Kritik

Deep in the Darkness (2014) – Review

Für Michael und seine Familie scheint die Idylle perfekt, als sie in das beschauliche Ashborough ziehen. Aber ihr Glück trübt sich bald, denn die Dorfgemeinschaft wird seit langer Zeit schon von einem Geschlecht kannibalischer Höhlenbewohner manipuliert. Ob der Plot von Deep in the Darkness funktioniert? Wir sind für euch tief in die Dunkelheit hinabgestiegen, um es herauszufinden.

Originaltitel:
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Regie:
Drehbuch:
Cast:
Vorlage:

Deep in the Darkness
USA
100 Minuten
Colin Theys
John Doolan
Sean Patrick Thomas, Dean Stockwell, Blanche Baker
Roman „Deep in the Darkness“ von Michael Laimo

Inhalt

Der Arzt Michael Caine (Sean Patrick Thomas, Lloronas Fluch) zieht, einem verlockenden Hausangebot folgend, mit Frau Cristine (Kristen Bush) und Töchterchen Jessica ins verschlafene, abgelegene Örtchen Ashborough, um dem stressigen Alltag Manhattans zu entkommen. Die neugierigen Dorfbewohner, vor allem der alte Nachbar Phil (Dean Stockwell, The Dunwich Horror), empfangen sie herzlich, Michaels Praxisbetrieb brummt und Cristine fasst schnell Fuß in der örtlichen Kirchengemeinde. Doch als Phil den jungen Vater zu einem steinernen Altar im tiefen Wald führt, auf dem dieser – wie alle Neuankömmlinge in Ashborough – ein Tier opfern soll, trübt sich das idyllische Bild. Eine lokale Legende, die von einem Geschlecht halbmenschlicher, unterirdisch lebender Ungeheuer kündet, scheint das Dorf in Atem zu halten. Und diese entpuppt sich schnell als real: Hebamme und Dorfälteste Zellis (Blanche Baker, Jack Ketchum’s Evil), welche die mittlerweile schwangere Cristine längst in ihren Bann geschlagen hat, scheint mit den mysteriösen Troglodyten zu paktieren. Als Phil gezwungen wird, in deren finstere Grotten hinabzusteigen, offenbart sich ihm das Ausmaß der Verschwörung und bald sieht er sich mit den ersten Toten konfrontiert…

Kritik

Deep in the Darkness bietet eine wohlbekannte Ausgangssituation: Eine liebenswerte und völlig arglose Familie begibt sich voller romantischer Vorstellungen auf den Weg in ein neues Leben auf dem Lande, ohne zu ahnen, welche heimtückischen Gefahren das Landleben für sie bereithält. Regisseur Colin Theys gelingt es, obwohl man das alles schon zu Genüge kennt, das Interesse des Zuschauers zu wecken: Deep in the Darkness wirkt durchaus hochwertig, die Schauspielenden sind in Ordnung, die Caines sympathisch und die zunächst beschauliche, dann bedrohliche Atmosphäre in Ashborough funktioniert. Insbesondere als sich die ersten bösen Omen zu häufen beginnen – eine aufdringliche Blondine beginnt ein undurchsichtiges Spiel mit Michael, die Frau des alten Phil scheint ein dunkles Geheimnis zu hüten und die Erzählungen über die omnipräsenten Troglodyten rücken zunehmend in den Vordergrund – überzeugt der Film.

Deep in the DarknessDann geht jedoch alles sehr schnell: Anstatt das Ausmaß seines Grauens langsam zu entfalten begegnen Michael und der Zuschauer den „Isolierten“, wie die Troglodyten im Dorf genannt werden, sehr bald. Dorfälteste Zellis und ihre Familie dienen den Kreaturen seit Langem und der junge Arzt wird wiederholt in die Höhlen gerufen, um medizinische Hilfe zu leisten. Die derartige Entmystifizierung des zuvor stimmungsvoll angedeuteten Grauens, das Ashborough heimsucht, erscheint ungeschickt. Das Intrigenspiel, in das die Familie gerät, soll nämlich noch eine Stunde weitergehen. Obwohl die Dorfbewohner sich davor hüten, die Existenz der Isolierten klar auszusprechen, und ihre Rolle für die Dorfgesellschaft noch länger undurchsichtig bleibt, ist bereits klar: Ja, es gibt sie wirklich, es sind kalkbemalte Höhlenmenschen, und sie brauchen sogar medizinische Hilfe, etwa bei der Geburt ihres Nachwuchses.

