Black Christmas (2019) – Review
Black Christmas von Sophia Takal ist eine Neuinterpretation des Slasher-Klassikers Jessy – Die Treppe in den Tod und legt einen verstärkten Fokus auf sexualisierte Gewalt. Wir haben uns auf dem Campus für euch umgesehen.
Originaltitel: | Black Christmas |
Land: | USA/Neuseeland |
Laufzeit: | 92 Minuten |
Regie: | Sophia Takal |
Drehbuch: | Sophia Takal, April Wolfe |
Cast: | Imogen Poots, Aleyse Shannon, Lily Donoghue u.a. |
VÖ: | Ab 23.04.2020 im Handel |
Hintergründe & Inhalt
Black Christmas ist ein Remake des Slasher-Urgesteins desselben Namens von 1974, der bei uns unter etwas sonderbaren Namen Jessy – Die Treppe in den Tod veröffentlicht wurde. Der Film drehte sich um ein paar Mitglieder einer Sorority, die trotz Weihnachtsferien auf dem Campus geblieben sind und denen ein mysteriöser Killer nach dem Leben trachtet. Bob Clarks Slasher ist ein zeitloser Meilenstein des Genres, der schon 2006 ein ansehnliches Remake spendiert bekam. 13 Jahre später greift nun Regisseurin und Drehbuchautorin Sophia Takal (Green) unter dem Banner von Blumhouse Productions den Stoff erneut auf. Doch während das erste Remake von Glen Morgan noch nah am Original blieb, gehen Takal und Ko-Autorin April Wolfe eigene Wege und bleiben allein dem Setting treu.
Die Hawthorne-Universität ist über die Weihnachtsfeiertage wie leergefegt. Riley (Imogen Poots, Green Room), Marty, Kris (Aleyse Shannon, Reboot von Charmed) und Jesse der Studentinnen-Verbindung Mu-Kappa-Epsilon nutzen die ruhige Zeit auf dem Campus um auszuspannen. Doch die stille Zeit wird schon bald von einem maskierten Killer gestört. Doch dieser scheint nicht allein zu sein und schon bald wird den Studentinnen klar, dass hier etwas Größeres dahinter steckt, als nur ein wahnsinniger Mörder…
Kritik
Schon während die Geschichte in Black Christmas sich langsam entfaltet, machen Takal und Wolfe ausdrücklich klar, dass sie in Bezug auf Misogynie und sexuelle Übergriffe so einiges zu sagen haben. Schon die Exposition enthält einige starke Kampfansagen in Richtung Rape Culture und Patriarchat. Gerade in Form einer kleinen Weihnachts-Vorführung bei der Studentenverbindung Delta-Kappa-Omicron ist das wunderbar in die Story eingebaut und kommt trotz aller Sensibilität für das Thema sogar recht leichtfüßig und ohne Zeigefinger daher.
Es ist nur schade, dass bei dem Fokus auf diese Ebene etwas der Horroraspekt verloren geht und die ersten Horror-Szenen gar arg generisch ausgefallen sind. Innovative Kills werden auch nur angedeutet und nie wirklich gezeigt, was nicht nur den Gorehounds sauer aufstoßen wird, denn auch der Spannungsbogen leidet merklich unter der handzahmen Inszenierung. Dies fällt dem Film gerade im Mittelteil auf den Kopf, der einfach nicht richtig in Fahrt kommen will und sich schwer tut seine Bedrohung zu entfalten.
Es erweist sich vor allem als Problem, dass die spätere Zuspitzung der Dramaturgie ohne den nötigen Spannungsaufbau nicht wirklich funktioniert und in seiner Überstürzung eher für Verwirrung denn für Grauen sorgt. Dabei hätte der Film mit seiner durchaus beherzten Thematisierung von Rape Culture mehr als genug Bedrohungspotential zur Hand, um uns über eine ganze Filmreihe hinweg in Angst und Schrecken zu versetzen.
Hier offenbart sich dann auch eine Schwäche von Black Christmas: der intellektuelle Überbau wirkt über weite Teile losgelöst von der erzählten Geschichte. Dies zeigt sich vor allem auch darin, dass die Charaktere zu Beginn eher dazu dienen eine Message rüber zu bringen, anstatt ihnen wirklich Raum zur Entfaltung gegeben wird. Dies wird zum Teil durch das stark aufspielende Quartett aus Imogen Poots, Alese Shannon, Lily Donoghue und Brittany O’Grady abgefangen, aber so ganz wurde ich das Gefühl nicht los, die jungen Frauen nicht wirklich zu kennen.
Dies hat mich aber natürlich nicht davon abgehalten, mit ihnen ordentlich mitzufiebern, als Black Christmas trotz erheblicher Startschwierigkeiten auf den letzten Metern endlich seinen Rhythmus findet und zum Angriff gegen das Patriarchat bläst.
Nun aber Butter bei die Fische: Black Christmas musste bislang viel Prügel einstecken und so leid es mir tut das zu sagen, teilweise vollkommen zu Recht. Ich liebe die Art und Weise wie hier die Rape Culture insbesondere in Frat Houses attackiert wird. Der Film ist in dieser Hinsicht bemerkenswert und funktioniert auf dieser Ebene auch ausgesprochen gut. Ich kann auch den Ansatz nachvollziehen, dass Takal und Wolfe ihre Message auch an ein jüngeres Publikum bringen wollten und die Gewalt daher für ein PG-13-Rating zurückgedreht wurde. Doch damit haben sie sich in meinen Augen leider einen Bärendienst erwiesen. Könnte ich noch darüber hinwegsehen, dass die Horror-Elemente zu Beginn etwas unausgegoren wirken und nicht so richtig zünden wollen, wird das für den Film zu einem riesigen Problem, wenn er auf sein Finale zusteuert. Denn nicht nur wurden den Angriffen auf die Sorority die Zähne gezogen, auch deren Abrechnung kommt äußerst zahnlos daher.
Und das ist schlussendlich der Punkt, wieso mich Black Christmas etwas unbefriedigt zurückließ: denn obwohl der Film seinen Rhythmus findet und zum Angriff bläst, fehlt diesem die nötige Wut im Bauch. Black Christmas bleibt im Endeffekt einfach zu brav und geht nicht weit genug, wodurch die Wirkung des großen Finales in seiner Halbherzigkeit leider etwas verpufft.
Fazit
Nichtsdestotrotz würde ich euch den Film ans Herz legen, denn trotz aller Schwächen arbeitet sich der Film mit viel Mut an wichtigen Themen ab, hat einen guten Cast zu bieten, liefert einige schöne Hommagen an das Original und macht über weite Strecken auch wirklich Spaß.
Es ist einfach nur ein Jammer, dass Black Christmas durchgängig mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Also bitte, liebe Sophia Takal und April Wolfe: gerne mehr davon, aber das nächste Mal mit durchgedrücktem Gaspedal.
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Ab 23.04.2020 im Handel:
Bildquelle: Black Christmas © Universal Pictures Germany