Nobody Sleeps in the Woods Tonight (2020) – Review

Netflix bietet uns mit Nobody Sleeps in the Woods Tonight einen polnischen Backwood-Slasher. Wir haben uns für euch in die gefährlichen Wälder Polens gewagt.
Originaltitel: | W lesie dzis nie zasnie nikt |
Land: | Polen |
Laufzeit: | 102 Minuten |
Regie: | Bartosz M. Kowalski |
Drehbuch: | Bartosz M. Kowalski, Jan Kwiecinski, Mirella Zaradkiewicz |
Cast: | Julia Wieniawa-Narkiewicz, Michal Lupa, Wiktoria Gasiewska u.a. |
Inhalt
Eine Gruppe Technologie-süchtiger Jugendlicher wird zum Entzug in ein Offline-Camp in die Wälder Polens geschickt. Fernab der Zivilisation sollen sie lernen, dass sie auch mal eine Zeit ohne ihre geliebten Handys auskommen können. Doch der Technik-Entzug wird bald das kleinste Problem der Jugendlichen und ihrer Betreuerin sein – denn im Wald, da sind sie nicht allein…
Kritik
Der polnische Backwood-Slasher Nobody Sleeps in the Woods Tonight zitiert sich fröhlich und schamlos durchs Genre und widmet dabei ganze Kills seinen großen Vorbildern wie zum Beispiel Wrong Turn oder Hatchet. Bei so viel Hommage kann die Originalität der eigenen Story, dann schon einmal auf der Strecke bleiben. Das geschulte Genre-Auge wird daher schon sehr bald erkennen, wie der Hase läuft und wo er verenden wird und auch die Charaktere orientieren sich doch stark an den Abziehbildchen der US-amerikanischen Genrekollegen. Hier die Schönheitskönigin, da die Sportskanone und auch das Final Girl ist nicht schwer auszumachen. Ganz in der Tradition von Scream gibt es auch einen Nerd, der natürlich alle Horrorfilme kennt, und seine ganz eigenen Regeln über das Überleben in einem Horrorfilm in petto hat.
Regisseur Bartosz M. Kowalski und Co-Autor:innen Jan Kwiecinski und Mirella Zaradkiewicz sind sich auch vollkommen bewusst, wo sie sich hier bewegen und liefern ihren Polen-Slasher mit einem Augenzwinkern, aber auch einer guten Portion Lokalkolorit ab. Denn während der Wald nicht sonderlich polnisch aussieht, lassen es sich die Macher:innen nicht nehmen, ausgiebig den von der Kirche und der rechtspopulistischen PiS-Partei angefachten Rassismus, Schwulen- und Frauenhass zu kritisieren. Hier ergeben sich durchaus ein paar interessante Statements, allerdings wirken diese auch etwas unkoordiniert über den Film gestreut, sodass es sich leider mehr um kleinere Seitenhiebe, als um wirkliche Auseinandersetzungen mit den Themenkomplexen handelt.
Etwas zusammengewürfelt wirkt auch die grundsätzliche Ausrichtung des Films, denn der Drahtseilakt zwischen ironischer Hommage und ernsthaftem Backwood-Slasher will nicht so ganz gelingen. Die Antagonisten sind dafür einfach – trotz großzügiger Backgroundstory – zu langweilig und vor allem zu wenig bedrohlich. Eine wirkliche Anspannung oder Schrecken will dadurch nicht so wirklich aufkommen. Und über eine reine Verbeugung vor den großen Vorbildern, kommt Nobody Sleeps in the Woods Tonight nur in den seltensten Fällen hinaus. Wenn ihm das allerdings gelingt, wie zum Beispiel durch ein paar kleinere Abwandlungen des Final Girls, kann er auch zwischendurch mal richtig glänzen – zumal Julia Wieniawa-Narkiewicz (The Hater) ihre Rolle hervorragend meistert.
Fazit
Nobody Sleeps in the Woods Tonight mag damit zwar keine Innovationspreise gewinnen, sieht aber makellos aus und hat mich über die gesamte Laufzeit hervorragend unterhalten. Fans von Backwood-Slashern dürfen also durchaus auch mal einen Blick in die polnischen Wälder wagen.
Bewertung |
|
Grauen | ![]() |
Spannung | ![]() |
Härte | ![]() |
Unterhaltung | ![]() |
Anspruch | ![]() |
Gesamtwertung | ![]() |
Bildquelle: Nobody Sleeps in the Woods Tonight © Netflix
- Sissy (2022) – kurz & schmerzhaft - 22. Februar 2023
- Alfred Hitchcock: Eine Gebrauchsanweisung - 9. Oktober 2022
- Von Meinungsfreiheit und Geschmacksfragen – Gift & Galle - 8. August 2022