Evil Dead (2013) – Review
Gerade Horrorfilm-Remakes stoßen bei den Fans meistens schon lange vor Erscheinen auf wenig Gegenliebe. Im Jahr 2013 hat sich der bis dahin noch unbeschriebene Regisseur Fede Alvarez daran gemacht, den absoluten Kult-Klassiker Tanz der Teufel neu zu verfilmen. Allen Zweifeln und Anfeindungen zum Trotz erschuf er mit seinem Filmdebüt aus dem Stand einen ultraharten Schocker, der es locker mit seiner Vorlage aufnehmen und zweifelsfrei als eines der besten Remakes aller Zeiten gesehen werden kann.
Originaltitel: |
Evil Dead USA 91 Minuten (Kinoversion), 96 Minuten (Extended Cut) Fede Alvarez Fede Alvarez, Rodo Sayagues Jany Levy, Shiloh Fernandez u.a. |
Hintergründe & Inhalt
Tanz der Teufel von 1981 gehört zu Recht zu den größten Klassikern des Horrorgenres. Sam Raimis Splatter-Orgie avancierte schnell zum Kultklassiker und machte Bruce Campbell in seiner Paraderolle als Ash weltberühmt. Im Jahr 2013 wagte sich der zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Regisseur Fede Alvarez an eine moderne Neuauflage des Klassikers. Da die Kultstreifen bei vielen Fans als unantastbar gelten, war dies ein besonders heikles Unterfangen. Unter der Aufsicht von Raimi und Campbell gelang Alvarez allerdings eine wahre Meisterleistung bei dem erneuten Heraufbeschwören der Dämonen.
Die Unterschiede fangen bereits bei der Rahmengeschichte an. Anders als noch im Original verschlägt es die Gruppe Jugendlicher nicht einfach nur zum stumpfen Saufgelage in die Wälder. Alvarez wählt einen sehr viel filigraneren Ansatz, indem er die jungen Erwachsenen tief in den Wald fahren lässt, um der gemeinsamen Freundin Mia bei ihrem kalten Entzug zu helfen. Da diese nach einer Heroinüberdosis in der Vergangenheit bereits für klinisch tot erklärt wurde und nur durch Glück doch noch ins Leben zurückgeholt werden konnte, schwört sich der übrige Teil der Gruppe, sie unter keinen Umständen vorzeitig gehen zu lassen.
Kurz nach Beginn des Entzugs entdecken sie dann das Buch der Toten und schon bald nimmt das Unheil unaufhaltsam seinen Lauf. Nachdem der beschworene Dämon in einer höchst verstörenden Szene im Wald von Mia Besitz ergreift, tut der Rest der Gruppe ihre wilden Erzählungen zunächst als wirre Entzugserscheinungen ab. Entgegen ihrer Erwartungen müssen sie allerdings bald feststellen, dass das Böse sich tatsächlich bereits unter ihnen befindet…
Kritik
Fede Alvarez‘ Remake von Tanz der Teufel glänzt durch eine unglaublich dreckige und schonungslose Atmosphäre, die sich durch den gesamten Film zieht. Bereits am Anfang wird unmissverständlich klargemacht, dass seine moderne Version von Tanz der Teufel keine Gefangenen machen wird: Ein selten düsteres Setting, effektive Schockmomente und Mut zum ungeschönten Gewalteinsatz lassen früh erahnen, dass von den sympathischen Slapstick-Einlagen des Originals rein gar nichts mehr übrig ist. Der Stoff wird gekonnt in die heutige Zeit versetzt: Dass die Gruppe ihrer Freundin Mia dabei helfen will, ihr Leben zu retten, verstärkt die Glaubwürdigkeit der gesamten Ausgangssituation ungemein. Dieser neue Ansatz bringt einen angenehm frischen Wind in die sonst so verstaubte Kids-feiern-in-Hütte-im-Wald-Thematik und bildet einen perfekten ernsten Rahmen für das ultrabrutale Schlachtfest, das sich den Zuschauern eröffnen wird. Außerdem bietet dieser neue Aspekt der Geschichte deutlich mehr Raum für die Zeichnung der Figuren, sodass man sich viel besser mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfühlen kann als in vielen anderen Streifen mit ähnlicher Thematik.
Die größte Stärke von Evil Dead ist wohl, dass er größtenteils auf seine derbe Gewalt setzt, die einem wahrlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Die sehr blutigen Splatter-Effekte sind allesamt handgemacht und kommen grandios zur Geltung. Der Film kann zweifelsfrei als Paradebeispiel dafür gesehen werden, wie unglaublich gut und verstörend realistische Schocks auch heutzutage noch komplett ohne CGI wirken können. Das Zweiteilen einer Zunge mit einem Teppichmesser in Nahaufnahme oder auch der brachiale Einsatz einer Brechstange bei der Umgestaltung einer Hand können hier stellvertretend für diese famos schockierende Wirkung gesehen werden. Trotz dieses fast schon lächerlich hohen Maßes an Brutalität versteht es Evil Dead aber trotzdem, eine unheimlich intensive und beklemmende Atmosphäre aufzubauen, die im pompösen Finale ihren nervenzerreißenden Höhepunkt findet. Selten saß ich mit so weit runtergelassener Kinnlade und körperlicher Anspannung vor dem Bildschirm wie hier in den letzten zehn Minuten. Auch wenn der Film sich nicht davor verstecken kann, einige eher standardmäßige Jumpscares aus dem Hut zu zaubern, sind diese trotzdem zu jeder Zeit so fies und dreckig platziert, dass die Schocks dennoch gelingen. Der schmutzigen Atmosphäre zuträglich ist es allemal. Das i-Tüpfelchen bildet dann noch die großartige Jane Levy (Don’t Breathe) als Mia, die mich mit ihrer fesselnden Darstellung mehrfach das Fürchten gelehrt hat.
Fazit
Das Remake zu Tanz der Teufel macht nahezu alles richtig, was man bei einem Remake richtig machen kann. Der Grad an Brutalität ist immens und übertrifft, an den heutigen Sehgewohnheiten gemessen, sogar das Original. Der Film bleibt dabei zu jeder Zeit todernst, was ihm angesichts seiner sehr rohen Gangart ausgezeichnet steht. Gleichzeitig huldigt er seiner Vorlage mit diversen Easter-Eggs, die besonders Fans des Originals gefallen dürften. Selten gelingt es einem Film dermaßen gut, sowohl durch Härte als auch durch eine bedrückende Atmosphäre auf voller Linie zu überzeugen. Das macht Evil Dead nicht nur zu einem der besten Remakes aller Zeiten, sondern auch zu einem der herausragendsten Vertreter des Splatter-Subgenres. Eine dreckige Schlachtplatte, die man nicht verpassen sollte!
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Bildquelle: Evil Dead © Sony Pictures Home Entertainment