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13 Horrorfilme an der Küste, die ihr gesehen haben solltet!

8. Das Grauen aus der Tiefe (1980)

In Barbara Peters kurzweiligen Creature Feature werden die Einwohner*innen einer Küstenstadt Kaliforniens von urzeitlichen Fischmonstern angegriffen, die es auf die Frauen des Ortes zwecks Fortpflanzung abgesehen haben und dabei die Männer töten. Viel mehr gibt es zur Story auch nicht zu sagen, denn diese steht auf äußerst dünnem Fundament. Dennoch bietet Das Grauen aus der Tiefe eine Menge Schauwerte, wie symphytische Protagonist*Innen und einige wirklich stark gemachte blutige Effekte. Gleich zu Beginn traut er sich etwas, was ich beim ersten Schauen nicht erwartet hatte, denn Peters Film beginnt exakt so wie seinerzeit auch Jaws, mit einer PoV-Kamerafahrt durch das Meer und Algen.

Trotz des Lobes begleitet der Film ein gewisser Grindhouse-Schmuddel, dem Publikum erwarten eine Menge unnötig entblößte weibliche Körper und einige fragwürdige Frauenrollen sowie ein gewisser Sexismus, der aber seiner Zeit geschuldet ist. Trotzdem spielt man hier ansonsten groß auf. Es explodiert an allen Ecken und die Monster gehen nicht grade behutsam mit ihrem Opfern um. Weggerissene Gesichter und Gliedmaßen, freiliegende Organe und Knochen sowie spritzendes Blut, soweit das Auge reicht. Das alles vor der wunderschönen Kulisse eines Hafenfestes am Strand des kalifornischen Fischerdorf Noyo. Ganz interessant ist noch eine Rahmenhandlung, in der die Probleme der Fischer mit der Industrialisierung und Rassismus gegenüber der US-amerikanischen indigenen Bevölkerung thematisiert wird. Diese wird im Laufe der Geschichte zwar nicht gelöst, aber deutlich und vor allem sympathisch durch eine Rettungsaktion entschärft. Die fischigen Monster sind zwar etwas in die Jahre gekommen, versprühen aber noch immer ihren Corman üblichen Charme und erinnern ein wenig an das Monster aus Das Schrecken vom Amazonas, was der Film auch einigen Anspielungen an die älteren Creature Features honoriert. Das Grauen aus der Tiefe funktioniert als B-Movie noch immer ganz wunderbar und bietet kurzweilige Action, Monster, Gore und nackte Haut vor einem malerischen Küstensetting. [Mathias]

Erhältlich als DVD/BD auf Amazon*.

7. The Beach House (2019)

Das Spielfilmdebüt von Jeffrey Brown dreht sich um das junge Paar Emily und Randall, das im Strandhaus von Randalls Familie ein paar schöne Stunden zu zweit verleben will. Da sie sich außerhalb der Saison dort aufhalten, ist die gesamte Nachbarschaft wie ausgestorben und sie haben das Feriendomizil am Meer für sich allein – bis sie am nächsten Morgen bemerken, dass sich noch ein weiteres Paar im Haus aufhält; offenbar alte Freunde der Familie, wie sich nach dem ersten Schreck herausstellt. Man beschließt, das große Haus zusammen zu nutzen und verabredet sich zum gemeinsamen Abendessen. Doch im Verlaufe des Abends häufen sich mehr und mehr seltsame Vorfälle. Der Strand und die dortigen Pflanzen sind von einem sonderbaren Glühen erfasst, das Wasser aus der Leitung hat eine befremdlich zähe Konsistenz und mit dem dichten Nebel geht ein beißender Gestank einher …

Doch schon bevor das Grauen aus dem Meer greifbar wird, erzählt Emily beim gemeinsamen Abendessen von ihrer Profession als angehende Astrobiologin und ihrem besonderen Interesse für Leben unter widrigsten Umständen. Wie zerbrechlich und bedeutungslos das Leben auf der Erde doch sei und wie in den Untiefen des Ozeans aus Chemie nur dadurch Biologie entstehen konnte, in dem von außen etwas Fremdes hinzugeführt wurde. Sich tentakelbewehrter Klischees widersetzend, beschwört Brown damit schon in seiner Exposition eine bedrohliche Atmosphäre des kosmischen Grauens, welche in den Untiefen des Meeres hausen könnte. Der Regisseur setzt damit sehr geschickt den Grundton des Films und bereitet uns auf eine unbeschreibliche Bedrohung vor, der wir vermutlich hilflos ausgeliefert sein werden.

