Walhalla
Kritik

Walhalla: Die Legende von Thor (2019) – Review

Walhalla: Die Legende von Thor erzählt die abenteuerliche Geschichte zweier Wikinger-Kinder, die in Asgard um das Schicksal der Götter kämpfen. Wir haben uns für euch unter das Göttergeschlecht der Asen gemischt.

Originaltitel: Valhalla
Land: Dänemark/Norwegen/Schweden/Island
Laufzeit: 105 Minuten
Regie: Fenar Ahmad
Drehbuch: Fenar Ahmad, Adam August
Cast: Cecilia Loffredo, Roland Møller, Reza Forghani u.a.
VÖ: Ab 30.04.2020 im Handel

Inhalt

Die Geschwister Røskva (Cecilia Loffredo) und Tjalfe (Saxo Moltke-Leth) führen gemeinsam mit ihren Eltern ein beschauliches Leben auf einer kleinen Farm, bis eines Tages die Götter Thor (Roland Møller) und Loki (Dulfi Al-Jabouri) die Gastfreundschaft der Familie einfordern. Durch eine List des trickreichen Loki folgen die Geschwister den Göttern als neue Diener nach Asgard, dem Heim der Götter. Der Beginn eines unerwarteten Abenteuers, denn die Konfrontation mit dem Fenriswolf und den Jötnar-Riesen kann für die Asen nur eines bedeuten: Ragnarök – die Götterdämmerung. Nun liegt es an den Göttern, sich mit den beiden Wikinger-Kindern zu verbünden, um das drohende Weltenende abzuwenden.

Hintergründe & Kritik

Walhalla basiert auf dem gleichnamigen Comic des dänischen Illustrators Peter Madsen. 1979 erstmals veröffentlicht, sind die Abenteuer rund um den Themenkomplex der nordischen Mythologie bis heute sehr gefragt. Regisseur Fenar Ahmad bastelt aus der Vorlage seine eigene Interpretation und bringt die Protagonisten des Comics in einem Dark-Fantasy-Abenteuerfilm auf die große Leinwand. Im Gegensatz zum 1986 erschienen Animationsfilm schlägt die Neuverfilmung einen ernsthafteren und düsteren Tonfall an und bietet einen frischen Blick auf die Welt der Wikinger.

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Kühnheit ist dem Regisseur nicht abzusprechen, da dieser etwas Neues ausprobiert und sich von der farbenfrohen Welt der Vorlage entfernt. Der Film hält, was der Trailer verspricht, und bietet ein beeindruckendes Produktionsdesign und hervorragende visuelle Effekte. Der Fenriswolf oder auch die Ziegen Thors, Tanngnjostr und Tanngrisnir, sind sicherlich die Höhepunkte der pointiert eingesetzten Computergrafik. Die Spezialeffekte wirken nie übertrieben oder fehl am Platz, sondern unterstützen die düstere, beklemmende Atmosphäre. Selbst Asgard wirkt trostlos und deprimierend. Es gibt keine prächtige Hallen, keine Walküren oder heldenhafte Einherjer, die in ihrem verdienten Paradies sorgenfrei leben können. Die Götter selbst sind längst nur noch Schatten ihrer selbst und haben die Verbindung zu den Menschen seit langem verloren. Einzig der kraftvolle Bifröst, die prachtvolle Brücke zwischen Asgard und Midgard, dem Reich der Menschen, und die Landschaft Skandinaviens bieten einen ästhetischen Kontrast.

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Der gute optische Eindruck und die damit verbundene Arbeit können aber nicht über das größte Problem hinwegtäuschen: das Drehbuch. Nach einer starken Exposition um die Geschwister Røskva und Tjalfe, die auf Thor und Loki treffen, nimmt die Erzählung stetig ab und behandelt die Geschichte fortan nur noch oberflächlich. Es gibt wenig Spannung und Emotionen und viele kleine Geschichten, die nicht zusammen passen wollen. Die Geschichte ist einfach nicht präsent und scheint nur ein lästiges Übel zu sein, um die Ruhepausen zwischen den spektakulären Spezialeffekten zu füllen. Dafür spricht sicherlich auch die lieblose Darstellung der Jötnar, die in ihrer animalischen Natur viel mehr an eine Mischung aus Ork und Kreaturen einer Beowulf-Verfilmung der 90er-Jahren erinnern als an ein Volk von Riesen.

