Fulci
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13 Filme vom „Godfather of Gore“ Lucio Fulci, die ihr gesehen haben solltet

8. Verdammt zu leben – verdammt zu sterben (1975)

Fulcis Filme sind bekannt dafür, dass das Blut spritzt, Gedärme sich auf der Leinwand ausbreiten und Augen malträtiert werden. Neben Herschell Gordon Lewis hat daher auch der Italiener vollkommen zu Recht den Titel „Godfather of Gore“ verliehen bekommen. Bei dem Ruf wird jedoch oft vergessen, dass Fulci in vielen verschiedenen Genres überaus erfolgreich tätig war. Ein Paradebeispiel dafür ist der Western Verdammt zu leben – verdammt zu sterben.

Kartenspieler und Betrüger Stubby Preston (Fabio Testi, Das Geheimnis der grünen Stecknadel) wird bei seiner Ankunft in Salt Flats, Utah, umgehend in den Knast verfrachtet. Ein Glücksfall, wie sich herausstellt, denn während er im Gefängnis sitzt, findet in der Stadt ein Massaker statt. Am nächsten Morgen werden er und seine Mitgefangenen, die Prostituierte Bunny (Lynne Frederick, Phase 4), der Trunkenbold Clem (Michael J. Pollard, Bonnie und Clyde) und der verrückte Bud (Harry Baird, Taurus, der Gigant von Thessalien), freigelassen und machen sich gemeinsam auf die Reise ins Ungewisse – die sie unter anderem in die Hände des sadistischen Banditen Chaco (Tomas Milian, Quäle nie ein Kind zum Scherz) führen wird…

Verdammt zu leben – verdammt zu sterben ist ein überaus untypischer Italo-Western, der sich gängigen Genrekonventionen entzieht und insbesondere durch seine entschleunigte, die Geschichte immer wieder ausbremsende Erzählweise besticht. Fulci schafft dadurch einen Sumpf der Tristesse, den er jedoch immer wieder mit Gewaltspitzen auf der einen Seite und emotionalen, fast schon kitschigen Momenten auf der anderen Seite durchbricht. In den Händen von Fulci könnten solche Eckpfeiler zu einem heillosen Durcheinander führen, doch ganz im Gegenteil gelingt es dem italienischen Brachialkünstler mit souverän geführtem Pinselstrich, ein in sich schlüssiges Bild zu zeichnen, wobei er dabei von einem grandiosen Cast und dem besten Score, den Fabio Frizzi je geschrieben hat, unterstützt wird.

Fulci beweist mit Verdammt zu leben – verdammt zu sterben, dass man ihn nicht auf Gialli und Horrorfilme begrenzen sollte, denn viele seiner Perlen liegen außerhalb dieser schmalen Grenzen und warten darauf, entdeckt zu werden. [Florian]

7. Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (1979)

Als die New Yorker Küstenwache auf eine scheinbar verlassene Yacht stößt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Einer der beiden Männer an Bord wird von einer menschlich aussehenden Kreatur gebissen. Gemeinsam mit dem Journalisten Peter macht sich Anne, die Tochter des Schiffbesitzers, auf die Suche nach ihrem Vater. Ein Brief führt die Beiden auf die mysteriöse Insel Matul. Das Pärchen Brian und Susan erklärt sich bereit, das Duo zur Insel zu bringen – nichtsahnend, was sie dort erwarten wird. Dort angekommen, soll die Gruppe eine Erkenntnis machen, die ihnen lieber verborgen geblieben wäre, denn die Toten scheinen auf die Erde zurückzukehren.

