Randfilmfest 2021
Filmfestival

Randfilmfest 2021: Deutschlands Festival für abseitige Filmkultur steht in den Startlöchern

Vom 23. bis 26. September 2021 können Besucher:innen sich in Kassel wieder auf eine Entdeckungstour jenseits ausgetretener Kinopfade begeben. Die achte Ausgabe des Randfilmfests lädt dazu ein, jenem schimärischen „Gespenst der Freiheit“ nachzuspüren, das Filmemacher:innen schon seit den Anfängen des Mediums umtreibt.

In den BaLi-Kinos, dem ruruHaus und dem Film-Shop Kassel, Deutschlands ältester Videothek, kommen Filmfans vier Tage lang in den Genuss abseitiger Erlebnisse. Auf dem Programm stehen um die dreißig Spielfilme, darunter neben zahlreichen bekannten Filmen auch einige vergessene Genre-Perlen. Und abseitig wird es hier auf jeden Fall: Um eine Gruppe von Unfall-Fetischist:innen etwa dreht sich David Cronenbergs Crash – „ein Film jenseits der Grenzen der Verkommenheit“, wie ein Kritiker befand. Apokalyptisches Feeling kommt auf in George Romeros Crazies, der die Verwandlung von braven Bürger:innen in amoklaufende Irre zeigt. Von einem leibhaftigen Grenzgänger handelt schließlich Todd Phillips‘ (Joker) Regiedebüt Hated: GG Allin & the Murder Junkies: Die Dokumentation begleitet den „meist gehassten Sänger aller Zeiten“, der gern mal Exkremente von der Bühne warf, sich mit dem Publikum prügelte oder seinen eigenen Tod auf der Bühne ankündigte.

Crazies
Crazies © Capelight Pictures

Wer stattdessen auf der Suche nach vielversprechenden Neuentdeckungen ist, findet sie im Wettbewerb um den diesjährigen Rand-Award, der für radikale Kurzfilme und mutige Spielfilmdebüts vergeben wird. Hier finden sich frische Produktionen wie Los Conductos, der gerade erst bei den Filmfestspielen Berlin ausgezeichnet wurde. Gedreht auf 16mm, erzählt der kolumbianische Film von einer halluzinatorischen Reise, die den Protagonisten aus den Armen einer Sekte direkt in die Drogensucht stürzen lässt, mit nichts als dem Wunsch nach Rache in sich. Im Kampf um den Rand-Award muss er sich unter anderem mit She Dies Tomorrow messen, einem nur schwer fassbaren Film über die existenzielle Krise einer jungen Frau, die fest davon überzeugt ist am nächsten Tag sterben zu müssen. Wem das noch nicht experimentell genug ist, dem sei der interaktive Spielfilm Painocchio empfohlen, eine lose Adaption der Pinocchio-Geschichte aus der Sicht eines toten Kindes, bei dem das Publikum nach jeder Szene „entscheiden“ kann, wie es weitergehen könnte.

She Dies Tomorrow
She Dies Tomorrow © Koch Films

Besonders freuen dürfen sich die Besucher:innen des diesjährigen Festivals auf die Christoph-Schlingensief-Hommage. Das Enfant terrible der deutschsprachigen Kulturlandschaft, das 2010 verstarb, besaß die Fähigkeit, stets die bürgerlichen Schmerzgrenzen auszuloten und mit seiner Kunst nicht nur zu provozieren, sondern aufzurütteln. Davon überzeugen können Zuschauer:innen sich etwa mit seinem eigenwilligen Pasolini-Remake Die 120 Tage von Bottrop, einer harten Kritik an der damaligen deutschen Filmkunst, oder mit Das deutsche Kettensägenmassaker, das die Wiedervereinigung als blutiges Schlachtfest nachspielt.

Abgerundet werden die Festivaltage durch Live-Konzerte, Panels und Talks u.a. mit Regisseur Kevin Kopacka (Hades), Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger (Terrorkino) und Schauspielerin Sylvie Engelmann (Die Todesgöttin des Liebescamps).

Hades
Hades © Kevin Kopacka

Alle weiteren Informationen zum stetig wachsenden Programm, den Tickets sowie den Spielzeiten findet ihr in den nächsten Tagen auf der Homepage des Randfilmfests.

Bildquelle: © Randfilmfest

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

...und was meinst du?