Toplisten

13 Horrorfilme über Rituale, die ihr gesehen haben solltet!

8. The House of the Devil (2009)

In Ti Wests okkultem Schocker übernimmt Samantha einen Babysitter Job, um ihr knappes Geld etwas aufzubessern. Bei einem außerhalb der Stadt lebenden Paar scheint sie eine gut bezahlte Stelle gefunden zu haben. Als sie ihren Dienst antreten möchte, kommen in ihr jedoch erste Zweifel auf, denn sie soll nicht auf ein Kind, sondern auf eine bettlägerige alte Dame aufpassen und das Paar benimmt sich zudem äußerst seltsam.

Der von West inszenierte Mix aus Haunted House und Okkult-Thriller bietet einen reichhaltig gedeckten Tisch bestehend aus einem atmosphärisch dichten Horrortrip durch das unheimliche Haus sowie einem Mysterium, das mit seltsamen Figuren und Spannung begeistern kann. Das titelgebende Haus punktet bereits nach einigen Minuten mit seltsamem Lärm aus den oberen Stockwerken und einer allgemein beeindruckenden Geräuschkulisse. Das alte Holz des Anwesens knarzt und die dünnen Decken zwischen den Etagen lassen jeden Schritt darüber hören. Das verwinkelte Haus bietet zu dem jede Menge dunkle Winkel, in denen sich allerhand verstecken könnte.

Das Publikum wird lange im Unklaren gelassen, ob es sich bei der umherwandernden Gestalt, tatsächlich um die alte Dame oder eine übersinnliche Entität handeln könnte. Hier überlässt West viel der Fantasie seines Publikums. So spielt The House of the Devil mit den Erwartungen seiner Zuschauer*innen, teasert Jumpscares an, die niemals eintreten. Die Handlung offenbart im Verlauf immer mehr ein durchgeplantes Ritual eines Kultes, der versucht einen Dämon zu beschwören. Erst ganz am Ende wird Samantha klar, dass sie im Mittelpunkt einer finsteren Beschwörung steht. Bis es aber so weit ist, unterhält der Film mit sich steigerndem Terror und einigen sehr gut gemachten Spezialeffekten, mit denen die ausbrechende Hölle am Ende regelrecht zelebriert wird.

The House of the Devil ist ein eher langsamer Film, der sich Zeit für seine Figuren nimmt und das ungewisse Dunkel in Form eines von langer Hand geplanten Rituals nur häppchenweise enthüllt. Fans von eher subtilem Horror sollten einen Blick riskieren. [Mathias]

7. Die Braut des Teufels (1968)

England in den späten 1920er-Jahren: Duke Nicholas de Richleau (Christopher Lee, Dracula) und sein amerikanischer Gast Rex wundern sich sehr. Der junge Simon, dem sie väterliche Freunde sind, verhält sich sonderbar, scheint etwas zu verbergen und geht ihnen gezielt aus dem Weg. Außerdem empfängt er merkwürdige Gäste in seinem Anwesen. Dem kultivierten Adeligen und dem Draufgänger aus Übersee schwant Böses: Simon ist in den Bann satanistischer Okkultisten geraten. Der Versuch, Simon und dessen Freundin Tanith aus deren Krallen zu befreien, wird zu einer Zerreißprobe ihrer Nerven und ihres Glaubens. Denn der finstere Kult trachtet danach, Satan selbst zu beschwören …

Die Braut des Teufels vereint mit Hauptdarsteller Christopher Lee, Regietalent Terence Fisher (Die Rache der Pharaonen) und der Romanvorlage des kultigen Schauerschriftstellers Dennis Wheatley eine Reihe legendärer britischer Horrorikonen unter dem Banner der Hammer-Studios. Bereits Anfang der 1960er-Jahre geplant verzögerte sich die Verfilmung mehrfach aufgrund des schwarzmagischen Hauptthemas, das damals einen unerhörten Tabubruch in Großbritannien darstellte. Und jenes wird im Film ganz und gar nicht mit der Kneifzange inszeniert: Da reitet der teuflische Todesengel durchs Landhaus-Wohnzimmer, ein Hexenmeister hypnotisiert unschuldige Jungfern und der Leibhaftige selbst erscheint im nächtlichen Wald.

