13 Horrorfilme über Besessenheit, die ihr gesehen haben solltet
8. The Devil’s Candy (2015)
Künstler Jesse Hellman (Ethan Embry, The Guest) bezieht mit Frau (Shiri Appleby, The Thirteenth Floor) und Tochter (Kiara Glasco, Maps to the Stars) ein günstig erworbenes Eigenheim, in dem kurz zuvor zwei Menschen ermordet wurden. Jesse ist mit seiner Kunst ziemlich erfolglos, weshalb er sich mit Auftragsarbeiten über Wasser halten muss, und hofft im neuen Heim neue Inspiration finden zu können. Doch eine Entität, die vom Familienvater Besitz ergreift, und seltsame Gestalten, die durch die Nachbarschaft schleichen, sorgen für mehr Inspiration als dem Künstler lieb ist…
Drehbuchautor und Regisseur Sean Byrne (The Loved Ones) legt mit The Devil’s Candy einen starken Fokus auf die Vater-Tochter-Beziehung. Mit vielen Details schafft er ein authentisch-sympathisches Familiengefüge. Die Familie ist glücklicherweise hervorragend gecastet. Insbesondere zwischen Ethan Embry und Kiara Glasco stimmt die Chemie. Neben der Familie tut sich vor allem Pruitt Taylor Vince als Bösewicht hervor, der in seiner kindlichen und zugleich rohen Art an Laurence R. Harvey aus The Human Centipede 2 (Full Sequence) erinnert.
Was den Film besonders hervorhebt, ist der frische, unverkrampfte Umgang mit dem Subgenre. Dieser ist so unbefangen, dass man oft sogar vergisst, es hier mit Okkultismus und Besessenheit zu tun zu haben. Dem Drehbuch gelingt es gekonnt ein Setup aufzubauen, das von satanischem Metal bis zum neu bezogenen, verfluchten Mörderhaus keinen Topos auslässt und sich daraus flugs eine originäre Story zu basteln, die einen zu keinem Zeitpunkt an verbrauchte Versatzstücke denken lässt.
Zu guter Letzt ist das feine Stück von Sean Byrne auch noch astrein inszeniert. Insbesondere in Zusammenhang mit dem Set Design von Thomas S. Hammock (The Guest, You’re Next) gelingen Kameramann Simon Chapman hier wirklich einige sehr einprägsame Bilder, was insbesondere auch mit der eindrucksvollen Beleuchtung zusammenhängt. Wenn dann noch die Metalklänge perfekt in die Story eingewoben werden, ist das eine unheimlich beeindruckende Horrorproduktion, die Byrne und sein Team auf die Beine gestellt haben. [Florian]
7. Schwarze Messe der Dämonen (1974)
Die junge Frau Ippolita ist wegen eines von ihrem Vater verursachten Autounfalls seit ihrem zwölften Lebensjahr an den Rollstuhl gefesselt. Als Erwachsene leidet sie sehr unter ihrem Dasein als Invalide, hat jegliche Hoffnung auf Heilung abgeschrieben und begegnet ihrer Lage mit viel Zynismus. Zudem hat sie mit sexueller Unerfülltheit zu kämpfen, die in inzestuöse Anspielungen gegenüber ihrem Bruder umschlagen. Eines Tages hat sie einen erotisch aufgeladenen Tagtraum, der sich alsbald als deutlich realer als angenommen herausstellt und nach dem sich Ippolitas Verhalten auf groteske Weise verändert…
Der Antichrist, der in Deutschland unter anderem auch unter dem Titel Schwarze Messe der Dämonen vertrieben wird, ist ein italienischer Exorzismus-Horror, der direkt in die Fußstapfen des ein Jahr vorher erschienenen Der Exorzist tritt. Dabei wird Der Antichrist häufig unterstellt, lediglich eine billige Kopie zu sein, dennoch hat er gegenüber seinem Vorreiter einige erfreuliche Änderungen zu bieten, die eine verdammt gute Figur machen. So ist es beispielsweise nicht die fortgeschrittene Medizin einer modernen Gesellschaft, die ratlos die Zuhilfenahme eines Priesters vorschlägt, sondern die Kirche empfiehlt als erste Instanz stattdessen, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, anstatt die Ereignisse mit religiösem Hokus Pokus erklären zu wollen. Diese offen kommunizierte Aufgeklärtheit der Kirche ist ein erfrischendes Novum, besonders wenn man das Alter des Films bedenkt. Ungewöhnliche Schnitte, beeindruckende Kameraarbeit, Parallelmontagen einiger obskurer Szenen und die großzügige Ausstattung bilden darüber hinaus auch auf formaler Ebene sehenswerte Alleinstellungsmerkmale.