Nur ein Jahr nach George A. Romeros Dawn of the Dead schickte der König des atmosphärischen Schreckens Lucio Fulci die italienische Antwort auf den amerikanischen Untoten-Hit ins Rennen. Fulci seinerseits, der noch nie als großer Geschichtenerzähler überzeugen konnte, verzichtet im Gegensatz zu seinem Vorreiter gänzlich darauf, seinem inoffiziellen Sequel metaphorische Doppelbödigkeit aufzulasten. Der Regisseur begibt sich mit Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies zum Quell des Zombie-Mythos und schlägt daher deutlichere Parallelen zu Klassikern wie Ich folgte einem Zombie, denn zu seinem Namensvetter. Verlagert wird das Setting auf die tropische Insel Matul. Damit gelingt dem Italiener ein ausgesprochen beeindruckender, atmosphärischer Bruch, weg von der grauen Innenstadt, hinein in eine Mixtur aus Schönheit und Verderben. Mit einprägsamen Einzelszenen, auf die der Regisseur deutlich mehr Wert legt als auf dramaturgische Raffinesse und der für ihn bekannten Kompromisslosigkeit bei der Inszenierung exploitativer Gewaltdarstellung, gelingt Fulci mit Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies ein handwerklich beeindruckender Beitrag zum italienischen Horrorfilm, der auch nach über 40 Jahren noch zu den besten Vertretern seines Subgenres gehört. [Jan]

6. Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)

Ein Priester erhängt sich auf dem Friedhof der Kleinstadt Dunwich und in der Folge erheben sich auf einmal die Toten aus ihren Gräbern. Zeitgleich hat das Medium Mary (Catriona MacColl, Horsehead) andernorts bei einer Séance eine Vision vom Selbstmord des Geistlichen und begibt sich gemeinsam mit dem Reporter Peter (Christopher George, Graduation Day – 7 Tage bis zur Ewigkeit) auf die Suche nach dem Ort, den sie in ihrer Vision gesehen hat. Dort haben die Zombies inzwischen ordentlich gewütet, angeführt von einem untoten Pfarrer. Wird es Mary und Peter gelingen, dem grausamen Spuk ein Ende zu setzen oder ist Dunwich dem Untergang geweiht?

Mit dramaturgischen Raffinessen hält Lucio Fulci sich nicht lang auf, stattdessen laufen in seinen Filmen alle Geschehnisse früher oder später – aber meistens früher – auf einen vollkommen wahnwitzigen Exzess aus Blut, Gedärmen und Hirnmasse hinaus. Auch in Ein Zombie hing am Glockenseil steht vor allem das Splatter-Potential der Handlung im Vordergrund, ohne dass Fulci sich dabei zu sehr von logischen Erwägungen einschränken lassen würde. Hier gibt es keine intellektuelle Meta-Ebene, kein Mitleid, keine Kompromisse: Der Film bietet keinen Rückzugsort an, kennt keine Safe Spaces und nimmt erst recht keine Rücksicht auf Befindlichkeiten. Ein wahres Feuerwerk an handgemachten, sorgsam inszenierten Ekel-Effekten prasselt auf den Zuschauer nieder und trug dem Streifen zu Recht den Ruf eines Skandalfilms ein – „roher Video-Ramsch“ für die einen, surreales Körperspektakel für die anderen.

In den 80er-Jahren galt Ein Zombie hing am Glockenseil darum als Paradebeispiel für die schädlichen Folgen des gerade entstehenden Videomarktes, diskutiert wurde er meist von Menschen mit dem filmischen Sachverstand eines durchschnittlichen FSK-Prüfers. Dass die Stimmung angesichts des geradezu lächerlich übertriebenen Overkills nur selten ins Komische kippt, ist jedoch ein deutliches Indiz für Fulcis handwerkliches Geschick. Mit atmosphärischem Oldschool-Horror erdet er sein Zombie-Massaker und sorgt für eine hypnotische Atmosphäre, während der kongeniale Score von Fabio Frizzi diese surreale und gespenstische Grundstimmung markerschütternd gut unterstützt. [Catherin]

5. Quäle nie ein Kind zum Scherz (1972)

Non si sevizia un paperino, der international mit Don’t Torture a Duckling ziemlich direkt übersetzt wurde, bekommt in Deutschland noch einmal einen richtig fiesen Verleihtitel verpasst, der schon perfekt auf den grimmigen Giallo einstimmt, der uns hier erwartet. Denn der Film erzählt die Geschichte von anhaltenden Kindermorden in einem abgelegenen Dorf im Süden Italiens.

