CAT III
Toplisten

Cat-III-Filme aus Hongkong – Empfehlungen aus der Redaktion

JanasJana Empfehlungen

Dr. Lamb (1992)
R: Danny Lee/Billy Tang

Eine brutale Mordserie erschüttert Hongkong. Den einzigen Hinweis bieten pornografische Fotografien mit expliziten Gewaltdarstellungen, die der Täter in einem Fotolabor zur Entwicklung abgab. Durch eine List kommt die Polizei diesem schließlich auf die Spur: Es ist der Taxifahrer Lam Gor-yue (Simon Lam, Naked Killer). Nachdem er sich zunächst in nebulöse Ausreden verstrickt und auch den brutalen Verhörmethoden standhält, bricht schließlich seine entsetzte Familie Lams Schweigen. Und es entspinnt sich eine morbid-groteske Geschichte von sexueller Besessenheit, Mord und Nekrophilie.

Ähnlich wie The Untold Story hat auch Dr. Lamb seine Wurzeln in einer wahren Kriminalgeschichte und basiert auf dem Fall des Serienmörders Lam Kor-wan von 1982, dessen Fall erstmals in der Fernsehserie „Hong Kong Criminal Archives“ der damaligen Kronkolonie präsentiert wurde. Angesichts der reißerischen Faszination für die Mentalität von Serienmördern und anderen Grausamkeiten war es nur eine Frage der Zeit, bis Lam Einzug in die Popkultur erhielt. Dabei halten sich die Regisseure Danny Lee und Billy Tang detailgetreu an das grausame Vermächtnis des Frauenmörders und bieten den Zuschauenden in einer straffen, nicht chronologischen Erzählung allerhand Scheußlichkeiten. Ausgeführt von Veteran-Schauspieler Simon Yam, der die Bandbreite vom introvertierten Einzelgänger über den böswilligen, kontrollierten Kriminellen zum psychotischen Monster mit großer Überzeugung durchläuft. Gleichzeitig lenkt dessen großartige Leinwandpräsenz von dem eher mageren Drehbuch ab, denn Dr. Lamb ist keine Charakterstudie eines missverstandenen Geistes und will es auch nicht sein. Trotz der subtilen Kritik an einem schnelllebigen Zeitgeist ist auch dieser Film typisch für viele Produktionen, die in die Cat-III-Kategorie fallen. Er ist unanständig, laut und scheut nicht vor abstoßenden Bildern.

Hongkong selbst wird als ein undurchdringlicher Neon-Dschungel dargestellt. Dieser birgt eine obsessive, unnachgiebige Atmosphäre eines florierenden Nachtlebens, das ein unangenehmes Gefühl von Lam als Raubtier vermittelt, das in einer kargen moralischen Ödnis jagt, während riesige Marlboro-Schilder über ihm aufleuchten.

Für diejenigen, die bereit sind, die Abgründe der menschlichen Verderbtheit mitzuerleben, offenbart Dr. Lamb eine wilde, intensive Fahrt im rockigen Videostil.

Election (2005)
R: Johnnie To

Die Mitglieder der Triade Wo Luen Shing stehen vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden, der traditionell für zwei Jahre amtieren soll. Ein begehrtes Amt in der ältesten Vereinigung Hongkongs, die auf eine altehrwürdige Geschichte zurückblicken kann. Eine demokratische Abstimmung soll zwischen zwei Kandidaten entscheiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten: der ruhige, respektierte Familienvater Lok (Simon Yam, Raped by an Angel) sowie der cholerische Big D (Tony Leung Ka-fai, Dumplings), der mit fragwürdigen Methoden versucht, die führenden Köpfe der Organisation zu überzeugen. Lok wird schließlich zum neuen Oberhaupt der Triade gewählt und ein rücksichtsloser Kampf um die Macht bricht aus, der die Wo Luen Shing vollständig zu zerstören droht.

Seit den 1980er-Jahren stellt das organisierte Verbrechen einen wichtigen Bestandteil von Hongkongs Filmindustrie dar, und immer wieder widmen sich zeitgenössische Regisseure dem undurchsichtigen Treiben der Triaden. Damit riskieren sie bis dato eine Cat-III-Einstufung des Films, da die Zensurbehörde den Ritualen und der Sprache organisierter Verbrecherbanden damals wie heute ablehnend gegenübersteht. Und zugegeben, es gibt unzählige Filme, die Organisationen oder einzelne Triaden-Mitglieder verherrlichen, aber Johnnie To interessiert sich für das, was übrig bleibt, wenn man die Legenden entfernt. Kriminalität wird hier auf eine besonders schlichte Art thematisiert, ohne den Glamour, den die meisten Regisseure gerne damit verbinden.

Election ist die minimalistische Interpretation eines Gangster-Films und untersucht die strenge, komplexe Hierarchie der zeitgenössischen kriminellen Organisationen ohne heroisches Blutvergießen. So gibt es keine stilisierten Schusswechsel, sondern kontrollierte, authentische Gewaltausbrüche in einer düster-nihilistischen Atmosphäre von alltäglichen Gesprächen und Versammlungen. Die Gewalt ist erschreckend realistisch, wenn Opfer monoton immer wieder von Steinen, Knüppeln oder anderen stumpfen Waffen getroffen werden, bis sie keine Geräusche mehr von sich geben.