Eine der größten Stärken von Der Antichrist ist aber die Performance von Carla Gravina in der Hauptrolle, die die unterschiedlichen Stufen der Besessenheit Ippolitas in jedem Stadium herausragend spielt. Durch sie wird der durch den Dämon verbreiteter Schrecken so greifbar, dass man unweigerlich von ihrem Schicksal ergriffen wird. Auch wenn einige der Effekte heute etwas albern erscheinen und Der Antichrist auf der Zielgeraden leider etwas die Luft ausgeht, ist er nach wie vor ein grandios gefilmter und inszenierter Film, der sich vor seinem großen Vorbild keineswegs verstecken muss und den man als Fan von Exorzismus-Filmen unbedingt mal gesehen haben sollte. [Robert]
6. Evil Dead (2013)
Die drogensüchtige Mia (Jane Levy, Don’t Breathe) fährt mit ihren Freunden Eric, Olivia, Natalie und Bruder David zu einer Blockhütte tief im Wald, um sich endlich von ihrer Drogensucht zu befreien. Als die jungen Leute im Keller des Hauses einige Katzenkadaver sowie ein geheimnisvolles Buch finden, überwiegt die Neugierde und schon bald ereignen sich die ersten seltsamen Vorfälle. Ein alter Dämon wurde erweckt und übernimmt die Kontrolle über Mia mit nur einem Ziel: Alle müssen sterben.
Evil Dead beginnt als klassischer Teenie-Horrorfilm, entwickelt sich jedoch schnell zu einem Terrorfilm der Extraklasse. Erzeugt wird dieser Terror vor allem durch die exzentrische Kameraarbeit, welche mit ruppigen Schwenks und schnellen Zooms sowie einigen wohlplatzierten Jumpscares zu punkten weiß. Markant sind auch die Kamerafahrten durch den Wald aus Sicht der dämonischen Präsenz, die auf der Suche nach neuen Körpern und willensschwachen Seelen ist. Die Sequenz, in der Mia vom Dämon besetzt wird, ist schockierend und bizarr zugleich: Die Wurzeln der Bäume beginnen sich schlangenartig zu bewegen, um Mia zu fixieren – ein visualisierter Albtraum. Garniert wird Evil Dead durch knüppelharte und vor allem blutige Metzeleien, in denen sich die besessene Mia ihrer Opfer entledigt. Über die Laufzeit fließt das Blut literweise, bis diese Szenen gegen Ende, getaucht in roten Blutregen, zu einer unvergesslichen Collage des Schreckens verschmelzen.
Evil Dead punktet vor allem durch die besessene Mia, die durch ihre Bösartigkeit und sadistische Vorgehensweise Angst und Schrecken verbreitet. Insgesamt ist Fede Alvarez‘ mit Evil Dead nicht nur ein extrem starker Besessenheits-Horrorfilm, sondern auch eines der besten Horror-Remakes der letzten Jahre gelungen. [Mathias]
5. The Taking of Deborah Logan (2014)
Doktorandin Mia Medina (Michelle Ang) schreibt ihre Abschlussarbeit über Alzheimer-Patienten und begleitet diese dafür über sechs Monate lang mit einem kleinen Filmteam. Eine dieser an Alzheimer erkrankten Personen ist Deborah Logan (Jill Larson, Shutter Island). Allerdings macht der älteren Dame offenbar mehr zu schaffen als nur die fiese Krankheit.
