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Horrorfilme aus Indonesien – Empfehlungen aus der Redaktion

Janas EmpfehlungenJana

The Forbidden Door (2009)
R: Joko Anwar

Auf den ersten Blick führt der gefragte Künstler Gambir (Fachri Albar, Satan’s Slaves 2: Communion) ein durch und durch perfektes Leben: mit seiner wunderschönen Frau Talyda (Marsha Timothy, Modus Anomali – Gefangen im Wahnsinn) bewohnt er ein exklusives Haus, hat Freund*innen und Familie, die ihn unterstützen und seine eigensinnigen Skulpturen schwarzer, schwangerer Frauen verkaufen sich wie warme Semmel. Allerdings zeigen sich schnell die ersten Risse in der makellosen Fassade. Nicht nur, dass Gambir an seinem künstlerischen Schaffen zweifelt, er bekommt auch wiederholend mysteriöse Botschaften, in denen jemand um Hilfe bittet. Und während immer mehr Geheimnisse seiner Mitmenschen an die Oberfläche treten, versucht Gambir verzweifelt die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen und nicht den Verstand zu verlieren.

Basierend auf dem gleichnamigen Roman, im Original „Pintu Terlarang“, der indonesischen Schriftstellerin Sekar Ayu Asmara, präsentiert Regisseur und Drehbuchautor Joko Anwar eine groteske Vision verdrängter Traumata. Gambirs Geschichte ist eng gewebt: unheimlich, mysteriös und furchterregend in den Geheimnissen, die sie umgeben. Fachri Albar ist ideal besetzt in der Rolle des distanzierten und immer misstrauischer werdenden Künstlers, der langsam, aber sicher seinen Verstand verliert. Hinter jeder aufgestoßenen Tür verbergen sich weitere, die schließlich ein grauenhaftes Geheimnis offenlegen.

Während die Grenzen zwischen Realität und Fiktion weiter verschwimmen, findet Gambirs mentaler Zusammenbruch seinen Höhepunkt in einem wunderbar blutigen Abendessen, großartig in einer üppigen Farbpalette in Szene gesetzt, die nicht zuletzt an die visuelle Kraft von Park Chan-wooks Vengeance-Trilogie erinnert. The Forbidden Door ist geschickt konstruiert, ein Rätsel voller unerwarteter Wendungen, die von Anfang bis Ende für Spannung und eine Atmosphäre des langsam kriechenden Wahnsinns sorgen.

Killers (2014)
R: The Mo Brothers

Nomura Shuhei (Kazuki Kitamura, Hell Dogs), ein erfolgreicher japanischer Geschäftsmann, hütet ein dunkles Geheimnis: Vor laufender Kamera tötet er unschuldige Frauen und verbreitet die bearbeiteten Videos im Internet, damit ein Publikum seine „Kunstwerke“ bewundern kann. Damit erregt er auch die Aufmerksamkeit des indonesischen Journalisten Bayu Aditya (Oka Antara, S-VHS Segment: Safe Haven), der sich von den Snuff-Videos zwar angeekelt, aber zugleich fasziniert zeigt. Aditya, der durch seine berufliche Besessenheit Familie und Karriere ruiniert hat, kann schon bald seine eigenen mörderischen Triebe nicht mehr unterdrücken und zwischen den beiden Männern entsteht eine eigenwillige Beziehung.

Killers ist eine indonesisch-japanische Kooperation inszeniert vom Regie-Duo Timo Tjahjanto (The Night Comes for Us) und Kimo Stamboel (Bunian), die unter den Namen „The Mo Brothers“ bereits Erfahrung im Horrorgenre gesammelt haben und mit ihrem Slasher Macabre für Aufsehen sorgten. Killers ist ein brillantes Gebilde über die Neigung der Menschen zur Gewalt – und ihre Faszination für eben diese dunklen Triebe. Trotz der Thematik um Snuff-Filme und Voyeurismus verlieren sich die kaltblütigen Tötungsszenen niemals im Selbstzweck. Vor allem die Performance von Kitamura schwebt zwischen brutaler Grausamkeit und kühler Eleganz, sogar ein paar einfühlsame Momente gesteht er seinem Charakter zu. Mit Killers haben Tjahjanto und Stamboel einen bedrückenden, düsteren und gewalttätigen Film geschaffen, der überzeugend und glaubhaft die Geschichte zweier Mörder erzählt.

Zu sehen auf Amazon Prime*!

Macabre (2009)
R: The Mo Brothers

Wer sich Macabre anschaut, ist höchstwahrscheinlich wegen des berüchtigten Blutbades mit am Start und der Film liefert groß ab! Basierend auf dem bereits 2007 erschienenen Horror-Kurzfilm Dara präsentiert sich das Spielfilmdebüt der Mo Brothers als ein geradliniger Backwood-Horrorfilm, der insbesondere für Gorehounds keine Wünsche offenlässt.

