The Ritual (2017) – Review
The Ritual erzählt uns die Geschichte von vier Freunden, deren geplanter Wanderurlaub plötzlich in einem Kampf ums Überleben endet.
Originaltitel: |
The Ritual Großbritannien 94 Minuten David Bruckner Joe Barton, Adam Nevill (novel) |
Vier alte Studienfreunde planen einen Abenteuer-Urlaub in den Wäldern Schwedens. Auf dem Rückweg eines Wandertrips, erleidet einer der Freunde eine Beinverletzung. Eine Abkürzung muss her. Um schnellstmöglich zurück zum Camp zu gelangen, wollen die vier einen vermeidlich einfachen Weg durch die dichten Wälder finden. Ein ruhiger Ausflug wird plötzlich zum Kampf ums Überleben.
Eine tolle Ausgangssituation mündet in einer Sackgasse
The Ritual beginnt durchaus spannend und hat aufgrund seiner Vorgeschichte über einen jungen Mann, der gegen sein Trauma, seinem sterbenden Freund nicht zur Seite gestanden zur haben, ankämpft, durchaus brauchbare Grundsteine gelegt, um gezielt auf einer tiefsinnigen psychologischen Ebene voranzuschreiten. Darstellerisch geben sich die durchaus sympathischen Akteure ordentlich Mühe und wissen auch in ihren Rollen zu überzeugen. Wir fühlen, leiden und hoffen mit ihnen, ohne dabei auch nur in irgendeiner Form genervt zu sein. Die Atmosphäre ist überraschend stimmig und die finsteren Wälder Schwedens versprühen ein durchweg unbehagliches Flair, welches uns schon gleich zu Beginn in körperliche Anspannung zu versetzen weiß. Rückblicke und Träume verschwimmen gekonnt mit der Realität und lassen uns den Leidensweg einer gebrochenen Seele hautnah miterleben. Absolut fantastisch wie man es hier schafft, die Grenzübergänge zwischen der Wirklichkeit und Traumerscheinungen visuell ineinander verschmelzen zu lassen. Leider kann der Film dieses Niveau nicht durchgehend halten und so wird das ganze Szenario, spätestens nach der ersten verbrachten Nacht in den schaurigen Wäldern, zur zähen Durchschnittskost.
Anfang hui, Ende pfui
Nach dem überschaubar spannenden Mittelteil verliert The Ritual gegen Ende dann plötzlich vollkommen den Faden und lässt uns im letzten Drittel durchaus etwas ratlos dastehen. Die aufgebaute Spannung verliert man aus den Augen, kein Twist verschärft die Story und auch sonst gibt man sich keine Mühe, dem Zuschauer einen Aha-Effekt zu servieren. Vielmehr verliert man sich in einer hektischen Erzählung, die uns möglichst unkonventionell und rasch ein Ende präsentieren will und seine zu Beginn aufgeführten Stärken vollkommen aus dem Verlauf streicht. Letztlich schafft es das Werk nicht mehr ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Story und Atmosphäre zu schaffen und lässt die Standhaftigkeit, die zu Beginn doch noch so präsent war, auf halber Strecke hinter sich. The Ritual kentert schlussendlich in einer Situation, die wir schon tausende Male gesehen haben und schafft es trauriger Weise nicht, sich irgendwie aus diesem Einheitsbrei hervorzuheben.
David Bruckners Werk ist definitiv kein Totalausfall, lässt aber leider eine ordentliche Ladung Potential wie Sand durch die gespreizten Finger fließen. Wunderschön inszenierte Bilder, eine emotionale Ausgangssituation und eine schaurige Atmosphäre sind Stärken der britischen Produktion, die ich mir gewünscht hätte über die volle Dauer erleben zu dürfen. Dass all das spätestens ab der Hälfte in ein schwarzes Loch zu fallen scheint, ist genau deshalb umso enttäuschender. Netflix-Kunden und jene, die auf Horrorkost im Waldszenario stehen, können dennoch vorsichtig einen Blick riskieren, sollten aber nicht mit zu hohen Erwartungen rangehen.
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Spannung | |
Atmosphäre | |
Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: The Ritual © Netflix