Diese Bedrohung schwingt lange nur unterschwellig mit, denn The Beach House nimmt sich viel Zeit für seine Erzählung und lässt den Wahnsinn nur langsam durch die Membran unserer rationalen Weltsicht sickern. Mit fortlaufender Spieldauer entgleitet der Film dann immer mehr den sicheren Gestaden der Realität. Ohne sich der Versuchung hinzugeben, hektisch zu werden, bleibt The Beach House auch im letzten Akt seiner Zähflüssigkeit treu – bis wir im Finale in die zweifelhafte Geborgenheit des Wahnsinns in den Wogen des Meeres entlassen werden. [Florian]

Zu sehen auf Amazon Prime*.

6. Messias des Bösen (1973)

Nachdem sie seit Längerem nichts mehr von ihm gehört hat, macht sich die junge Frau Arletty Long auf die Suche nach ihrem scheinbar verschwundenen Vater. Dafür begibt sie sich in das ominöse Küstenstädtchen Point Dune, in dem er ein Haus direkt am Strand besitzt. Dort angekommen macht sie die Bekanntschaft von drei Fremden, mit denen sie sich im verlassenen Haus ihres Vaters einquartiert. Doch vom Meer her scheint ein nebulöser Fluch von dem Ort Besitz zu ergreifen, der schließlich auch auf die Bewohner:innen der Stadt überschwappt …

Mit Messias des Bösen hat das Regie-Ehepaar Gloria Katz und Willard Huyck ein wahres Meisterwerk des surrealistischen 70er-Jahre Horrorkinos erschaffen. Mit Bezügen sowohl zum europäischen Arthaus Kino der 60er- und 70er-Jahre als auch zum US-amerikanischen Grindhouse erzeugt der Film eine unglaublich bizarr-albtraumhafte Atmosphäre, der man sich ebenso wenig entziehen kann wie die Figuren sich den übernatürlichen Mächten, die auf sie wirken. Das Meer wird in Messias des Bösen zu einem Hort voller irrealer Mystik und unergründlicher Gefahren, die – wenn die Zeichen dafür richtig stehen – auf das Festland überschwappen und dort für Angst und Schrecken unter den Lebenden sorgen.

Mit seiner ausgestellten Irrationalität erschafft der Film mit dem Küstenstädtchen Point Dune einen Ort, dessen Regeln sich jeglicher Logik entziehen – und in dem deswegen alles passieren kann. Unheilschwangere Messen am nächtlichen Strand, in einem von grellem LED-Licht gefluteten Kaufhaus mit einer Horde nach Fleisch gierenden Menschen eingesperrt zu sein oder ein nächtlicher Kinobesuch, dessen fatale Folgen unvorstellbar sind: Es sind nur die einprägsamsten von vielen Momenten puren Grauens, das in Messias des Bösen herrscht. Unergründlich und finster wie das aufgewühlte Meer, das es ans Land gespült hat. [Robert]

Zu sehen auf Amazon Prime*.

5. Dark Waters (1993)

Nach dem Tod ihres Vaters erfährt die Engländerin Elizabeth, dass dieser jahrelang an ein ihr unbekanntes Nonnenkloster Geld gespendet hat. Um mehr darüber zu erfahren, reist sie kurzerhand auf die abgeschiedene Insel und trifft alsbald auf die Nonnen des Konvents, die nicht besonders redselig sind. Unterstützung bei ihren Nachforschungen erhält die junge Frau von der Novizin Sarah, mit der sie mehr verbindet, als es zunächst den Anschein hat. Nach und nach durchstöbern die beiden die Katakomben, Bibliotheken und versteckten Räume des Klosters, und Elizabeth erfährt von einem finsteren Familiengeheimnis.

Dark Waters von Regisseur Mariano Baino ist eine eindrucksvolle Mischung aus lovecraft‘schen Albträumen und der Einzigartigkeit des italienischen Horrorfilms mit der starken Konzentration auf dem Zusammenspiel von Licht und Schatten. Ohne elektrische Beleuchtung wird das Nonnenkloster nur mit Kerzen beleuchtet, deren Schatten hüpfen und flackern, während sich die Wände zwischen Licht und Schatten winden.

