Underwater Love – A Pink Musical (2011) – Review
Mit Underwater Love, einem Monster-Porno-Musical, wünschen wir einen frohen Weltschildkrötentag!
Originaltitel: |
Onna no kappa Japan/Deutschland 87 Minuten Shinji Imaoka Fumio Moriya, Shinji Imaoka |
Zum Weltschildkrötentag will ich eine kleine Zeitreise machen, denn sobald ich Schildkröte höre, kommt mir als erstes nicht etwa eine gepanzerte Echse in den Sinn, sondern ein ganz besonderer japanischer Film. Die Zeitreise führt uns sieben Jahre in die Vergangenheit zum 2. /slash Filmfestival in Wien anno 2011. Nachdem das Festival schon beim ersten Mal durch eine wundervoll vielseitige und liebenswert kuriose Programmgestaltung aufgefallen war, war ich Feuer und Flamme das kommende Programm zu sehen. Einer dieser besonders kuriosen Beiträge war Underwater Love – A Pink Musical.
Aber was hat das jetzt alles mit dem Weltschildkrötentag zu tun, fragt ihr euch bestimmt. Die Antwort ist: Kappas. Ich weiß, das wird euch jetzt tendenziell auch nicht weiterhelfen, außer ihr habt eine besondere Nähe zur japanischen Mythologie. Die japanischen Fabelwesen sind eine Mischung aus Schildkröte, Frosch und Mensch mit einer Wassermulde auf dem Kopf aus welcher sie ihre magischen Kräfte beziehen. Kappas gehören eher zu den fieseren Geschöpfen der Mythologie. Auf dem Land ist die kleine, garstige Kreatur ziemlich harmlos. Es klaut den Menschen Gurken und fordert sie hin und wieder zum Sumo-Ringen heraus. Im Wasser sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Dort versuchen Kappas den Menschen ihre Leber zu entreißen – und zwar in dem sie mit ihrem Arm in den Arsch ihrer Opfer eindringen. Außer du hast Gurken gegessen, dann fressen sie dich vielleicht auch einfach so auf.
Perfekter Stoff also für einen deftigen Nippon-Splatter. Nur handelt es sich bei Underwater Love – A Pink Musical in keinster Weise um einen Horrorfilm, sondern wie der Titel schon andeutet um ein Monster-Porno-Musical. Bei der damaligen Vorführung der deutsch-japanischen Koproduktion im Wiener Filmcasino war Brezel Göring anwesend. Als Teil des für den Soundtrack verantwortlichen Elektropop-Duos Stereo Total sprach er ein paar einleitende Worte. So berichtete er über einen abstrusen Film, unklare Aufträge und eben auch das japanische Genre „Pink Movies“, welches sich dadurch auszeichne, dass die Filme in fünf Tagen abgedreht werden und im Film alle zehn Minuten eine Sexszene vorkommen müsse. So wurde der Film dann auch in fünfeinhalb Tagen gedreht mit jeweils nur einer einzigen Aufnahme.
Wie es sich für einen ordentlichen Softporno gehört, ist die Handlung tendenziell einfach gehalten und das Drehbuch mehr darauf bedacht Sexszenen, Gesangseinlagen und Skurrilitäten aneinanderzureihen. Sollte man nun nicht Japanologie studieren oder besonders an Mythologie interessiert sein, bedeutet dies allerdings in erster Linie nur eines: Beast Sex! Und so ein Beast Cock eines Kappa macht wirklich einiges her! Die Sexszenen kommen dann aber leider doch nicht alle zehn Minuten, sondern sind rar gesät. Die Inszenierung schwankt dabei zwischen ironisch, trashig und ästhetisch, bleibt bei den sehr schönen japanischen Schauspielerinnen jedoch durchaus anregend.
Neben dem Kappa wuseln noch andere charmante, wie auch dubiose Charaktere durch den Film, die man ob ihrer Spielfreude einfach nur lieben muss. Besonders wenn dies von Kameramann Christopher Doyle (Hero) in traumhaft, surreale Bilder getaucht wird.
Da es sich um ein Musical handelt, ist natürlich insbesondere die Musik hervorzuheben und wer Stereo Total kennt, weiß dies passt wie Arsch auf Eimer. Laut Brezel Göring hatten sie ihren Auftrag so verstanden, dass die geschriebenen Songs von den Akteuren noch einmal neu interpretiert und eingesungen werden. Schlussendlich ist dann allerdings während des Films einfach Françoise Cactus zu hören, zu deren Gesang die SchauspielerInnen mehr schlecht als recht hin und wieder die Lippen bewegen, aber hauptsächlich auf geniale, wenn auch mies durchgeführte Choreographien konzentriert sind.
Inzwischen sollte klar sein, dass der Film sich an ein sehr spezielles Publikum richtet, da die trashige Aufmachung sicher schon einige abschreckt und die Restlichen wohl von den Musicalelementen vertrieben werden. Ich fand die Mischung jedoch phänomenal und wer mit den einzelnen Elementen was anfangen kann, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen – es wartet Lebensfreude pur mit einem der besten Soundtracks überhaupt.
P.S.: Im Anschluss veranstaltete Stereo Total noch ein Konzert im Kinosaal, der damit kurzerhand zur Tanzfläche wurde.
P.P.S.: In diesem Sinne einen frohen Welt-Schildkrötentag!
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Spannung | |
Atmosphäre | |
Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: Underwater Love – A Pink Musical © Rapid Eye Movies