere Welt zu erschaffen. Der Film beginnt mit einer tristen Landschaft. Nebel rollt durch die Wälder und Moore, während blutverschmierte Metzger gehen vor einer grotesken Märchenkulisse ihrem Handwerk nach. Visuell orientiert sich Herz am Gothic-Horror der 1960er-Jahre und an Jean Cocteaus Es war einmal, einer Verfilmung des Märchens von 1946.

Neben der Allmacht der wahren Liebe wird insbesondere der innere Kampf zwischen Mensch und Tier auf die Spitze getrieben. Während in anderen Versionen das Biest zumeist als eine bären- oder wolfsartige Kreatur inszeniert wird, entscheidet sich Herz für ein vogelähnliches Wesen, durch die Isolation halb dem Wahnsinn verfallen mit scharfen Krallen und dem Durst nach frischen Blut. Er teilt sein Zuhause mit der flüsternden Stimme in seinem Kopf und seltsamen Dienern, die wie Kobolde anmuten und stumm im Schatten lauern. Der begabte Balletttänzer Vlastimil Harapes erweist sich in der Rolle des Ungeheuers als hervorragende Wahl. Mit einer absoluten Selbstbeherrschung und Körperlichkeit schleicht er durch das heruntergekommene Schloss und seine dynamischen, anmutigen Bewegungen weisen auf die Schönheit hin, die unter der abscheulichen Erscheinung verborgen liegt. [Jana]

10. The Blood Spattered Bride (1972)

Ein frisch gebackenes Ehepaar reist zu einem opulenten Landhaus an der spanischen Küste, um dort die Flitterwochen zu verbringen. Die Stimmung ist jedoch angespannt, denn die Ehefrau Susan wird von schrecklichen Visionen geplagt. In diesen erscheint ihr eine andere Frau, die ihren Ehemann vor vielen Jahren in eben jenem Landhaus erdolcht hat. Und eines Tages findet auch Susan unter ihrem Kopfkissen ein Messer…

Der in Deutschland nie erschienene The Blood Spattered Bride ist ein fantastisches Horrorjuwel, das sich inhaltlich wohl am ehesten mit italienischen giallo’esken Perlen wie Das Parfüm der Dame in Schwarz vergleichen lässt. Der Film vereint auf versierte Art und Weise Vampirismus, psychologischen Horror und feministische Ideen in sich. Sexuelle Repression mündet in ekstatische Gewaltausbrüche, die mit bizarr anmutender Vampir-Motivik angereichert sind und deswegen nicht zuletzt auch an das poetische Kino von Jean Rollin (Die eiserne Rose) erinnern.

Der Biss eines Vampirs ist auch hier traditionell ikonographisch mit dem Element der Sublimierung aufgeladen. Als Symbol der sexuellen Emanzipation steht das Bedienen des Vampir-Motivs vollkommen in der Programmatik des Films, denn nach dem Biss wählen die Frauen nach freien Belieben selbst ihre zukünftigen Oper. Das Entledigen der Fesseln der Ehe als patriarchales Machtinstrument ist dabei nur der erste der großen emanzipatorischen Schritte, die The Blood Spattered Bride mit Bravour begeht. Ein progressiver, anspruchsvoller Film, dessen Themen auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. [Robert]

9. Hexenjagd (1970)

Mähren im späten 17. Jahrhundert. Eine alte Frau wird dabei erwischt, wie sie nach der heiligen Messe die Hostie einpackt, statt sie zu essen. Zur Rede gestellt gibt sie zu, die heilige Oblate der Kuh der örtlichen Hebamme geben zu wollen, um ihren Milchfluss anzuregen. Der übereifrige Pfarrer vermutet hinter diesem Aberglauben eine größere Blasphemie, überzeugt die Gräfin von Galle, dass ein Teufelsbund dahinter steckt und lässt den pensionierten berüchtigten Inquisitoren Boblig von Edelstadt (Vladimír Smeral) engagieren. Dieser hat jedoch ganz eigene, sehr weltliche Pläne. Er setzt eine folterinduzierte Spirale an Denunziantentum in Gang, die auch vor dem angesehenen Dekan Lautner (Elo Romancik) nicht Halt macht.

Die auf wahren Begebenheiten basierende Inszenierung von Otakar Vávra besticht vor allem mit ihrer simplen und klaren Darstellung. Große Schockmomente erwartet man vergeblich, wenngleich die gezielt eingesetzten Bilder der Foltermethoden keinen Zweifel an deren Wirkung lassen. Weder Moral noch Gottesfürchtigkeit lindern die Qualen, bis am Ende eine gebrochene Person nach der anderen apathisch den Juroren „beichtet“, was diese hören wollen. Das wahre Grauen offenbart Hexenjagd in seiner zunehmenden Ausweglosigkeit. Gewalt verstärkt die Angst um das eigene Leben und das Abgründige verselbstständigt sich zunehmend, bis sogar die Gräfin und der Bischof sich dem Spinnennetz der Lügen ergeben. Vladimír Smerals Boblig Von Edelstadt hält die Fäden in der Hand, zieht und lenkt seine Umgebung wie ein ruchloser Puppenspieler. Er und Elo Romancik versinnbildlichen ihre gegensätzlichen Charaktere in ergreifender Weise, wodurch das emotionale Dilemma geradezu greifbar wird.

Hexenjagd ist in seiner nüchternen Darbietung menschenverachtender Kaltblütigkeit ein kleines Juwel des tschechischen Horrorfilms, das auch heute noch zu überzeugen weiß. [Heike]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?