Ladya (Julie Estelle, Kuntilanak), ihr Bruder Adjie (Ario Bayu, The Queen of Black Magic) und dessen schwangere Ehefrau sind in Begleitung ihrer engsten Freunde auf dem Weg zum Flughafen. Unterwegs gabeln sie die durchnässte Maya (Imelda Therinne, Shackled) auf, die augenscheinlich ausgeraubt wurde, und fahren sie nach Hause. In einem alten Haus inmitten des indonesischen Hinterlandes lebt sie gemeinsam mit ihrer Mutter Dara (Shareefa Daanish, May the Devil Take You Too) und ihren zwei Brüdern Adam (Arifin Putra, The Raid 2) und Arman. Diese verhalten sich zunächst zwar etwas merkwürdig, scheinen aber mit ihrer unkonventionellen Gastfreundschaft nur ihre Dankbarkeit auszudrücken zu wollen. Doch bald müssen die Freund*innen erkennen, dass die Einladung zum Abendessen keinesfalls aus reinem Wohlwollen ausgesprochen wurde.

Macabre unterscheidet sich von vielen anderen indonesischen Horrorfilmen, die sich zumeist auf übernatürlichem oder surrealistischem Terrain bewegen, und wandelt dabei vielmehr auf den Pfaden US-amerikanischer Slasher- bzw. Backwood-Filme und jenen der New French Extremity. Gleichwohl ist die Handlung recht simpel und auch sonst sorgen kannibalistische Familien im Nirgendwo wohl kaum noch für die größten Überraschungsmomente. Allerdings entschädigen die Regisseure Timo Tjahjanto und Kimo Stamboel ihr Publikum, indem sie altbekannte Motive bis zu ihren blutigen Extremen ausspielen.

So gibt es neben kreativen Tötungsszenen mit einer Armbrust, Kettensäge und übergroßer Haarnadel sowie einem Katana und einiger Küchenmesser mäßig sympathische Charaktere, die einer Handvoll skurriler Figuren zum Opfer fallen. Während alle Schauspieler*innen eine solide Leistung abliefern und ihre durchschnittlichen Figuren glaubwürdig verkörpern, sticht insbesondere Shareefa Daanish als Mutter Dara hervor, eine stoische Frau mit einem hübschen Puppengesicht und tiefer Stimme. In ihrer Unheimlichkeit gelingt es ihr, zwischen kühler Eleganz und grotesker Grausamkeit zu balancieren.

Zu sehen auf Netzkino!

Satan’s Slaves (2017)
R: Joko Anwar

Es sind die frühen 1980er-Jahre. Mawarni Suwono (Ayu Laksmi, Vengeance Is Mine, All Others Pay Cash), in ihrer Jugend einst eine gefeierte Sängerin gewesen, ist inzwischen von einer Seltsamen Krankheit befallen, die sie bettlägerig macht. Eines Tages häufen sich mysteriöse Vorfälle in ihrem Haus und auf dem benachbarten Friedhof. Während Vater Bahri (Bront Palarae, Dukun) versucht, die finanziellen Probleme der verbliebenen Familie zu lösen, kümmert sich die erwachsene Tochter Rini (Tara Basro, Impetigore) um ihre drei jüngeren Brüder. Doch die Geschwister leiden zunehmend unter dem feindlichen Spuk, und als die Situation zu eskalieren droht, kommt eine furchtbare Wahrheit ans Licht.

Das Remake des gleichnamigen indonesischen Klassikers von 1980 ist eine spannende Geschichte über Geheimnisse und den tragischen Zerfall familiärer Verbundenheit. Regisseur Joko Anwar (The Forbidden Door) kombiniert bewährte Bilder des Geisterhorrors mit Motiven lokaler Folklore zu einer albtraumhaften Erfahrung, ohne dabei altbekannte Konventionen zu reproduzieren. Tief im indonesischen Hinterland spielend, tritt besonders der okkulte Aspekt des Films hervor, wenn der Glaube und der Zusammenhalt der Familie als stärkstes Instrument gegen Geister und Untote beschworen werden. Anwars Drehbuch ist deutlich besser gelungen als das des Originals, denn es verleiht den Figuren einen größeren Handlungsspielraum und frischt die Geschichte deutlich auf. Das Ergebnis ist eine spannende und emotionale Achterbahnfahrt mit einer gut abgestimmten Kameraarbeit, packendem Schauspiel und einem eingängigen Soundtrack.


Das waren auch schon die Empfehlungen von unserer Seite. Wir hoffen es ist etwas für euch dabei!

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?