Gerade die Anrufung des Teufels wird schon relativ früh im Film als groß angelegtes, imposantes Ritual des satanistischen Kultes inszeniert. Fisher nimmt sich hier auch viel Zeit, die Zeremonie in all ihrem Glanz und Schrecken darzustellen inklusive blutgetränktem Tieropfer und ausgelassenem Treiben. So wird die dunkle Waldlichtung zu einem wahrlich satanischen Festplatz, gekrönt durch die Erscheinung Baphomets.

Fisher gelang mit Die Braut des Teufels ein wundervoller Gothic-Grusler mit einem guten Schuss „Satanic Panic“, der eben gerade auch durch seine Ritualdarstellung punkten kann. [Florian]

6. Hexen (1922)

Häxan, so der klangvolle Originaltitel, ist ein schwedisch-dänischer Semi-Dokumentarfilm über die Hexenverfolgung und basiert auf den Nachforschungen und Studien des Regisseurs Benjamin Christensen. Dieser hat sich in erster Linie den Hexenhammer vorgeknöpft, ein misogynes Werk des deutschen Inquisitors Heinrich Kramer aus dem 15. Jahrhundert, das die Hexenverfolgungen legitimierte, befeuerte und Anleitungen zum Verhör und zur Folter lieferte.

Das Ergebnis ist eine imposante expressionistische Bearbeitung der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung. Dass Hexen auch als Horrorfilm bestens funktioniert liegt daran, dass der Stummfilm zur Veranschaulichung seines Themas in die Vollen geht und mittels Spielfilmszenen die dunkle Zeit der Hexenverfolgung auferstehen lässt. Womit er andere Horrorfilme dieser Zeit angesichts der Intensität dieser Szenen vor Neid erblassen lässt. Nicht umsonst stieß der Film in Deutschland, den USA und vielen weiteren Ländern auf Grund der expliziten Darstellung von Folter, Nacktheit und sexueller Perversion auf Probleme.

Hexen war bis dato der teuerste Film Skandinaviens und überzeugt in seinem surrealen Bilderrausch mit einem bezaubernden Kostümdesign, beachtlichen Masken sowie Make-up, bemerkenswerten Effekten und einer dynamischen Inszenierung. Hier hat vor allem der Hexensabbat nichts von seiner Wirkmacht verloren. Wenn die Dämonen und Hexen tanzen, erinnert dies an die Kupferstiche eines Agostino Veneziano oder Hans Baldung Grien – ein düsterer Karneval, der für die Menschen der Frühen Neuzeit zur alltäglichen Lebenswelt gehörte.

Allein das macht Hexen zu einer visionären Horror-Doku macht, die man unbedingt gesehen haben sollte. [Florian]

5. A Dark Song (2016)

Der Großteil von A Dark Song besteht aus zwei Personen in einem abgelegenen Haus – das hört sich erstmal nicht unbedingt beängstigend an, bis Regisseur Liam Gavin in seinem Spielfilmdebüt einen Ton von ominöser Bedrohlichkeit anschlägt.

Sophia Howard kann den gewaltsamen Tod ihres Sohnes nicht verkraften. Entschlossen mietet sie ein Haus fernab im ländlichen Wales, um den cholerischen Okkultisten Joseph Solomon davon zu überzeugen, sie durch ein zermürbendes Rittal zu führen, um schlussendlich noch einmal mit ihrem Sohn sprechen zu können. Widerwillig verbunden, beginnt Sophia nach wochenlanger Tortur Josephs Kompetenz infrage zu stellen, während er zunehmend davon überzeugt ist, dass ihre wahren Absichten viel finsterer sind, als sie zugibt.

