Platz 89 bis 85 der besten Horrorfilme aller Zeiten!
Unsere nächsten fünf Plätze der besten Horrorfilme aller Zeiten zeigen wieder eine bunte Mischung dessen, was das Genre zu bieten hat: Von spannenden Horror-Thrillern bis zu brachialem Terrorkino. Von Voodoo über Zombies bis zu mörderischen Filmen: Hier ist Horror zuhause.
Platz 89: Cigarette Burns (2005)
Mitte der 2000er produzierte Mick Garris für Showtime eine Anthologie-Horror-Serie mit dem Namen Masters of Horror. Hierfür trommelte er etliche Genregrößen zusammen, die im Korsett eines einstündigen Horrorfilms ihr Können unter Beweis stellen konnten. John Carpenters Cigarette Burns ist eine dieser Episoden. Wie schon in Die Mächte des Wahnsinns beschäftigt sich der Filmemacher mit der Angst des Publikums, dass sich Realität und Fiktion vermischen und ununterscheidbar werden könnte.
Kirby Sweetman (Norman Reedus, The Walking Dead), ein Jäger von seltenen Filmen, nimmt aus einer finanziellen Notlage heraus den Auftrag an, die einzige Kopie eines der berüchtigtsten Filme aller Zeiten zu beschaffen: La Fin Absolue du Monde. Dass der Film seinen besonderen Ruf nicht ohne Grund genießt, merkt Kirby bei seiner Recherche recht schnell, denn das Werk scheint ein unheimliches Eigenleben entwickelt zu haben.
Für Carpenters Verhältnisse ist Cigarette Burns stellenweise ziemlich blutig und harsch. Der Regisseur schafft es trotz der relativ kurzen Laufzeit von 60 Minuten die Handlung herausragend zu erzählen, ohne dass die Episode gehetzt wirkt. Kirbys Jagd nach dem Film ist richtig spannend und Carpenter gelingt es, die Grenze zwischen Realität und Fiktion zu verwischen, ohne dass es aufgesetzt oder zu verkopft wirkt. Die Spezialeffekte sind zudem handgemacht und wirklich hervorragend.
Die erstklassige Besetzung mit Norman Reedus und Udo Kier (Blade), die für den Regisseur typische kalte und neutrale Gestaltung und die fesselnde Geschichte machen Cigarette Burns nicht nur zu einem Höhepunkt von Masters of Horror, sondern auch im gesamten Schaffen Carpenters. [Andreas]
Platz 88: Zombie – Dawn of the Dead (1978)
Bereits mehrere Städte berichten von aggressiven Untoten, die es auf Menschenfleisch abgesehen haben. Inmitten des ausbrechenden Chaos strahlt ein Nachrichtensender seine letzte Sendung aus und stellt den Betrieb daraufhin ein. Die Mitarbeiter, Francine und Roger, flüchten zusammen mit den übrigen Mitgliedern eines SWAT-Teams im Helikopter des Senders und finden Zuflucht in einer Shopping Mall. Dort wollen sie es einige Zeit aushalten, aber die Untoten sind nicht die einzige Bedrohung.
George R. Romero knüpft mit Zombie – Dawn of the Dead an die Ereignisse aus Night of the Living Dead an. Ohne Verschnaufpause werden wir direkt in den ersten Minuten in die Apokalypse geworfen, um uns einem SWAT Team anzuschließen, das ein Mehrfamilienhaus eines Armenviertels stürmt. Diese ersten Szenen von Zombie – Dawn of the Dead zeigen die Ausmaße der Katastrophe und erscheinen bereits sehr fatalistisch – es gibt kein Entrinnen. Die vermeintlich rettende Shopping Mall wirkt dabei wie eine Oase in der schier endlosen Tristesse aus Tod und Zerstörung. Ein Paradies umgeben von Vernichtung. Die durch das verlassene Einkaufszentrum entstehende hoffnungslose Stimmung macht sich wie ein Lauffeuer breit und zieht sich durch den gesamten Film.
Zombie – Dawn of the Dead bietet dabei mehr als genug rasante Momente, wie die Begegnung mit riesigen Horden von Untoten oder den bewaffneten Überfall einer Gruppe von Plünderern, kann mit einigen großartigen Effekten aufwarten, die von Splatter-Legende Tom Savini stammen und durchaus charmant gealtert sind, und ist vor allem im Argento-Cut von Goblins grandiosem rockigen und von Synthesizer-Sounds durchsetzten Soundtrack unterlegt. Dazu kommt Romeros allegorischer Einsatz der Zombies für seine Kapitalismus- und Konsumkritik, die seitdem aus dem Subgenre kaum mehr wegzudenken ist.
Zombie – Dawn oft he Dead ist ein Meilenstein des Zombiefilms und eines der stärksten Sequels in der gesamten Geschichte des Horrofilms. [Mathias]
Platz 87: Duell (1971)
Der Geschäftsmann David überholt in seinem PKW einen Tanklastwagen. Aus unerfindlichen Gründen verfolgt ihn der LKW fortan. Egal was er tut, das monströse Gefährt taucht immer wieder auf und attackiert ihn. David bleibt nichts anderes übrig, als sich seinem Gegner zu stellen. Es beginnt das Duell.
Mit Duell stellt Stephen Spielberg bereits in seinem ersten Spielfilm sein inszenatorisches Können eindrucksvoll unter Beweis. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit minimalen Mitteln und einer simplen Prämisse einen großartigen, mitreißenden Film zaubern kann.
