Horrorjahr 2018
Toplisten

Horrorfilme aus 2018, die ihr gesehen haben solltet (Teil 2)

Florian Halbeisen

Empfehlungen

Suspiria

Selten kam ich so enthusiastisch aus dem Kino wie nach Suspiria. Natürlich ist der Film nicht frei von Makel, aber es gibt Filme, die fühlen sich so an, wie für einen gemacht. Suspiria ist für mich ein solcher Film. Die Besetzung ist grandios und spielt toll auf. Die Kameraarbeit, der Schnitt und vor allem das Sounddesign sind atemberaubend. Was mich aber wirklich nachhaltig beeindruckt hat, ist die immense Tiefe, die Suspiria offenbart. Der Film lädt förmlich zum spekulieren und interpretieren ein und bietet unglaublich viel Substanz, sodass man tagelang darüber diskutieren kann. Mein Jahreshighlight!

The Dark

The Dark ist eine Ode an die Ausgestoßenen. Stark inspiriert vom schwedischen So finster die Nacht bietet die österreichische Produktion einen sehr einfühlsamen Blick auf die vermeintlichen Monster. Perfekte Kost für Fans von ruhigen Horrordramen.

One Cut of the Dead

Ich hätte es ja kaum für möglich gehalten, aber One Cut of the Dead bringt doch noch einmal neue Ideen ins überstrapazierte Zombie-Genre.
Mit kaum Budget gelingt es dem japanischen Zombiestreifen voll und ganz zu überzeugen. Ich will da auch gar nicht mehr verraten. Absoluter Pflichtfilm!

Blue My Mind

Der Schweizer Horrorfilm Blue My Mind war für mich eine der größten Genre-Überraschungen des Jahres. In der Tradition von Coming-of-Age-Horrorfilmen wie Ginger Snaps oder Raw nimmt sich die Schweizer Regisseurin hier dem Meerjungfrauen-Thema an, welches bisher im Genre etwas zu kurz gekommen ist.
Ein überaus einfühlsames Horrordrama mit leichten Body-Horror-Anteilen.

Stephan Lydike

Empfehlungen

Hereditary

Hereditary ist eine herausragend gestaltete Filmkomposition. Der Film ist raffiniert geschrieben, ausgezeichnet gespielt und besitzt genau das richtige Tempo, um all die kleinen Details in der Darstellung, Bildgestaltung und dem Ton zur Geltung zu bringen. Er ist untergründig gruselig, twistreich und ausgeklügelt fies. Hereditary ist schlicht eines der großartigsten Debüts im phantastischen Film.

Shape of Water

The Shape of Water ist die bisherige Krönung im Werk von Guillermo Del Toro, den ich zu den größten Regisseuren des phantastischen Films zähle. Eine liebevolle Hommage ans Kino allgemein, an die Creature Features der 1940er und 1950er, ein verträumtes Märchen in düsteren Farben. Glänzend inszeniert und gespielt.

The Wailing

The Wailing ist ein bildgewaltiger, stimmungsvoller, atmosphärisch dichter Genre-Mix. Er ist ausgezeichnet gespielt, wendungsreich, spannend, düster und dabei dennoch ebenso humorvoll wie menschlich. Auch technisch ist der Film überdurchschnittlich gelungen.

One Cut of the Dead

One Cut of the Dead ist brutal und blutig, clever konzipiert und urkomisch, dabei insbesondere für einen Low-Budget-Film insgesamt schlichtweg brillant. Eine „Zombie“-Komödie mit viel Herz und Hirn, die Appetit auf mehr macht und eine Reflexion über den Low-Budget-(Horror)-Film, wie sie kaum besser sein könnte.

 

Enttäuschung

Suspiria

Eines vorweg: Suspiria ist kein schlechter Film. Er besitzt eine zumindest weitgehend hochkarätige Besetzung; zudem ein paar sehr stark inszenierte Szenen, in denen Bild, Ton und Darstellung perfekt harmonieren und dazu verfügt er über ein paar sehr gut choreografierte Tanzszenen.
Jedoch besitzt er auch unterentwickelte Charaktere, die nur wegen den Darstellerinnen funktionieren; einen mangelhaften Spannungsbogen; unterentwickelte wenn nicht gar überflüssige Subplots; eine stilistisch teilweise uneinheitliche Inszenierung; einen bemüht wirkenden Selbstanspruch;ein schwaches Finale; langweilige Antagonistinnen und ihm fehlt schlichtweg die Atmosphäre des Argento-Films. Und bei allen Einsprüchen, mit diesem muss er sich messen lassen, wenn in der Vermarktung Titel und Regisseur genutzt werden; mit einem anderen Titel und ohne Argento hätte der Film auch niemals diese Aufmerksamkeit erhalten. Die ausgeprägten Verweise vor allem auf Fassbinder: Der Meister des Autorenkinos / Neuen Deutschen Films zeichnete sich neben der audiovisuellen Gestaltung in seinen Filmen u.a. durch hervorragend geschriebene Charaktere – zu der auch starke Frauen zählten (eher untypisch zu dieser Zeit), einen charakter-getriebenen Plot, messerscharfe Dialoge, eine gewisse Realitätsnähe (die in Suspiria unstimmig ist, da die Existenz der zumal hier ziemlich zahnlosen Hexen keine Konsequenz für die Außenwelt hat; eine Welt mit Magie wäre eine andere als unsere, das hat aber keine Auswirkungen auf das Zeitgeschehen), und einen dichten (inneren, emotionalen) Spannungsbogen aus; das meiste davon habe ich bei Suspiria vermisst.
Suspiria ist für mich kein Flop, weil er etwa schlecht inszeniert oder gespielt wäre (was er größtenteils nicht ist), sondern der schlichtweg enttäuschendste Horrorfilm 2018, weil er nicht gut genug geschrieben und damit fernab von dem Potenzial ist, dass er besitzt, und dem Anspruch, den er so offen zur Schau trägt.


Das war es von unserer Seite. Welche waren eure Favoriten? Welche eure größten Enttäuschungen?

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?