Daniel Isn't Real
Kritik

Der Killer in mir (2019) – Review

In Der Killer in mir wird ein junger Mann von den Dämonen seiner Kindheit heimgesucht, denn er glaubt, die schizophrene Veranlagung seiner Mutter geerbt zu haben. Wir haben den Film für euch im Rahmen des Fantasy Filmfests gesehen und geguckt, ob es sich bei Daniel wirklich nur um ein harmloses Hirngespinst handelt.

Originaltitel: Daniel Isn’t Real
Land: USA
Laufzeit: 96 Minuten
Regie: Adam Egypt Mortimer
Drehbuch: Brian DeLeeuw, Adam Egypt Mortimer
Cast: Miles Robbins, Patrick Schwarzenegger, Sasha Lane u.a.

Hintergründe & Inhalt

Der Junge Luke wird als kleines Kind bei einem Spaziergang Zeuge, wie ein Amokläufer in einem Café stirbt. Verstört von dem Trauma erschafft Luke sich einen imaginären Freund: Daniel. Anfangs akzeptiert Lukes Mutter noch den Freund ihres Sohnes, der dessen Fantasie beflügelt; nach einem gefährlichen Zwischenfall zwingt sie ihn jedoch, Daniel in einem Puppenhaus einzusperren. Jahre später, Luke studiert mittlerweile am College, ist es hingegen seine Mutter, die nach und nach den Verstand zu verlieren scheint. In einem Anflug von Unsicherheit und Verzweiflung befreit Luke Daniel aus dessen jahrelangen Gefängnis. Anfangs scheinen die beiden noch bestens miteinander klarzukommen, alles scheint wie früher. Doch bald schon muss Luke feststellen, dass Daniels besitzergreifendes Verhalten ihn nicht nur psychisch schaden kann…

Seit einigen Jahren schon dürfte ein bestimmter Name die Herzen von Fans des nischigen Genre-Kinos höherschlagen lassen: Elijah Wood. Obwohl er zwar gelegentlich in Horrorfilmen wie Come to Daddy oder dem Maniac-Remake auch vor der Kamera zu sehen ist, tritt der Herr-der-Ringe-Star mit seiner eigenen Produktionsfirma SpectreVision immer häufiger als Produzent in Erscheinung. So hat uns seine Firma in den letzten Jahren unter anderem Perlen wie Mandy, A Girl Walks Home Alone at Night oder jüngst Die Farbe aus dem All beschert. Mit Der Killer in mir steht uns nun die nächste Produktion aus der Indie-Schmiede ins Haus und dürfte einen frühen Höhepunkt in dem bisher noch überschaubaren Œuvre des jungen Studios darstellen.Daniel Isn't Real

Kritik

Der Killer in mir geht direkt zu Beginn in die Vollen und startet als audio-visuell betörendes Ereignis. Damit macht der Film schon früh deutlich, wo die Reise hingehen wird. Das Interessante an Der Killer in mir ist also nicht unbedingt das Was, sondern das Wie. Und das Wie steht ganz im Zeichen der bisherigen Produktionen von SpectreVision. Vom Beginn an erschafft der Film eine sehr stilisierte Welt, die ganz im Zeichen seiner Geschichte zu stehen scheint. Die Wände des Hauses, in dem Lukes Mutter wohnt und nach und nach in die Schizophrenie gleitet, sind vollständig mit aus Büchern gerissenen Seiten tapeziert, das Innere des Puppenhauses, in dem Daniel so lange eingesperrt war, wirkt wiederum, als beheimate es noch weitaus schlimmere geistige Verwirrungen. Während Luke denkt, dass sein Geist immer tiefer in die psychotischen Gefilde seines Verstandes abdriftet, führt uns Regisseur Adam Egypt Mortimer (Some Kind of Hate) sukzessiv immer tiefer in phantasmagorische Farbräusche, die in ihren besten Momenten an jene aus Argentos Horror Infernal erinnern.

Daniel Isn't RealDabei ist Der Killer in mir jedoch ebenfalls erstaunlich effizient, wenn er sich außerhalb dieser Albtraumwelten bewegt. Dass Daniel nichts Gutes im Schilde führt, ist von Beginn an klar. Wenn sich später dann offenbart, dass er aber zu weitaus mehr fähig ist, als Luke wie ein kleiner Teufel auf der Schulter ins Ohr zu flüstern, entwickelt sich Der Killer in mir zu einem von ständiger Bedrohung gekennzeichneten Body-Horror. Plötzlich steht für Luke nicht mehr nur der Kampf um die eigene Psyche, sondern auch um den eigenen Körper an, der in herrlich kreativen Eskapaden ausgefochten wird. Dabei verhandelt der Film zwar auch immer wieder Fragen über psychische Erkrankungen, kratzt dabei jedoch stets nur an der Oberfläche.

Die angesprochenen Themengebiete rund um Geisteskrankheit sind deshalb weitaus weniger interessant als die Fragen, die Der Killer in mir über die Akzeptanz des eigenen Ichs stellt. Wie weit ist ein Mensch bereit sich einzugestehen, dass in ihm eine dunkle Seite schlummert, die nur darauf wartet, die Kontrolle zu übernehmen? Und ab welchem Zeitpunkt ist es möglich, dass sich ein solcher Kampf in der physischen Welt manifestiert? Das Ringen mit dem eigenen physischen Dasein wird in Der Killer in mir zu einer Grundsatzproblematik, die den Grundstein für einige wirklich bemerkenswerte Einfälle und Effekte bildet. Gerade in der zweiten Hälfte sprudelt der Film nur so vor kreativen Ideen, die vor allem auch durch ihre optischen Umsetzungen überzeugen.Daniel Isn't RealDa sich Der Killer in mir ohnehin mehr auf seine elektrisierende Inszenierung verlässt, zu der der famose Soundtrack einen gehörigen Beitrag leistet, sind kleine Abstriche bei der Charakterzeichnung von Nebenfiguren verschmerzbar. Den beiden Hauptdarstellern Miles Robbins (Halloween, 2018) und Patrick Schwarzenegger (Scouts vs. Zombies) gelingt es ohnehin zu gut, die Regungen ihrer Figuren glaubhaft darzustellen, als dass fehlende Charaktertiefe in Der Killer in mir ein großer Kritikpunkt sein könnte. Wenn rot-gelb flirrendes Stroboskoplicht und neon-glimmendes Schwarzlicht die verliesartige Albtraumwelt ausleuchten, in der sich Lukes geistige Gesundheit verirrt hat, spielen solch banale irdische Kritikpunkte ohnehin keine Rolle mehr.

Daniel Isn't Real

Fazit

Der Killer in mir ist elektrisierender Indie-Horror vom Feinsten. Mühelos verbindet er Elemente des Body-Horrors mit fieberhafter Phantastik, die sich ihren Weg durch Lukes Realität direkt in die Hirnwendungen der Zuschauer bahnt. Obwohl die Marschrichtung des Films im Großen und Ganzen von Beginn an klar ist, hat Der Killer in mir dennoch einige Wendungen parat und besitzt darüber hinaus das Potential, Diskussionen über den Umgang mit psychischen Erkrankungen neu anzuregen. Aber selbst wenn er dies nicht tun sollte, bleibt trotzdem ein herrlicher Indie-Horror-Trip, den man nicht verpassen sollte.

Bewertung

Grauen Rating: 4 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Der Killer in mir © Ascot Elite Filmverleih

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?