Ahmad und August nehmen sich zu wenig Zeit für die Figuren und ihre Beweggründe, sodass es mitunter zu Stirnrunzeln kommt, wenn beispielsweise Tjalfe eine dämliche Entscheidung nach der anderen trifft. Aber auch unter den Göttern gibt es stumpfsinnige Figuren, deren Handlungen nicht nachvollziehbar sind. Dabei hätte der Konflikt zwischen ihnen und den Menschen durchaus Kraft, die Spannung aufrechtzuerhalten. Sie sind zerstritten, versoffen, faul und kümmern sich nicht um ihre göttlichen Pflichten, sondern nehmen die Hingabe der Menschen für selbstverständlich. Leider sind Odin, Tyr und Co. so irrelevant und unsympathisch, dass sie einem schlichtweg egal sind. Insbesondere Loki (Dulfi Al-Jabouri) wird zur Nebenfigur degradiert, obwohl er als Skeptiker und zwiespältiger Charakter nicht nur ein Gegensatz, sondern auch eine Ergänzung zu Thor darstellen könnte.

Das Drehbuch verschenkt viele gute Gelegenheiten, die Götterfiguren ausführlich einzuführen, denn die Schauspieler versuchen ihr Bestes, aber es fühlt sich einfach steif an. Es fehlt die nötige Chemie zwischen den Akteuren, was auch die Dialoge hölzern und banal erscheinen lässt.

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Ein Lichtblick im Figureneinheitsbrei ist das Trio Røskva, Thor und Quark. Cecilia Loffredo spielt ein neugieriges, mutiges Mädchen, ein starker Charakter, der seiner Umwelt mit Aufmerksamkeit und Freundlichkeit entgegentritt. Die sich entwickelnde Freundschaft mit Quark (Reza Forghani), dem Zwergriesen, gehört sicherlich zu den schönsten Szenen im Film. Auch ihre Interaktion mit Thor sorgt für einige amüsante Szenen. Die Newcomerin und der erfahrene Roland Møller bilden ein gutes Team. Denn auch wenn die Figur des Thor mit der dunklen Lederkleidung und dem mürrischen Blicken eines der Klischees der Dark Fantasy bedient, spielt Møller routiniert. Er ist cholerisch, laut, arrogant und großartig kindlich, wenn er ein Duell mit dem Riesen Utgardloki zu verlieren droht.

Fazit

Walhalla: Die Legende von Thor bietet viele großartige, computeranimierter Bilder, kraftvolle Spezialeffekte und liebevolle Details der nordischen Mythologie. Leider wird das Gesamterlebnis durch die voreilige Handlung und mangelnde Charakterisierung der Personen stark eingeschränkt. Daher ist der Film wohl in erster Linie Fans der Vorlage und nordischer Mythologie zu empfehlen, alle anderen müssen schon einen besonderen Hang zu Dark Fantasy mitbringen, um über die verquaste Story hinwegsehen zu können.

Bewertung

Grauen Rating: 0 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 0 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 30.04.2020 im Handel:

Walhalla

Der Film wurde uns von Koch Films als Ansichtsexemplar zur Verfügung gestellt.

Bildquelle: Walhalla – Die Legende von Thor © Kochfilms

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

One Comment

  • Felix Maus

    yo Jana,
    ick sach ma „WOW“, das ist mal eine sehr detalierte und gut zusammengefasste Kritik, I like your style!!!
    ich mach mit nem Freund eine KochradioSendung in Hamburg, vlcht haettest du ja Lust unsere Gaestin zu werden in „Crackhouse -die Kochradio Show auf FSK93.0“?
    txt us auf kochradio at gmx punkt de, du findest unz auch auf Insta, [f]book oder mixcloud (zum nachhoeren…)
    cheers
    felix

...und was meinst du?