Deep in the DarknessDer Horror vor dem Unbekannten wird ersetzt durch die erschreckende Bewegungsfreiheit, welche die Troglodyten im Dorf zu genießen scheinen: Niemand ist vor ihnen sicher, sie finden ihren Weg in jedes Haus, und Michael findet unter Einsatz einer Schwarzlichtlampe ihre Handabdrücke überall, sogar auf Kleidung und Haut seiner selig schlafenden Tochter. Wenn Theys es sich mit dieser Klarstellung – man kann ihnen nicht entkommen, sie sind leise und flink und bekommen, was sie wollen – auch sehr einfach macht, funktioniert dieser Grusel. Auch die folgenden Sequenzen, in denen Michael zunehmend in den vereinnahmenden Sog der verschwörerischen Dörfler gerät, überzeugen prinzipiell. Leichen verschwinden, der Sheriff vertuscht mehr als er aufklärt und den alten Phil scheinen fürchterliche Gewissensbisse zu plagen. Nichts Neues, aber ansprechend umgesetztes Genrekino. Umso ärgerlicher, dass man den Grund der ganzen Verschwörung bereits kennt.

Deep in the DarknessAuch die »Isolierten«, optisch irgendwo zwischen Beutegier und Bone Tomahawk angesiedelt, überzeugen als Antagonisten durchaus. Mit passenden Make-Up Effects, effektiven Jump-Scare-Szenen, die ihrer angedachten Rolle sehr zuträglich inszeniert wurden – so huschen und klettern sie mehrfach von Michael unbemerkt gespenstisch in dessen Haus herum – funktionieren sie prinzipiell ganz gut. Und mit ihren Monstern stehen und fallen schließlich die meisten Horrorfilme. Zu schade, dass man bereits ein mehr oder weniger umfassendes Bild davon hat, wer da umherspukt. In Sachen Blutrünstigkeit kommt Deep in the Darkness erstaunlich bieder daher – die meisten Szenen, so auch die kannibalischen Mahlzeiten seiner Unterweltbewohner, sind recht unblutig. Im Gegensatz zum nicht unähnlichen Beutegier beweisen Theys und Co. hier keinen Mut zur Exploitation, was manche Zuschauer zwar erleichtern wird, dem Film insgesamt jedoch vermutlich gut getan hätte.

Deep in the DarknessDie wohl größte Schwäche des Streifens offenbart sich im letzten Teil, den Kampf- und Fluchtsequenzen. Auch hier wimmelt es nur so von Stereotypen. In haarsträubend unnachvollziehbarer Nächstenliebe bringt Michael seine Familie in Gefahr, als die Flucht bereits in Aussicht steht – nur um den Nachbarsjungen zu retten, dem vermutlich eh niemand mehr helfen kann. In Panik versagt Cristine mehrfach beim Versuch, das Auto anzulassen, Töchterchen Jessica wird wiederholt unvorsichtig aus den Augen gelassen und verschwindet prompt und ein Autounfall, der aus reiner Unaufmerksamkeit geschieht, besiegelt schließlich das Schicksal der Caines. Zwar hält der Film am Ende einen teuflischen Twist parat, der einige dieser Verfehlungen in neuem Licht erstrahlen lässt, doch eine zufriedenstellende Entschuldigung dafür, zu vielen Horrorfilmklischees anheim gefallen zu sein, bildet auch dieser nicht.

Fazit

Deep in the Darkness ist ein Horrorstreifen, der den meisten nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Was er umzusetzen versucht, das gelingt ihm jedoch auf eine Weise, die meistens völlig in Ordnung ist – nicht mehr und nicht weniger. Zuverlässig gelieferte Genremomente, gut gemachte Höhlenmenschen und vergleichsweise zahmer Kannibalen-Grusel, der dennoch für den ein oder andere Schreckmoment gut ist, ergeben einen akzeptablen Horrorfilmabend. Zumindest an jenen Tagen, an denen man einmal etwas anspruchsloser sein mag. Schade bleibt jedoch, dass ein oder zwei anders bewegte Stellschrauben den Film tatsächlich gut hätten machen können.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 3 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: Deep in the Darkness © Chiller Films/Synthetic Cinema International

Horrorfilme… sind die audiovisuelle Adaption des gesellschaftlich Abgestoßenen, Verdrängten und/oder Unerwünschten, das in der einen oder anderen Gestalt immer wieder einen Weg zurückfindet.

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