Trotz einer etwas zähflüssigen ersten halben Stunde macht Fulci in Quäle nie ein Kind zum Scherz vieles richtig, was er bei einem großen Teil seiner sonstigen Gialli vermissen lässt. Denn auch wenn die Story um den Kindermörder sicher nicht zu den spannendsten Kriminalgeschichten gehört, die je auf Zelluloid gebannt wurden, so gelingt es dem Italiener doch, um diese Kerngeschichte ein spannendes Narrativ zu entwickeln, das sich in erster Linie an Aberglauben und Lynchjustiz abarbeitet. Fulci lässt dabei kein gutes Haar an der ländlichen Bevölkerung Süditaliens, was in einer richtig fiesen Hinrichtung durch den wütenden Mob kulminiert, die nach wie vor eine der garstigsten Szenen darstellt, die Fulci je gefilmt hat.
Als Kontrast dazu gesellen sich die einnehmenden Aufnahmen der wunderschönen süditalienischen Städtchen Monte Sant’Angelo und Matera sowie der apulischen Landschaft, die schon im Intro mächtig zu beeindrucken weiß.
Anders als in vielen späteren Werken können wir uns dieses Mal nicht auf einen Score von Fabio Frizzi freuen, denn hier durfte Riz Ortolani den Taktstock schwingen. Beide hatten übrigens die Ehre, von Tarantino im grandiosen Soundtrack zu Kill Bill genutzt zu werden. In Quäle nie ein Kind zum Scherz bleibt vor allem der melancholische Titeltrack, gesungen von Ornella Vanoni, im Ohr, der insbesondere beim Abspann den Film würdig ausklingen lässt.

Quäle nie ein Kind zum Scherz gehört ohne Zweifel zu den Highlights im Œuvre Fulcis. Grimmig und dennoch melancholisch schön. [Florian]

4. Das Haus an der Friedhofsmauer (1981)

Norman Boyle, seines Zeichens Historiker, zieht mit seiner Familie in das Haus eines durch Selbstmord verstorbenen Kollegen ein. Das Haus, welches ursprünglich einem Dr. Freudstein gehörte, wurde direkt neben einem alten Friedhof errichtet. Dr. Boyle möchte hier zum einen die Forschungen seines Kollegen weiterführen und zum anderen die tragischen Umstände, die zum Freitod des fröhlichen Mannes geführt haben, ergründen. Bereits kurz nach dem Einzug tönen schreckliche Geräusche aus dem Kellergewölbe und der Sohn der Boyles beginnt sonderbare Dinge zu sehen.

Lucio Fulci präsentiert uns mit Das Haus an der Friedhofsmauer einen Mix aus Haunted House und klassischem Slasher, sowie den Abschluss seiner Gates-of-HellTrilogie. Bereits in der ersten Szene des Haues zieht es die Zuschauer mit seiner maroden Optik in den Bann. Gebaut auf einer vertrockneten Wiese und umgeben von blattlosen Bäumen, welche umringt sind von alten Grabsteinen, wirkt es nicht grade einladend. Die Ausleuchtung der stark renovierungsbedürftigen Räume oder auch die verrammelte Tür in der Küche ergeben ein gruseliges Grundrauschen. Ja, unter diesem Gemäuer muss einfach etwas lauern.

Überragend sind natürlich die grandiosen und handgemachten Effekte, die in typischer Fulci Manier deftig aufschlagen. Unter rauen Mengen fließenden Blutes werden Kehlen gerißen, Menschen geköpft sowie diverse Knochen gebrochen. Mindestens genauso beklemmend ist das Sounddesign. Grade gegen Ende des Films, wenn ein durchdringendes Stöhnen und Wimmern zu hören ist, das die Figuren auf der Flucht vor dem Schrecken durch das alte Kellergewölbe begleitet, wird ein packender Terror auf das Publikum ausgeübt. Sicherlich ist die Story dünn und nicht immer nachvollziehbar, grade was die Nebenhandlung um Sohnemann Bob betrifft, jedoch ist Das Haus an der Friedhofsmauer trotzdem ein herrlicher Splatterfilm, der als Einstieg in die Welt Lucio Fulcis, aber auch Classic Horrorfans noch immer zu begeistern weiß. [Mathias]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

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