Gerade die Realitätsnähe und der – auch budgetbedingte – Verzicht auf eine ausschweifende Inszenierung verleihen dem Film eine Authentizität, die den als Monster inszenierten Tanklaster wirklich beängstigend wirken lässt. Der Spannungsbogen zieht dabei konsequent an und lässt dem Publikum bis zum großartigen Finale kaum eine Atempause. Bei alledem ist Duell auch noch unfassbar gut gealtert. Bis heute hat der Horror-Thriller kaum etwas von seiner Intensität, Spannung und Bedrohlichkeit verloren. [Cornelius]
Platz 86: Die Schlange im Regenbogen (1988)
Der Ethnologe Dennis Allan (Bill Pullmann, Independence Day) reist nach Haiti, um im Auftrag eines Pharmaunternehmens eine geheimnisumwitterte Arznei aufzutreiben. Diese soll Menschen in willen- und empfindungslose Zombies verwandeln und wäre von großem Wert für die westliche Medizin – nicht nur für anästhetische Zwecke. Unterstützt von der Psychiaterin Marielle (Cathy Tyson) begibt er sich in die finsteren Untiefen der mysteriösen Voodoo-Traditionen des Landes, um das Pulver zu finden. Doch der haitianischen Geheimpolizei ist dies garnicht Recht und ihr Anführer Paytraud (Zakes Mokae, Dust Devil), selbst ein ruchloser Hexenmeister, wird bald zum teuflischen Gegenspieler Allans…
Die Schlange im Regenbogen ist eine überaus merkwürdige Produktion. Regielegende Wes Craven, der mit Nightmare – Mörderische Träume und Scream grotesk-komischen, in Das letzte Haus links beinharten Rape-and-Revenge-Horror ablieferte, schlägt hier weitaus gedämpftere, jedoch keinesfalls weniger düstere Töne an. Der Film basiert lose auf den anthropologischen Forschungen des Ethnobotanikers Wade Davis. Dem Thema Voodoo wird sich hier weder grell-exploitativ genähert, noch bestimmen Zombies die Narration des Films.
Vielmehr spielt der Klassiker mit den Verstrickungen sozialer Unruhe und hartnäckigen Volksglaubens und stellt die Deutungshoheit der westlich-aufgeklären Wissenschaft radikal in Frage: Wo endet die Biologie und wo beginnt die Hexerei? Bei Craven ist Haiti ein verzauberter, geisterhafter Ort, an dem ganz andere Regeln gelten als in den abgeklärten Industrienationen. Wo Zombies und Voodoo bei anderen Filmern zu wenig mehr als beißwütigem Kanonenfutter und albernem Budenzauber verkommen, entspannt Craven aus den Motiven einen wahren Schatz an Denkstoff und Grusel. [Alexander]
Platz 85: High Tension (2003)
Die beiden Freundinnen Marie und Alex fahren aufs Land, um im Haus von Alex‘ Familie für die anstehenden Uni-Prüfungen zu lernen. Doch in der ersten Nacht dringt ein Unbekannter ins Haus ein und tötet auf bestialische Weise Alex‘ Eltern und ihren kleinen Bruder, bevor er sie selbst in den Ladebereich seines LKWs sperrt und mit ihr davonfährt. Marie, die hilflos alles mit ansehen musste, hat sich ebenfalls im Fahrzeug versteckt und versucht nun verzweifelt ihre Freundin zu retten und Hilfe zu holen.
High Tension atmet den rohen Geist des Terrorkinos der 70er Jahre. Die bedrohliche Atmosphäre, die kompromisslose Inszenierung und das erschreckende Maß an Gewalt erinnern stark an Klassiker wie Das letzte Haus links oder Hügel der blutigen Augen, bei dessen Remake Alexandre Aja auf ausdrücklichen Wunsch von Wes Craven anschließend Regie führte. Von Genre-Meilensteinen wie Texas Chainsaw Massacre hat Aja sich auch die beunruhigend-minimalistische Soundkulisse abgeschaut, so dass nicht Dialoge, sondern Laute wie das Wimmern der Opfer, das schnaufende Atmen des Unbekannten oder Motorengeräusche akustisch dominieren und den Zuschauer tiefer ins Geschehen ziehen.
Kleinere dramaturgische Schwächen muss man bereit sein zu verzeihen, dafür belohnt Aja sein Publikum mit einem intensiven Horror-Thriller, der psychologisch dicht erzählt ist und in Philippe Nahon (Menschenfeind) einen unvergleichlich räudigen Antagonisten gefunden hat. Bereits nach kürzester Zeit gibt der junge Franzose, der mit High Tension seinen Genre-Einstand feierte, Vollgas und gönnt den Zuschauern bis zuletzt keine Atempause mehr. Auch bei den Gewaltszenen macht Aja keine halben Sachen und zeigt die Morde an Alex‘ Familie in einer kaum erträglichen Härte und Genauigkeit. Dennoch verkommt der Film an keiner Stelle zu einem bloßen Gore-Fest, sondern sorgt mit seiner düsteren Stimmung, der spannungsgeladenen Inszenierung und den grandios aufspielenden Hauptdarstellerinnen Cécile de France und Maïwenn Le Besco (Das fünfte Element) für ein aufregendes Horror-Debüt, das seinen Zuschauern einiges abverlangt. [Catherin]
Was sagt ihr zu unseren Plätzen 89 bis 85? Habt ihr alle Plätze schon gesehen? Ganz nach eurem Geschmack oder fragt ihr euch, was uns bloß geritten hat? Lasst es uns wissen!
Am 7. Dezember erscheinen die Plätze 84 bis 80. Ihr dürft gespannt sein!
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