Toplisten

Horrorfilme aus 2022, die ihr gesehen haben solltet (Teil 2/2)

Jörg

– Empfehlungen –

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (R: Sam Raimi)

Eines vorweg: Ich konnte mit der ersten Adaption von Doctor Strange im MCU wenig anfangen. Der Film hatte in meinen Augen zu viel verschenktes Potenzial und ließ mich einfach kalt zurück. Umso mehr überraschte es mich, dass man ausgerechnet Sam Raimi für die Fortsetzung gewinnen konnte, der ja bereits mit seiner Spiderman-Trilogie viele Pluspunkte innerhalb der Comicbuch-Community sammeln konnte. Und seien wir ehrlich: Wer wäre eine bessere Wahl gewesen als Sam Raimi, der schon Bruce Campbell im Mittelalter gegen Dämonen, Skelette und sich selbst hat kämpfen lassen?

So kann man getrost behaupten, dass Doctor Strange – In The Multiverse of Madness genau der Film geworden ist, den ich als Fan von Raimi erwartet habe. Das Sequel verbindet den erwarteten Humor und die Action, die man von den Filmen aus dem Hause Marvel schon gewohnt ist, mit einer wunderbaren Prise Horror, die den Filmemacher so berühmt gemacht hat. So ergötzt man sich an einäugigen Monstern, Zombies, Blut und Eingeweiden, während der Ton gelungen zwischen gruselig, witzig und emotional umher springt wie ein Reh in der morgendlichen Frühlingssonne. Dabei lässt es sich Sam Raimi auch nicht nehmen, das Szenario mit Anspielungen an bekannte Horrorfilme wie The Shining oder Carrie zu würzen und gibt einem die Gelegenheit, bei jeder weiteren Sichtung immer wieder Neues zu entdecken. Und wenn dann noch Danny Elfmann dem Ganzen seinen musikalischen Stempel aufdrückt, komme ich aus dem Lächeln nicht mehr heraus. So ist Doctor Strange – In The Multiverse of Madness nicht nur ein unterhaltsames Sequel und Sam Raimis beeindruckte Rückkehr in die Welt der Comicverfilmungen, sondern lässt einen auch den faden Nachgeschmack des ersten Filmes vergessen.

Zu sehen auf Amazon Prime*.

Werewolf by Night (R: Michael Giacchino)

In einer finsteren Nacht versammelt sich eine Gemeinschaft von Monsterjägern im Anwesen ihres verstorbenen Anführers Ulysses Bloodstone, um dessen Todes zu gedenken, nur um in einen tödlichen Wettbewerb um das Erbe, einen mysteriösen Stein, gestoßen zu werden. Das Ziel dieses Wettbewerbs: Wer zuerst das Monster, das sich auf dem Anwesen aufhält, zur Strecke bringt, gewinnt den Stein. Und diese Jagd soll anders enden, als sich so mancher vorgestellt hat.

Marvels diesjähriges Halloween Special in Zusammenarbeit mit Disney ließ schon bei der Verkündung meine Ohren spitzen: Der Comic-Charakter Werewolf by Night alias Jack Russell bekommt endlich seinen ersten Auftritt auf den heimischen Bildschirmen? Eine Figur, inspiriert von den klassischen Monstern der Universal Studios der 20er und 30er? Immer her damit. Besonders wenn er von einem ausgezeichneten Schauspieler wie Gael García Bernal verkörpert wird.

Michael Giacchinos, den die meisten eher als Komponisten bekannter Blockbuster kennen, Regiedebüt kann man ohne Zweifel zu den besten Outputs Marvels der letzten Jahre zählen. In einer Spielzeit von gerade einmal rund 55 Minuten schafft es der Film, einen mit genügend Informationen um den titelgebenden Charakter zu füttern, ohne dabei mit einer ausschweifenden Origin Story konfrontiert zu werden. So kann man sich getrost zurücklehnen und dabei die wunderen Schauwerke genießen, die Giacchino für einen bereithält. Wundervoll in schwarzweiß gedreht, umgibt das Szenario ein schauriges, fast schon erhabenes Flair vergangener Tage, in dem Dracula und Co die Leinwände erobern. Und wenn es dann schließlich doch etwas rabiater zur Sache geht und das Blut im wahrsten Sinne des Wortes auf die Linse der Kamera spritzt, komme ich nicht umher, wie ein Kleinkind zu jubeln. So ist Werewolf by Night nicht nur eine wundervolle Liebeserklärung an das Horrorkino, sondern auch der simple Anfang von etwas Größerem, wenn man bedenkt, dass die Figur in der Vorlage mit Blade, dem Ghostrider oder Doctor Strange zusammenarbeitet.

