Unfinished
Kritik

Unfinished (2019) – Review

Unfinished ist eine düstere Geschichte über den Studenten Ryo, der ungewollt zwischen die Fronten verfeindeter Yakuza-Banden gerät. Beim Japan-Filmfest Hamburg haben wir den Film genauer unter die Lupe genommen.

Originaltitel: Sujibori
Land: Japan
Laufzeit: 119 Minuten
Regie: Yuki Kobayashi, Kiyoto Naruse, Yūgo Sakamoto, Yoshihiro Nishimura
Drehbuch: Tetsuzō Fukuzawa, Jun Tsugita
Cast: Nana Mizoguchi, Kazuya Takahasi, Kisetsu Fujiwara u.a.
VÖ: Seit 19.08.2020 beim Japan-Filmfest Hamburg zu sehen

Inhalt

Student Ryo genießt sein Leben, ohne an die Zukunft zu denken. Die tadelnden Worte seines Vaters ignoriert er gekonnt und widmet seine Tage lieber seinen großschnäuzigen Freunden statt dem Unterricht. Durch einen Überfall auf die Marihuana-Vorräte einer berüchtigten Bar kommt Ryo in Kontakt mit einer Gruppe Yakuza. Diese hat ihre besten Tage lange hinter sich und ist nur noch Schatten ihrer selbst. Klassische Rituale wirken nicht mehr zeitgemäß und auch finanziell sieht es nicht gut aus, da sich Boss Hayami auf traditionelle Geschäftsfelder beschränkt. Schnell wird Ryo in die kriminellen Machenschaften der Gruppe verstrickt und erliegt der Faszination dieser Parallelwelt aus Gewalt und Loyalität.

Hintergrund & Kritik

Die Grundlage von Unfinished bildet der Roman „Sujibori“ des preisgekrönten, japanischen Autors Tetsuzō Fukuzawa. Der Titel des Romans bezieht sich auf die Outlines eines Tattoos während der Entstehung und steht für ein unvollendetes Kunstwerk. Die vier Regisseure Yūki Kobayashi, Kiyoto Naruse, Yūgo Sakamoto und Yoshihiro Nishimura (Kodoku: Meatball Machine) haben 2019 für den japanischen Streamingdienst U-Next eine 10-teilige Krimiserie geschaffen, die auf der Vorlage basiert. Im Rahmen des diesjährigen Japan-Filmfest Hamburg wurde eine zweistündige Spielfilmauskoppelung kreiert.

Unfinished

Der Film beginnt mit einem grauenvollen Bild eines jungen Mannes, der sich in Blut suhlt, darüber ein Zitat:

Im alten Japan galten Tätowierungen als heilige Kunst. Mit dem Beginn der Edo-Zeit wurden die Tätowierungen zu einem Symbol für Kriminelle und die Yakuza. Im Gegensatz zu den westlichen Bewertungen, haben Tattoos in Japan einen schlechten Standpunkt.

Unfinished

Nicht nur spielen die großflächigen Tattoos der Figuren eine spannende Rolle, es wird blutig in der Welt der Yakuza. Nach einer chaotischen Einführung in die Welt des Protagonisten, dessen arbeitsfaule Freunde und seiner promiskuitiven Freundin, wird Ryo früh in die Praktiken der Hayami-Gruppe einbezogen. Es kommt zu einer grotesken Mischung aus Alltagsszenarien und brutalen Auseinandersetzungen, sodass der Film keine Romantisierung des kriminellen Lebens bietet. Umso bedauerlicher ist es, dass die Tiefe der Figuren vernachlässigt wird, da sich der Film viel zu oft in seiner Visualisierung verliert. Natürlich gibt es einige bizarre Rollen zu entdecken, aber diese bleiben schablonenhaft und es fehlt an einer Identifikationsfigur. Insbesondere die weiblichen Charaktere werden auf ihre Sexualität reduziert und vermissen eine eigene Geschichte.

Unfinished

Trotz der eigenwilligen Inszenierung mit Zeitraffern, Point-of-View-Szenen und der manchmal etwas holprigen Kameraarbeit ist die Geschichte durchgehend stringent erzählt und das Drehbuch weitestgehend konstant aufgebaut. Die Regisseure weichen kaum von der Haupthandlung ab und verlieren sich nicht in ausschweifenden Nebenhandlungen. Auch die Wende in der Mitte des Films ist plausibel vorbereitet, wenn sich etwa der Protagonist entschließt, sein bisheriges Leben aufzugeben, um ebenfalls ein Yakuza zu werden. Der Film wandelt sich von einem blutigen Krimi mit Selbstfindungsmotiven zu einem Yakuza-Rache-Thriller. Gegen Ende wird deutlich, dass die Geschichte ursprünglich für eine Serie konzipiert war, denn die Handlung wird komplexer und wirkt etwas gestaucht.

Unfinished

Dafür gibt es noch einmal brutale Szenen, in denen das Kunstblut in Fontänen sprudelt und literweise über den Figuren ausgekippt wird. Gewalt ist in Unfinished ein wichtiger Bestandteil der Handlung, denn ohne sie wäre der Film nur halb so glaubhaft. Sie zeigt nicht nur, wie Konflikte unter Gangstern gelöst werden, sondern ist auch ein Sensor für die Entwicklung des Protagonisten in der anderen Welt. Je intensiver die Gewalt, desto tiefer versinkt Ryo. Neben einigen gut inszenierten Kampfszenen überzeugen die handgemachten Effekte.

Unfinished

Fazit

Unfinished ist ein visuell ansprechender Film, der sich an Genregrößen wie Ichi – The Killer orientiert und ein Gefühl zwischen Faszination und Abscheu suggeriert. Trotz der fehlenden Tiefgründigkeit der Figuren, bietet das Drehbuch eine spannende Geschichte über die Welt der Yakuza. Unfinished präsentiert sich dabei in einem modernen Gewand und sei allen empfohlen, die sich für Filme von Kinji Fukasaku (Graveyard of Honor) oder Gareth Evans (The Raid) begeistern können.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  rating4_5
Unterhaltung rating4_5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: Unfinished © Japan Shock

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?