Horrorfilme 2019
Toplisten

Horrorfilme aus 2019, die ihr gesehen haben solltet (Teil 1/2)

Robert

– Empfehlungen –

Burning (R: Lee Chang-dong)

Burning ist ein wahres Monstrum von einem Film, das sich mit Worten kaum fassen lässt. Die Schönheit der Bilder und die Intensität der langsamen Erzählweise erschaffen einen Sog, der einen tief in einen ganz unterschwellig brodelnden Wahn aus Misstrauen und Paranoia saugt und die Grenzen zwischen Illusion und Realität, zwischen Wahrnehmung und Sinnestäuschung verschwinden lässt. Der Film öffnet seine Tore möglichen Interpretationsmöglichkeiten nicht durch das, was er einem zeigt und erzählt, sondern durch das, was er einem eben nicht zeigt, sondern bewusst vorenthält. Die Wahrheit schwebt dabei irgendwo verborgen in dünnen Nebelschwaden der südkoreanischen Provinz, die zwischen brennenden Gewächshäusern die Wirklichkeit verhüllen.

Der Leuchtturm (R: Robert Eggers)

Der Leuchtturm ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Film. Er kreiert eine Authentizität, die mich zu jeder Sekunde voll und ganz in ihren Bann gezogen hat und erzählt in düsteren Bildern, unterstützt von einer grandiosen Kameraarbeit, eine Geschichte, in der sich Frust, Neid und Misstrauen zu einem dunklen Strudel aus Wahnsinn vermischen, der mich vollkommen in seine eiskalten Tiefen gerissen hat. Der Leuchtturm bietet den Stoff, aus dem uralte, finstere und verzerrte Albträume geschaffen sind.

– Größte Enttäuschung –

Wir (R: Jordan Peele)

Nach seinem gefeierten Debüt Get Out legte Jordan Peele zwei Jahre später einen Nachfolger hin, der zwar vielerorts gefeiert wird, mich jedoch in vielen Punkten fast ausschließlich enttäuscht hat. Angefangen mit dem großen Twist am Ende, der in meinen Augen ob seiner Vorhersehbarkeit gar keiner war und dem Film so viel seiner Wirkung geraubt hat, da sich Wir zu sehr auf die erschütternde Wirkung dessen verlässt. Mit Wissen um den besagten Twist ergeben sich dann im Nachhinein betrachtet etliche Logiklöcher und ganze Schlüsselszenen, die retrospektiv gar keinen Sinn mehr ergeben. Wir befolgt in vielerlei Hinsicht seine eigenen aufgestellten Regeln nicht, um auf den von ihm intendierten Ebenen funktionieren zu können, was für mich das gesamte Konstrukt des Films, das sowieso schon viel zu aufgeblasen wirkt, zusammenstürzen lässt. Eine abgefahrene und viel zu gewollt anspruchsvoll und vielschichtig konstruierte Story machen eben noch keinen guten Film, wenn das Maß an „Mindfuck“ letztendlich nur um seiner selbst willen konzipiert wurde. Wir ist in meinen Augen ein Paradebeispiel für den Ikarus-Effekt im Film: Wer zu hoch fliegt, wird tief fallen. Er will in seinem gesamten Umfang so anspruchsvoll und „deep“ daherkommen, dass seine total unnötig aufgebauschte Fallhöhe so immens ist, dass sein gesamtes Konzept am Ende am Boden zerschellt.


Andreas

– Empfehlungen –

Der goldene Handschuh (R: Fatih Akin)

In der Verfilmung des gleichnamigen Buches von Heinz Strunk gelingt es Fatih Akin meisterhaft, die Geschichte von Fritz Honka zu erzählen. Dabei ist der Film sehr unangenehm anzuschauen, denn an Siff, Gewalt und alkoholvernebelter Realität wird nicht gespart. Jonas Dasslers Verwandlung in den Serienmörder ist hierbei nicht nur optisch gelungen, auch ist seine Schauspielleistung hervorragend.

Us (R: Jordan Peele)

Jordan Peele beweist uns in seiner zweiten Regiearbeit erneut, dass er ein spannender und talentierter Regisseur ist. In Wir präsentiert er uns gekonnt eine spannende und ungewöhnliche Geschichte und erzeugt eine dystopische und gruselige Atmosphäre, ohne dabei auf genretypische Stilmittel wie Jumpscares zurückzugreifen.

Child’s Play (R: Lars Klevberg)

Dass man eine bekannte Geschichte auch anders erzählen kann, beweist uns Lars Klevberg mit seinem Film Child‘s Play. Dabei gelingt es ihm, einen völlig anderen Weg einzuschlagen als in dem Horrorklassiker von 1988. Mit viel Witz, Sarkasmus und spannenden Szenen erschuf er einen Film, der zwar nicht hundertprozentig rund ist, aber prächtig zu unterhalten weiß.

Escape Room (R: Adam Robitel)

Escape Rooms haben in den letzten Jahren auch Deutschland im Sturm erobert. Adam Robitel verpackt das Grundprinzip der Rätselräume in eine spannende Geschichte, die zwar nicht sehr tiefgründig ist, aber den Zuschauer extrem packt. Der Wink mit dem Zaunpfahl nach einer Fortsetzung lässt uns hoffen, dass wir noch weitere Filme dieses Kalibers erwarten können.

– Größte Enttäuschung –

Pet Sematary (R: Kevin Kölsch/Dennis Widmyer)

Die Neuverfilmung des Buches von Stephen King ändert einiges an der Geschichte. Dass das auch in die Hose gehen kann, beweisen Kevin Kölsch und Dennis Widmyer. Denn sie ändern Grundpfeiler der Geschichte und verwässern damit das Entsetzliche und das Grauen, so dass nicht mehr übrig bleibt als ein zahnloses Filmchen, das man nicht unbedingt gesehen haben muss.


Hier geht es zu Teil 2 mit weiteren Empfehlungen und auch ein paar Enttäuschungen, die das Horrorjahr 2019 bereithielten.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?