Der New York Ripper (1982) – Review
Mit Der New York Ripper schuf der italienische Kult-Regisseur Lucio Fulci einen seiner berüchtigtsten Filme. Trotz noch immer anhaltender Zensurgeschichte konnte sich der Film zu einem von Fulcis beliebtesten Werken mausern. Wir haben uns für euch in die schmuddeligen Straßen New Yorks begeben, in denen der Ripper sein Unwesen treibt.
Originaltitel: | Lo squartatore di New York |
Land: | Italien Lo squartatore di New York |
Laufzeit: | 93 Minuten |
Regie: | Lucio Fulci |
Drehbuch: | Lucio Fulci, Gianfranco Clerici, Vincenzo Mannino |
Cast: | Jack Hedley, Almanta Suska u.a. |
Inhalt
In New York geht ein Killer um. Sadistische Frauenmorde häufen sich, während die Polizei mit leeren Händen dasteht. Einzig eine alte Frau kann einen Hinweis auf den Täter geben, denn sie gibt bei einer Zeugenaussage an, dass der vermeintliche Mörder eine schrille Stimme wie Donald Duck hätte. Der abgebrannte Polizist Lt. Fred Williams (Jack Hedley, Lawrence von Arabien) nimmt die schrullige Rentnerin jedoch nicht ernst und sucht sich Hilfe bei dem Psychologen Dr. Paul Davis (Paolo Malco, Das Haus an der Friedhofsmauer), der ein psychologisches Profil des Täters erstellen soll, mit dessen Hilfe Williams den Mörder dingfest machen will. Während die Ermittlungen nur langsam voranschreiten, tötet der New York Ripper weiter, bis die junge Frau Fay (Almanta Suska) einem seiner Mordversuche entrinnen kann und die Ermittlungen auf eine neue Spur führt…
Kritik
Der New York Ripper gebührt die Ehre, den wohl letzten wirklich erfolgreichen Film in Fulcis Filmografie zu markieren, bevor es mit der Karriere des italienischen „Godfather of Gore“ langsam bergab ging. Als hätte der Filmemacher dies geahnt, hat er sich mit seinem Bindeglied zwischen Giallo und Slasher selbst noch einmal neue Maßstäbe in Sachen Härte und Unappetitlichkeit gesetzt. Dies gilt nicht nur für die Explizität, sondern auch für die Quantität entsprechender Szenen. Beinahe jede Spannungs-Sequenz in Der New York Ripper wird von Fulci entweder in brutalsten Gewalteskapaden aufgelöst oder aber mit softpornografischer Erotik aufgeladen, sodass Fulcis New York zu einem Sumpf aus Sex und Gewalt verkommt, in dem ein wildgewordener Triebtäter sein Unwesen treibt. Dieses Setting weckt unweigerlich Erinnerungen an William Lustigs ebenso kontroversen, zwei Jahre älteren Maniac, wenngleich Fulci sich weniger für das Innenleben seines Killers, sondern eher für die Darstellung der Verrohung seiner Welt interessiert.
In Der New York Ripper zeichnet Fulci ein überaus nihilistisches Weltbild, das in seiner trostlosen Grimmigkeit in der Filmografie des Italieners seinesgleichen sucht. Alle Figuren und Schauplätze strahlen einen erbärmlichen Pessimismus aus, der in seiner lebensverneinenden Attitüde nur von den schmierigen Sexualisierungen und bestialischen Ermordungen von Frauen übertroffen wird. New York wird als dreckige und von den Spuren von Gewaltverbrechen gesäumte Stadt inszeniert. An jeder Ecke finden sich neben allerlei Unrat auch Rückstände vergangener Mordversuche. So legen beispielsweise Stellen, an denen sich Löcher in Wänden finden, weil eine todbringende Klinge ihr vorgesehenes Opfer nur um Haaresbreite verfehlt hat, Zeugnis davon ab, wie wenig das Leben in Der New York Ripper wert ist – und wie schnell es ausgelöscht werden kann. Die Filmtitel, die die Eingänge der gezeigten Exploitationkinos zieren, versinnbildlichen, dass ausufernde Gewalt bis in jeden Winkel dieser verkommenen Stadt vorgedrungen ist.
Was man dem Film durchaus als narrativ wirre Fahrlässigkeit vorwerfen könnte, wird durch einen selbst für Fulci-Verhältnisse enorm hohen Grad an Brutalität und Sleaze kompensiert. Die Handlung zieht sich durch die schäbigsten Winkel New Yorks, in denen die Symbole der Weiblichkeit mit aller Grausamkeit malträtiert werden. Wenn in einer Szene eine junge Frau von einem Verdächtigen mit verstümmelter Hand durch eine leergefegte U-Bahn-Station gehetzt wird, ist dies ein Szenario, das man ebenso aus Maniac bereits kennt. Letztendlich ist es jedoch die beispiellose Kompromisslosigkeit, die Der New York Ripper im Vorfeld im Umgang mit seinen Opfern etabliert hat, die dem Film ein noch höheres Maß an versiffter Intensität verleiht. Die Donald-Duck-Stimme des namensgebenden Killers verleiht den überaus drastischen Tötungen dazu noch eine äußerst bizarre Note, die dem grundsätzlichen Weltekel des Films gegenübersteht.
Fazit
Der New York Ripper fühlt sich in erster Linie nicht wegen seiner drastischen sexualisierten Brutalität so skandalös an, sondern weil Fulci die Handlung so obszön und schmuddelig inszeniert, dass es einen juckt wie Dreck unter den Nägeln. Obwohl beispielsweise der bereits erwähnte Maniac seine Stärken aus ähnlichen Mitteln zieht, ist es Fulcis Hang zu extremer expliziter Gewalt, die seinem Werk eine noch immer anhaltende Zensurgeschichte beschert hat. Nie war ein Film von Fulci dermaßen roh und versifft, nie wurde der Sleaze-Grad so hochgedreht. Der New York Ripper ist nicht nur einer von Fulcis besten Filmen, sondern wahrscheinlich auch einer der schäbigsten italienischen Beiträge zum Horrorgenre.
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Bildquelle: Der New York Ripper © XT-Video