The Taking of Deborah Logan von Adam Robitel (Escape Room) ist als Found-Footage-Horror inszeniert und weiß mit dem Stilmittel gekonnt umzugehen, wodurch er zweifelsfrei zu den besten seiner Art gehört. Die größte Stärke des Films liegt jedoch im geschickten Ineinanderfließen von Krankheit und Besessenheit. Gerade zu Beginn zieht The Taking seine gesamte Spannung und bedrohliche Atmosphäre aus dem unberechenbaren Verhalten von Deborah, bei der es krankheitsbedingt immer wieder zu gewalttätigen Ausbrüchen kommt. Es ist hier vor allem die überwältigende Performance von Jill Jarson, die jede Szene mit ihr vollkommen dominiert.
Robitel und Ko-Autor Gavin Heffernan (Paranormal Activity: Ghost Dimension) bauen um Jill Larsons Tour de Force herum eine zweckmäßige Story, der ich es verzeihen kann, dass die Hintergrundgeschichte der Besessenheit eher ausgelutscht daherkommt. Wesentlich spannender ist hier ohnehin das Zusammenspiel zwischen Deborah und Tochter Sarah, die sich um ihre Mutter kümmert. Aus dem ergeben sich durchaus spannende Lesarten darauf, wie eine Krankheit wie Alzheimer einem eine Person entfremden kann und diese wirklich zeitweise wie besessen wirkt. Allein dadurch gewinnt The Taking dem Subgenre neue Facetten ab.
Damit ist Robitel ein absolut fesselnder und vor allem unglaublich gruseliger Besessenen-Horror gelungen, der mit seiner Thematik etwas frischen Wind ins Genre bringt. Umso trauriger, dass dieser Perle leider immer noch kein Deutschland-Release gegönnt wurde. [Florian]
4. The Wailing (2016)
Sechs Jahre nach seinem letzten Film The Yellow Sea erzählt Regisseur Na Hong-jin mit The Wailing eine weitere düstere Geschichte über eine dämonische Plage in der südkoreanischen Provinz.
In einem scheinbar verschlafenen Dorf in den Bergen Südkoreas ereignen sich plötzlich mysteriöse und gewaltsame Todesfälle. Der Polizist Jong-goo und seine Kollegen ermitteln in dem Fall und stehen vor einem Rätsel, denn eigentlich herrscht in Gokseong eine beschauliche, ländliche Idylle. Vertraute Menschen werden plötzlich zu mörderischen Bestien, töten ihre Liebsten und bilden pockenähnliche Male am ganzen Körper aus. Wie eine Epidemie verschlingt sich der Wahnsinn die kleinen Gemeinde. Der Übeltäter scheint schnell gefunden zu sein, ein japanischer Einsiedler aus den Bergen, soll für das Leiden verantwortlich sein. Mit Hilfe einer mysteriösen Fremden und einem Schamanen versucht der Polizist der Seuche Einhalt zu gebieten, die selbst vor seiner Tochter Hyo-jin nicht halt macht. Und schlussendlich muss Jong-goo erkennen, dass nicht alles ist, wie es scheint.
The Wailing steht Nas Vorgängern in nichts nach, einmal mehr entwirft er einen sehenswerten Film mit schnellem Tempo, grimmigen, beinahe nihilistischen Ton und Sensibilität. Die Kinematographie konzentriert sich auf dunkle Töne und eher blasse, kalte Farben, die nur wenig Raum für Wärme geben, in denen Hoffnung möglich ist. Diese wird insbesondere durch die sympathischen Darsteller vermittelt, wodurch der Horror realer wird. Genau wie die Figuren weiß der Zuschauer nicht, woher die mysteriöse Form der Besessenheit kommt, wer betroffen und wer verantwortlich ist. Er sieht nur die Auseinandersetzung der verschiedenen Religionen, die in einem Exorzismus ihren Höhepunkt finden. Und dieser fällt archaisch, gewalttätig und blutig aus. Na lässt dem Zuschauer Raum für rätselhafte Wendungen, eigene Theorien und die Angst vor einem unerträglichen, schmerzhaften Finale. [Jana]