Empfehlungen

Horrorfilme aus Indonesien – Empfehlungen aus der Redaktion

Heute widmen wir uns zehn Horrorfilmen aus Indonesien. Drei unserer Autor*innen haben ihre Sammlungen durchwühlt und präsentieren euch ihre persönlichen Empfehlungen.

Michaelas Empfehlungen

The Queen of Black Magic (1981)
R: Liliek Sudjio

Murni (Suzzanna) vergnügt sich mit dem lokalen Playboy Kohar, der sich ihrer rasch entledigt, um eine wohlhabendere Partie zu ehelichen. Die neue Braut erleidet am Tag der Hochzeit einen Fall von Besessenheit und die Feierlichkeiten geraten arg aus dem Ruder. Prompt schiebt der durchtriebene Kohar das Missgeschick seiner alten Flamme in die Schuhe, bezichtigt sie dreist der Zauberei und hetzt schließlich die Dorfgemeinschaft gegen sie, woraufhin Murni in mörderischer Absicht in eine Schlucht gestürzt wird. Zu dumm für den brutalen Mob, dass Murni von einem eremitenhaft lebenden Magier gerettet und gepflegt wird. Schon bald wird er die wissbegierige Frau in die schwarzen Künste einweihen, damit sie blutige Rache nimmt …

Suzzanna Martha Frederika van Osch gilt als Aushängeschild des indonesischen Films und unangefochtene Scream-Queen. Wer sich ein Bild von ihrer Anmut und Schauspielkunst machen möchte, findet hier die perfekte Gelegenheit, denn bei The Queen of Black Magic handelt es sich wahrlich um einen Meilenstein des Fantasy- und Horrorfilms, auch wenn die Story nicht viel mehr ist, als die simple Rachegeschichte einer Frau, der Unrecht widerfuhr, und das abrupte Ende durchaus zu wünschen übrig lässt. Doch was Ex-Schauspieler und Regisseur Liliek Sudjio für die Leinwand erschaffen hat, vermag die Gemüter zu berühren wie ein Epos. Keine Emotion kommt zu kurz und in seinen stärksten, übermütig wirkenden Segmenten sorgt The Queen of Black Magic für die Sorte Unterhaltung, die glückselig lächelnd zurück lässt. Zudem hält der prächtig gereifte Klassiker zerplatzende Adern sowie eine handwerklich beeindruckende Kopf-Explosionsszene parat, so dass Cronenberg‘sche Stimmung aufkommt. Spaßfakt am Rande: Scanners – Ihre Gedanken können töten stammt zufälligerweise aus demselben Jahr. Kurzum, The Queen of Black Magic war wegweisend für das indonesische Kino und verzaubert bis zum heutigen Tag – auch dank der großen Suzzanna.

The Queen of Black Magic (2019)
R: Kimo Stamboel

Beim erneuten Besuch des abgelegenen Waisenhauses, in dem sie aufgewachsen sind, entdecken drei Männer und ihre Familien eine bedrohliche dämonische Präsenz. In düster gefärbten Einstellungen wird ein Bus gezeigt, dessen Inneres selbst Hartgesottene verstören könnte und wenn gegen Ende magische Flammen auflodern, wird es bestimmt so manchem Gore-Fan schnell allzu heiß.

Beim Neuaufguss des weit über die Grenzen Indonesiens bekannten 80er-Jahre-Schlagers (Originaltitel: Ratu ilmu hitam) handelt es sich weniger um ein Remake im modernen Gewand. Der Respekt vor Liliek Sudjios Werk war dann doch zu groß, erkennbar daran, dass als Huldigung Aufnahmen des großen Vorbilds im Abspann laufen. Schlauerweise entschied sich das Kreativduo Joko Anwar (Drehbuch) und Kimo Stamboel (Regie) daher für eine Art Coverversion. Ihrem Film fehlt freilich jedwede Verspieltheit – und Horror-Ikone Suzzanna fehlt sowieso an allen Ecken und Enden. Dafür mangelt es ihrer Königin der schwarzen Magie zu keinem Zeitpunkt an Schockmomenten, steilste Gänsehaut de luxe hervorrufenden Garstigkeiten sowie ausgesucht finsteren Stimmungsbildern. Insofern hat sich ihre Arbeit gelohnt, auch wenn der Titel das ältere oder schlichtweg kundige Publikum mitunter zu verwirren vermag.

Nicht meine allerliebste, aber mit Abstand härteste Empfehlung auf dieser Liste; gewiss nichts für Hänflinge.

Dangerous Seductress (1995)
R: Tjut Djalil

Besser früher als später sollte der Name H. Tjut Djalil fallen, wenn von indonesischem Horror die Rede ist. Bereits in den frühen 1980er-Jahren schuf der nimmermüde Filmemacher mit Mystics in Bali einen übernatürlichen Klassiker des Genres. Als Volltreffer gilt ferner Lady Terminator, der die Toleranzschwelle für flotte Kerle mit Vokuhila tüchtig auszureizen weiß. Demgegenüber scheint Dangerous Seductress in der Gunst des geneigten Publikums leicht abzufallen, dabei handelt es sich mindestens um eine liebenswert eigenwillige Sleaze-Perle.

Nachdem Juwelendiebe auf der Flucht verunglückt sind, schwebt ein einzelner Finger entdeckungsfreudig durch die Gegend, bis er auf eine geheimnisumwitterte Grabstätte trifft. Ein Spiegel dient dort einer mächtigen Hexenkönigin als Portal und in der Folge als magisches Kommunikationsinstrument. Unterdessen landet die US-Amerikanerin Susan in Südasien um sich ausreichend Distanz zu ihrem gewalttätigen Freund zu verschaffen. Leichtsinnigerweise liest sie sogleich ominöse Passagen inklusive Auferstehungszauber aus dem Buch ihrer Schwester Linda, welche just neben anderen Schönheiten im Bikini nichts ahnend als Model jobbt. Die böse Königin fordert recht kompromisslos Susans Körper ein, denn dieser eignet sich bestens für ihre Zwecke: Männerjagd und Blutlust. Linda hat alsbald ein dringlicheres Problem als die korrekte Position in luftiger Strandmode …

Bilder von balinesischen Tempeln und Stränden samt tänzelnder, sich endlos im Sonnenschein räkelnder Mädchen erinnern in ihrem Überschwang an die Fernsehserie Baywatch, während die okkulten Momente beinahe Charme à la Clive Barker versprühen. Slasher-Fans werden ebenfalls bedient, indem sich die besessene Susan hingebungsvoll durch ein Schlachthaus metzelt. Den teils fragwürdigen Spezialeffekten zum Trotz gelingt es Dangerous Seductress insgesamt wie eine wahnwitzig dekorierte Eisbombe in Verzückung zu versetzen. Das unberechenbare Spektakel dürfte die oben genannten Werke in puncto Unvernunft locker überholen. Gemeinsam bilden sie die in Indonesien und darüber hinaus verehrte Horror-Triade aus dem Hause H. Tjut Djalil.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?