Das Ritual bildet dabei die eigentliche Essenz dieses intimen Kammerspiels und besteht nicht nur aus einer kleinen Episode. Gavin macht deutlich, ein Ritual erfordert Arbeit und Hingabe, wenn es tatsächlich bei der Beschwörung von übernatürlichen Kreaturen wirksam sein soll. Es geht nicht nur um das Ergebnis des Rituals, sondern um die Wirkung selbst, die harte psychische sowie physische Arbeit, die es mit sich bringt. Für Sophia reicht es nicht, ein paar Knochen und vertrocknete Zweige in einen Kreidekreis zu werfen, mit Blut zu bespritzen und auf Erfolge zu warten. Das Ritual wird als eine regelrechte Tortur dargestellt – zermürbende Riten werden immer wieder durchgeführt, um Sophia geistig und körperlich zu reinigen. Dies soll den größten Teil eines Jahres dauern, das in völliger Isolation verbracht wird.

Gleichwohl gehen Joseph und Sophia eine Bindung ein, die sich durch ihren Zweck definiert. Der Film schwelgt förmlich in der Kontraposition seiner Hauptfiguren und macht die zerstörerische Dynamik zwischen ihnen so greifbar wie möglich. Beide sind getrieben von einem kollektiven Bedürfnis, die Grenzen der Vernunft zu durchbrechen. Und in der Tat durchzieht A Dark Song Ambiguität, da unklar bleibt, ob die zunehmend seltsamen Vorgänge im Haus Produkte von Solomons Schikanen oder Halluzinationen sind, die durch Sophias Zustand geistiger und körperlicher Erschöpfung verursacht werden, oder ob es sich um echte unheimliche Eingriffe des Jenseitigen handelt. [Jana]

4. Midsommar (2019)

Die psychisch labile Dani (Florence Pugh) erlebt ein Martyrium, als ihre suizidale Schwester sich selbst und die gemeinsamen Eltern tötet. Das belastet vor allem die Beziehung zu ihrem Freund Christian (Jack Reynor), einem Doktoranden der Anthropologie. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist Dani mit Christian und dessen Freunden Josh und Mark nach Schweden, um auf Einladung des Austauschstudenten Pelle eine spektakuläre Mittsommerfeier in dessen Heimat zu erleben. Pelles abgeschiedene Kommune Hårga macht einen paradiesischen, aber auch fremdartig-verstörenden Eindruck, der Konsum psychedelischer Substanzen und rätselhafte heidnische Bräuche scheinen allgegenwärtig.

Das Ritual ist der Moment, in dem Glaube und die praktische Betätigung des Menschen ganz und gar eins sind. Nicht nur aufgrund dieser Sonderstellung ist es seit jeher einer der liebsten Spielplätze ethnologischer, soziologischer und religionswissenschaftlicher Betätigungen – so auch für Christian und Josh. Die kollektive Ekstase der Gemeinschaft im rituellen Kontext übt eine Wirkmacht aus, die den Zusammenhalt ebenso wie die gemeinsame Weltanschauung festigt.

Die zahlreichen rituellen Abläufe in Hårga – neben den Ritualen im engeren Sinne auch der Ablauf des gesamten, in spezielle Abschnitte geteilten und mit dem sogenannten Ättestupa endenden Lebens – sind es, die die Gemeinde strukturieren. Das Individuum tritt weitgehend hinter das Kollektiv zurück, persönliche Probleme wie jene Danis spielen nur eine geringe Rolle. Besonders deutlich wird dies in den Klageszenen, in denen die ganze Gruppe – beim Ättestupa gemeinsam mit einem der Greise, später zusammen mit Dani – die Einzelperson durch gemeinsames Wehgeschrei entlastet. Auf diese Weise leidet niemand alleine, ebenso wie niemand sein Glück alleine empfindet. In seinen ausdrucksstärksten Momenten erinnert Midsommar in diesen Szenen an eine moderne Hochglanz-Version von Pier Pasolinis Medea, der ebenso eindrucksvoll thematisiert, wie Rituale das gesamte Dasein bestimmen.

Ari Asters aktuelle Produktion pulsiert nur so vor den verschiedensten Einflüssen, die vor allem eines ausstrahlen: Ambivalenz. So schrecklich die Geschehnisse in Hårga auch sein mögen, eine klare Positionierung bleibt, wie schon im Folk-Horror-Urgestein The Wicker Man, aus. Paradies und Hölle scheinen manchmal nahe beieinander, und es bleibt zu überlegen, ob sich nicht auch die moderne Gesellschaft auf ihren ganz eigenen Opfern gründet. [Alexander]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?