Horror Historisches Setting
Toplisten

13 Horrorfilme in historischen Settings, die ihr gesehen haben solltet!

3. The Nightingale (2018)

Es liegt ein Trauma im Kern der Geschichte von The Nightingale – nicht nur jenes der Protagonistin, sondern das einer ganzen Nation. Denn als historische Kulisse dient die Kolonialisierung Australiens und hier insbesondere der Black War, der im 19. Jahrhundert zwischen den tasmanischen Aborigines und den englischen Kolonisatoren tobte und im Völkermord an den Aborigines sein beschämendes Ende fand.
Zu diesem Zeitpunkt war das heutige Tasmanien besetzt und diente den Engländern als Strafkolonie mit dem Namen Van Diemen’s Land. Die meisten Gefangenen waren wegen kleinerer Vergehen dort und blieben nach dem Verbüßen ihrer Strafe häufig in Australien.

In Jennifer Kents Zweitwerk ist eine dieser Gefangenen die Irin Clare Carroll, die wegen Diebstahls nach Van Diemen’s Land deportiert wurde. Hier ist sie als Bedienstete Lieutenant Hawkins unterstellt, der sich weigert sie freizulassen, obwohl ihre Strafzeit schon lange vorbei wäre. Sie erduldet dies und auch die ständigen Übergriffe in der Hoffnung mit ihrer kleinen Familie bald ein Leben in Freiheit führen zu können. Doch als Hawkins ihr alles nimmt, was sie hat, schwört Clare bittere Rache…

Es ist erstaunlich, wie sehr The Nightingale trotz seines bitterernsten Kontextes in manchen Momenten wie ein klassischer Abenteuerfilm wirkt. Umso gewaltiger bricht der Spuk des Kolonialismus herein, sobald seine Gespenster beschworen werden – in Form verstümmelter Leichen, schauriger Alpträume und manchmal auch nur als verhallendes Echo im Urzeitwald, in Blicken, Gesten und Worten.
Alle Figuren umgibt eine seltsame Betäubtheit, ganz gleich. Niemand scheint im geisterhaften Tasmanien zu finden, was er sucht. Niemand ist wirklich zu Hause, nicht mehr, oder nie gewesen. Und so taumeln auch die boshaftesten Charaktere mehr durch ihr besatzerisches Ungemach, als dass sie in irgendeinem Moment souverän wirken würden.

Mit The Nightingale gelingt Kent ein mutiger Film, der sich nicht gerade zimperlich mit den Ursprüngen des heutigen Australiens auseinandersetzt. Es ist eine grimmige Erzählung, weniger über persönliche Rache, als darüber, wie neben Land, Besitz und Leib auch Erinnerung, Träume und Bewusstsein der Menschen gewaltsam besetzt werden. Und zwar aller Menschen. [Florian]

2. Hagazussa (2017)

Unheilvoll dröhnt der Score von MMMD, als die ersten Schriftzüge auf dem Schwarz der Leinwand erscheinen, das schon bald einer kargen Schneelandschaft weicht. Schon ab der ersten Sekunde von Hagazussa ist klar: Hier ist nichts in Ordnung. Keine heile Welt in den österreichischen Alpen des 15. Jahrhunderts.

Wir lernen die 10-jährige Albrun (Celina Peter) und ihre Mutter Martha (Claudia Martini) kennen, die abseits eines kleinen Dorfes in den spärlich bewohnten Bergen als Ziegenhirtinnen leben. Albruns Mutter gilt als Hexe, wird von den Dorfbewohnern ausgegrenzt und sieht sich regelmäßig Anfeindungen ausgesetzt. Viele Jahre später ereilt Albrun, selbst alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, dasselbe Schicksal.

