Kaijūs: 13 japanische Monsterfilme, die ihr gesehen haben solltet
3. Daimajin – Frankensteins Monster kehrt zurück (1966)
Japan in der Sengoku-Zeit. Die steinerne Statue des Kriegsgottes Daimajin befindet sich gut behütet auf einer Insel inmitten eines Sees, der von zwei friedliebenden Dörfern umgeben ist. In den Bergen liegt das Reich der Mikoshiba, deren Herrscher mit harter Hand regiert. Viele flüchten daher in die angrenzenden Dörfer, wo sie mit offenen Armen empfangen werden. Eines Tages nutzen die Mikoshiba das jährlich stattfindende Fest der beiden Dörfer, um dort einzufallen. In einem Akt der Zerstörung wird auch die Statue des Daimajin gesprengt und die Überreste versinken auf dem Grund des Sees. Doch als alles verloren scheint, erhebt sich der Steingott aus seinem nassen Grab, um Gerechtigkeit über das Land zu bringen.
1966, als die Produktion des zweiten Gamera-Films begann, entwickelten die Produzenten des japanischen Filmstudios Daiei-Film die Idee, das Jidaigeki-Genre, das Historienfilme einschließt, die vor der Modernisierung Japans während der Meiji-Periode spielen, mit Elementen des Kaijū-Films zu kombinieren, da sich beide zu dieser Zeit als kommerziell erfolgreich erwiesen. Das Ergebnis sind drei Filme, die im Abstand von wenigen Monaten veröffentlicht wurden und neben dem steinernen Riesen insbesondere das menschliche Drama in den Mittelpunkt stellen. Allerdings bauen die Filme nicht aufeinander auf, sondern variieren vielmehr die vorherrschenden Themen der feudalen Unterdrückung und Religiosität.
Daimajin – Frankensteins Monster kehrt zurück ist zwar der zweite Teil, doch gelingt es Regisseur Kenji Misumi ihm einen ganz eigenen Charakter zu verleihen, sodass er sich nicht wie ein Aufguss des Vorgängers anfühlt. Misumis unverkennbarer Stil und die ihm eigene Melancholie ergänzen die bedrückend-düstere Atmosphäre. Die Inszenierung ist insgesamt sehr zurückhaltend, so entfaltet sich die Kaijū-Action erst im letzten Drittel und die Zuschauenden werden mit einer aufregenden, historischen Geschichte angefüttert. Umrahmt wird diese Struktur durch Akira Ifukubes kräftige Partitur, die bei Kaijū-Fans ein Gefühl der Vertrautheit auslösen dürfte. Daimajin – Frankensteins Monster kehrt zurück gehört sicherlich zu den Höhepunkten einer ungewöhnlichen Filmreihe aus Japans boomendem Zeitalter der Monsterfilme. [Jana]
2. Shin Godzilla (2016)
In einer japanischen Bucht kommt es immer wieder zu Angriffen einer riesigen larvenähnlichen Echse. Polizeichef Yaguchi ermittelt, dass es sich bei diesem Wesen um das Ergebnis radioaktiver Experimente eines Professors handelt. Als die Attacken zunehmend heftiger und verheerender werden, wird die Armee eingeschaltet. Gerade als diese die Oberhand im Kampf gegen das sonderbare Wesen zu gewinnen scheint, entwickelt sich die bis dato kriechende Bestie weiter, zu einem auf zwei Beinen stehenden Monster und droht alles Leben in der Stadt zu vernichten.
Mit Shin Godzilla produzierten die ehrwürdigen Tōhō Studios 2016 den ersten japanischen Godzilla-Film seit zehn Jahren und damit den insgesamt 29. Film der Reihe. Regisseur und Autor Hideaki Anno wollten aber nicht einfach die altbekannte Geschichte nochmals aufwärmen, sondern der Handlung, um die Riesenechse einen neuen Aspekt hinzufügen und spendierte ihr darum eine Art Evolution. Kam Godzilla stets mit voller Kraft aus den Tiefen der Meere, haben es die Menschen Japans dieses Mal zunächst mit einer Vorstufe des Königs der Monster zu tun, die sich erst im Verlauf des Films zu dem allseits bekannten Riesen weiterentwickelt.
Anno und Ko-Regisseur Shinji Higuchi setzten bei den Effekten auf eine Mischung aus Tradition und Moderne, was zu einer Kombination von Motion Capture und CGI-Effekten führte. Zwar bewegen diese sich nicht auf Hollywood-Niveau, sorgen aber spätestens bei Godzillas Spezialattacken, welche mit dem bekannten Soundtrack untermalt sind, dennoch für genügend ikonische Momente, in denen die Fanherzen höherschlagen.
Das neue Design Godzillas fügt sich dynamisch in die Stadtkulisse ein und lässt die gewaltigste aller bisherigen Inkarnationen beeindruckend darin wüten. Bei näherer Betrachtung fallen vor allem die vielen Details an Godzillas Schwanz und seinem Panzer auf, hier haben sich die Designer mit viel Liebe zum Detail ausgelebt. Mit seiner Mischung aus altbekannten und modernen Effekten feiert Shin Godzilla nach mehr als einer Dekade Wartezeit eine bombastische Rückkehr und dürfte neuen wie alten Fans gleichermaßen viel Spaß machen. [Mathias]
1. Godzilla (1954)
Mit Godzilla kreierte Ishirō Honda unumstritten einen der einflussreichsten Monsterfilme aller Zeiten, der nicht nur das japanische Kino nachhaltig geprägt hat, sondern auch heute noch genauso einflussreich und relevant ist, wie zu seiner ersten Aufführung vor mehr als einem halben Jahrhundert. Die bahnbrechende Arbeit von Honda hat ein ganzes Filmgenre geschaffen und selbst die Godzilla-Reihe vereint zahlreiche Sequels und Spin-offs, die das Grundthema rund um die Kaijūs auf verschiedene Art und Weise bedienen.
Dabei entwickelte der langjährige Freund Akira Kurosawas (Rashomon – Das Lustwäldchen) eine tragische Geschichte, die das anhaltende Trauma der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die unmittelbaren Ängste vor nuklearer Verstrahlung in den Mittelpunkt stellte – manifestiert in einer prähistorischen Riesenechse, die durch Kernwaffentests aufgeschreckt wird. Godzilla ist ein wahrgewordener, radioaktiver Albtraum aus den Tiefen des Meeres. Honda präsentiert ihn als unaufhaltsame Naturgewalt, eine Abrissbirne, die jenseits von Gut und Böse auf ihrem Marsch nach Tokio eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Das Monster löscht alles aus, was vor ihm liegt – es gibt kein Entkommen, kein Verhandeln. Godzilla bestätigt die tiefsitzende Angst des Nachkriegs-Japans, dass nationale Sicherheit eine Illusion ist, die nur allzu leicht zerstört werden kann.
Dabei sorgt insbesondere die geradlinige, straffe Erzählweise dafür, dass Godzilla auch heute noch diese Wirkkraft besitzt. Das menschliche Drama entfaltet sich ausbalanciert in der urbanen Zerstörung im Schmelztiegel Tokio. Ruhig bis pastoral sind die Szenen menschlicher Verzweiflung, die von bestialischem Gebrüll erschüttert werden, während die Stadt in einer ohrenbetäubenden Kakofonie aus Akira Ikufubes ikonischer Musik und Soundeffekten in Flammen aufgeht.
Godzilla ist nicht nur wunderschön in Szene gesetzt und spannend erzählt, sondern auch ein eindringlicher, ja düsterer Film und sicherlich ein perfekter Einstieg in die Welt der Kaijūs. [Jana]
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