Zu sehen auf Disney+.

Studio 666 (R: BJ McDonnell)

Dass die Foo Fighters mittlerweile zu den größten Rockbands der Welt gehören, kann man anhand ihres unglaublichen Erfolges nicht von der Hand weisen. Kein Wunder also, dass sich Dave Grohl und Co. es sich nicht nehmen lassen, nun auch die Leinwände zu erobern und mit Studio 666 ihre erste hauseigene Horrorkomödie zu präsentieren. Getreu dem Motto: Sex, Drugs and Rock‘n‘Roll … mit weniger Sex and Drugs, dafür umso mehr Rock.

In Studio 666 folgen wir den Foo Fighters, die auf Drängen ihres Studiobosses ein neues Album produzieren sollen. Sie mieten sich zu diesem Zweck in einer Villa ein, die bereits anderen Rockmusikern zum Einspielen von Platten diente. Zu ihrem Unglück jedoch scheint es in ihrer neu gewählten Behausung zu spuken und die Band bekommt es neben musikalischen Blockaden und technischen Herausforderungen mit Geistern, Dämonen und dem einen anderen tödlichen Zwischenfall zu tun.

Studio 666 war einer dieser Filme, auf die ich mich in der Tat ziemlich gefreut habe, weil der Hype um ihn, besonders unter Fans der Band aus Seattle, doch recht groß war. Nach mehrmaliger Sichtung kann ich getrost sagen, das Warten hat sich durchaus gelohnt. Studio 666 ist ein kleiner, charmanter Film, der genau das ist, was er sein will: schlichte Unterhaltung und eine Liebeserklärung an die Fans. Der angepeilte, teils recht dunkle Humor traf bei mir oftmals genau den richtigen Nerv, die Fülle an Gastrollen befreundeter Bands zauberte mir das eine oder andere Lächeln ins Gesicht und der eigens von den Foo Fighters eingespielte Soundtrack landete hinterher gleich in meiner Spotify Playlist. Dass die Jungs allesamt nicht die begnadetsten Schauspieler sind, konnte ich dementsprechend ganz gut verkraften und tat dem ganzen keinen Abbruch. Wichtig war der Spaß am großen Ganzen und den hatte ich definitiv.

Zu sehen auf Amazon Prime*.

– Größte Enttäuschung –

Hellraiser (R: David Bruckner)

Bekannte Werke neu zu arrangieren und für ein modernes Publikum zugänglich zu machen, ist so alt wie das Kino selbst und kann, wie man anhand von Beispielen wie Evil Dead oder Child‘s Play sieht, auch wirklich funktionieren. Wenn man aber schon vorab großspurig erklärt, dass man sich sehr nah an die Vorlage hält und sich dann weiter von ihr entfernt als der Neptun von der Erde, komme ich nicht umhin zu fragen: Haben sich die Autoren Ben Collins, Luke Piotrowski und David S. Goyer überhaupt mit dem Ausgangsmaterial beschäftigt? Denn Hellraiser hat weniger mit Barkers Novelle zu tun als das, was in den späteren Sequels der Filme daherkommt.

Während der Film zumindest mit einer recht ansehnlichen Kameraarbeit und gutem Charakterdesign punkten kann, versagt er in allen anderen Belangen vollends. Die Figuren sind durch die Bank weg uninteressant, beladen mit Problemen, die man in gefühlt jedem Horrorfilm heutzutage sieht. Es gibt keine Person, der ich mich einigermaßen verbunden fühle und der ich nicht einen grauenvollen Tod durch die Zenobiten wünsche. Wobei das auch nicht wirklich stimmt, denn der Gorefaktor, der die Filme so bekannt gemacht hat, ist so gut wie nicht vorhanden oder lachhaft schlecht inszeniert, dass ich mir persönlich ein gehässiges Lachen nicht verkneifen konnte. Wenn Hellraiser dann im letzten Drittel noch versucht, mit einem übertrieben schrecklichen Bösewicht den Faden nicht zu verlieren und dabei ins B-Movie-Territorium abrutscht, hatte er mich bis dahin schon längst verloren. Da hilft es auch nicht, dass Jamie Clayton als Höllenpriesterin eine wirklich gute Figur macht und es schafft, die übergroßen Fußstapfen von Doug Bradley zu füllen. Aber mit dem, was ihr gegeben wird, schafft sie es auch nicht, dieses vergessenswerte Machwerk zu retten.


Teil 1 mit weiteren Empfehlungen und auch ein paar Enttäuschungen, die das Horrorjahr 2022 bereithielten findet ihr hier. Was waren eure High- und Lowlights des Jahres?

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?