Zusätzlich begeistert der Film mit einem brillanten Ensemble, das viele bekannte Gesichter aus der Filmindustrie Hongkongs vereint. Dabei gesteht das Drehbuch den unterschiedlichen Persönlichkeiten Raum zur Entfaltung zu, und sei die Rolle noch so kurz. Der Fokus liegt jedoch auf den ungleichen Rivalen, die kontrastreich gezeichnet eine spannende Ergänzung zum jeweils anderen darstellen.

Mad Detective (2007)
R: Johnnie To/Wai Ka-Fai

Seit mehr als einem Jahr ermittelt Kommissar Ho Ka-On (Andy On, Election 2) im Fall eines verschwundenen Kollegen, der seit der Verfolgung eines Verdächtigen vermisst wird und dessen Waffe bei einer Reihe bewaffneter Raubüberfälle verwendet wurde. In einem Akt der Verzweiflung wendet sich Ho an den pensionierten Kriminalbeamten Chan Kwai-Bun (Sean Lau, Running Out of Time), der für seine unorthodoxen Ermittlungsmethoden bekannt ist. Von sich selbst behauptet er, die verschiedenen Persönlichkeiten eines jeden Menschen sehen zu können. Trotz anfänglicher Fortschritte in dem Fall fällt es Ho zunehmend schwerer, seinem exzentrischen, launenhaften Kollegen Glauben zu schenken.

Auf den ersten Blick ist das Gemeinschaftsprojekt Mad Detective der beiden erfahrenen Regisseure Jonnie To und Wai Ka-fei (Fulltime Killer) ein unterhaltsamer Neo-Noir mit jeder Menge falschen Fährten, Verrat und einer scheinbaren Verschwörung innerhalb der Polizeibehörde. Der Film bietet alles, was eine gute Detektivgeschichte haben sollte: ein interessantes, aber unerklärliches Verbrechen, rätselhafte Wendungen und einen exzentrischen Ermittler.

Auf den zweiten Blick ist Mad Detective auch genau das und doch viel mehr. Es geht nicht nur darum, das Geheimnis, um Dienstwaffe und Raubüberfälle zu lösen, sondern insbesondere wie Chans seltsam anmutendes Verhalten seinen Tribut von ihm und seinen Mitmenschen fordert. Sein Zustand wird mit absoluter Plausibilität behandelt und die Regisseure machen sich nie über die Figur lustig. Stattdessen orientieren sie sich an seiner Weltsicht und bewegen sich somit blitzschnell zwischen den Personen seiner Umwelt und den darunter liegenden Persönlichkeiten. Dabei bietet Sean Lau eine überzeugende One-Man-Show als Kommissar, der am Rande des Wahnsinns wandelt, aber über genug Charisma verfügt, um die Zuschauenden mitfühlen zu lassen.

To and Wais Mad Detective ist ein äußerst komplexer und origineller Thriller, so schräg und elliptisch wie auch unterhaltsam.

Dog Bite Dog (2006)
R: Soi Cheang

Der junge Kambodschaner Pang (Edison Chen, Infernal-Affairs-Trilogie), der seit seiner Kindheit von einem organisierten Verbrechersyndikat zum Auftragskiller ausgebildet wurde, wird mit einem Mord in Hongkong beauftragt. Kaltblütig und ohne Zögern führt er seinen Auftrag aus und verschwindet anschließend unter zahlreichen Augenzeugen. Gejagt von dem hitzköpfigen Polizisten Ti Wai (Sam Lee, Made In Hong Kong), hinterlässt Pang eine Spur der Verwüstung und tötet jeden, der ihm in die Quere kommt. Erst als er auf der Flucht die illegale Einwanderin Yu (Weiying Pei, Shamo) trifft, die auf einer örtlichen Mülldeponie haust, ändern sich seine Pläne.

Hongkong ist berühmt für einige schmutzige, nihilistische Werke, die in der Vergangenheit oft der Zensur zum Opfer gefallen sind und nur eingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Mit einer Mischung aus trostlosen Bildern, menschlichen Abgründen und brachialer Gewalt sicherte sich auch Dog Bite Dog 2006 das berühmt-berüchtigte Category-III-Rating.

Regisseur Soi Cheang (Home Sweet Home) präsentiert mit seiner düsteren Inszenierung und den tristen Farben Hongkongs eine deprimierende Kulisse für die Geschichte. Grau und kühl dargestellt gleicht die Metropole einer gigantischen Müllhalde. Alles ist schmutzig, kaputt, chaotisch und in den schwach beleuchteten Straßen lauert die Gewalt an jeder Ecke. Doch auch die im staubigen Orange eingefangene kambodschanische Kulisse am Ende erlaubt kein Aufatmen, sondern scheint sogar noch rauer und unheimlicher als die triste Atmosphäre Hongkongs.

Unerbittlich in ihrer Unbarmherzigkeit bietet diese Welt nur das endlose Leiden tragischer Charaktere: Pang, der nie Menschlichkeit erfahren hat, Wai, der mit dem kriminellen Vermächtnis seines Vaters kämpft und Yu, die von ihrem Vater sexuelle Gewalt erfährt. Alle Schauspieler:innen fangen dabei die individuellen Schmerzen ihrer Figuren hervorragend ein, allem voran Edison Chen, der als wortkarger Auftragsmörder eine überzeugende Vorstellung abliefert.


Das waren auch schon die Empfehlungen von unserer Seite. Wir hoffen es ist etwas für euch dabei!

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?