Drehbuchautor und Regisseur Lukas Feigelfeld ist sehr daran interessiert, ein authentisches Bild einer alleinerziehenden Frau im Österreich des 15. Jahrhunderts zu zeichnen und geht der Frage nach, wie zu dieser Zeit eine solche Hexenhysterie entstehen konnte.
Wenn Feigelfeld in Hagazussa eine verängstigte Gesellschaft zeigt, die ihre Unsicherheit, ihren Frust und ihren Hass schlussendlich an den Schwächsten und Hilflosesten entlädt, ist sein Film zudem erschreckend aktuell. In einer Szene sinniert eine der Dorfbewohnerinnen über ihre heile Welt; über ihr gutes Plätzchen in den Bergen, wo man sich nicht zu fürchten braucht – vor den Gottlosen, also den Juden und den Heiden. Albrun jedoch ist kein Teil dieser vermeintlich heilen Welt. Sie versteht auch nicht, von welcher dubiosen Gefahr die Rede ist.
Nach dieser Szene zieht ein Gewitter auf und kündigt im Zusammenspiel mit dem dumpf donnernden Score das kommende Unheil an. In den österreichischen Bergen sollte man sich fürchten – aber nicht vor den Gottlosen, den Juden und den Heiden…

Hagazussa brilliert mit einer überaus empathischen Herangehensweise an sein Thema. Im Mittelpunkt von Feigelfelds Debütfilm steht daher auch nicht die Hexe als volkstümliches Schreckgespenst, sondern das Grauen, das um uns und in uns lauert: hinter der brüchigen zivilisatorischen Fassade und jenseits aller psychischen Schutzmechanismen, die uns von der Welt des Wahnsinns trennen. Ein Hexenfilm als mahnendes Sittenbild und eindringliches Psychogramm zugleich. [Florian]

1. The Witch (2015)

Neuengland zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Eine puritanische Familie wird aufgrund der exorbitanten Gottesfürchtigkeit des Familienoberhauptes aus ihrer Siedlung verbannt und versucht von nun an, sich abgeschottet am Rand eines düsteren Waldes ein autarkes Leben aufzubauen. Bald schon besteht der Alltag ausschließlich aus Arbeit und Gebet, was zu gravierenden Spannungen führt. Als der Säugling Samuel eines Tages plötzlich verschwindet, zieht das die Familie in einen Strudel aus Wahn und Paranoia. Die rührende Kraft in diesem Sog scheint die vermeintliche Existenz einer Hexe im angrenzenden Wald zu sein…

Es ist beeindruckend, mit wie viel Liebe zum Detail und historischer Kleinstarbeit Robert Eggers (Der Leuchtturm) in seinem Debütfilm das Neuengland des 17. Jahrhunderts zum Leben erweckt und für die Dialoge sogar auf historische Dokumente zurückgreift. Dadurch wird The Witch zum filmgewordenen Albtraum der Menschen Neuenglands im 17. Jahrhundert. Er vermengt all jene Ängste, die ein strenger Glaube an Gott und die Furcht vor Hexerei in den Menschen hervorgerufen haben.

Das Erwachen der Sexualität, die in der Wildnis am Waldesrand strenger Repression unterliegt und die unvermeidliche göttliche Bestrafung sündenhaften Handels sind ebenso zentrale Themen des Films wie die ständige Furcht vor den höllischen Verführungen Satans. The Witch lässt aus diesen Grundzutaten eine „New England Folktale“ erwachsen, die für die puritanische Familie zur Hölle auf Erden wird. Grauenerregende Folklore und Hexenhysterie verschmelzen zu einem einmaligen Filmerlebnis, in dem die Familie durch ihren festen (Aber-)Glauben ironischerweise selbst zur heidnischen Community wird.  Wir als Zuschauer:innen taumeln in deren in sich geschlossenes Glaubenssystem als eigentliche Eindringlinge hinein.

The Witch ist wie eine Kapsel in die Vergangenheit, die uns den ganz realen Horror des frühen 17. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Film spüren lässt und dabei so authentisch, so greifbar ist, dass es einem selbst 400 Jahre später noch das Blut in den Adern gefrieren lässt. [Robert]


Das war es auch schon von uns. Welche Filme haben euch besonders gut gefallen? Lasst es uns wissen!

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?