In der Ukraine gedreht, fängt Kameramann Alex Howe gekonnt die Schönheit der klaustrophobischen Umgebung in hypnotischen Bildern ein und folgt der Protagonistin durch dunkle, bedrohliche Orte zwischen halluzinatorisch religiösen Ikonen und kerzenbeleuchteten unterirdischen Gängen. Minimale Dialoge sorgen für Unbehagen, erzählen die Geschichte effektiv mit wenigen Worten, und auch die Partitur wird spärlich eingesetzt. Das heißt aber nicht, dass der Bildschirm stumm ist. Vielmehr scheint jeder erzeugte Ton vielfach widerzuhallen und intensiver zu klingen, als er wirklich ist. Und lauter als jedes andere Geräusch ist das Wasser. Regen prasselt auf die alten Klostermauern hinab, tropft überall durch Risse in den Wänden und bricht schließlich mit einem Donnergrollen auf die Figuren hinab. Verloren im Ozean inmitten von unversöhnlichem felsigen Gelände umgibt ein nahezu ewiges Gewitter das verfallene Kloster, das wiederum einer alles zerfressenden Krankheit zu erliegen scheint. Die Wände bröckeln, die Tapeten sind alt und zerrissen und die Türen fallen praktisch aus den Angeln. Überraschend warm und einladend scheinen hingegen die Katakomben, was die Implikation verstärkt, dass der Tod gedeiht und das Leben vergeht. [Jana]

Erhältlich als BD auf Amazon*.

4. Night Tide (1961)

Der unerfahrene Matrose Johnny (Dennis Hopper, Blue Velvet) steckt voller Träume. Als er Mora (Linda Lawson) in einem Musikklub in Santa Monica kennen lernt, ist seine Neugierde geweckt. Wie ein Getriebener sucht er ihre Nähe, als Jahrmarktsattraktion hält Mora, die Meerjungfrau, jedoch nicht nur für ihr zahlendes Publikum Überraschungen und Geheimnisse bereit …

Dass Regisseur Curtis Harrington (Queen of Blood) vom experimentellen Kino kommt, merkt man seinem ersten Langfilm an, das bescheidene Butterbrot-Budget keineswegs. Aus Kostengründen sprang Gavin Muir für den ursprünglich Peter Lorre zugedachten Part des Captain Samuel Murdock ein und der blutjunge Dennis Hopper erwies sich außerdem als tüchtiger Glücksgriff. In seiner ersten Hauptrolle sehen wir ihn forsch auftretend, alsbald Hals über Kopf verliebt, verwirrt und betörend verletzlich.

Statt aufwendigen Kulissen gibt es günstige, gleichwohl atemberaubende Ausblicke vom Balkon auf die kalifornische Küste oder am Strand gedrehte Partys. Moras ausdrucksstarker Tanz der Gezeiten kann sogar als Höhepunkt von Night Tide begriffen werden. Ferner unvergessen bleiben die Schrulligkeit der Tarot-Sitzung sowie das makaber gesponnene Seemannsgarn des Captains mitsamt „kleinem arabischen Souvenir“. Herauszustreichen ist insgesamt, dass unter dem Beat-Flair stets die mythische Bedrohung mitschwingt, die gewiss manche vorschnell mit dem Horror eines H. P. Lovecraft verwechseln wollen. Tatsächlich hat sich Harrington von Edgar Allan Poes Lyrik zur Kurzgeschichte „The Secrets of the Sea“ inspirieren lassen und ganz offensichtlich holte er sich zusätzlich Anreize bei Katzenmenschen aus dem Jahre 1942, der bekanntermaßen auf dem mittelalterlichen Melusine-Mythos fußt und ebenfalls über eine Szene verfügt, in der eine mysteriöse Mahnerin auftritt, um die weibliche Hauptfigur an ihre wahren Wurzeln zu erinnern. Bei Curtis Harrington ist dies die Figur der Wasserhexe – und selbstverständlich als liebevolle Hommage zu sehen.

And so, all the night tide, I lie down by the side.

Konsequenterweise endet der Film mit der letzten Strophe von Poes sehnsüchtigem, den Mond und die Gezeiten beschwörenden Gedicht. Welche Einflüsse auch immer am Werk gewesen sein mögen, Night Tide ist längst anderen Kreativen zum Inspirationsquell geworden. [Michaela]

Erhältlich als DVD/BD auf Amazon*.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

2 Comments

...und was meinst du?