Pyewacket – Tödlicher Fluch (2017) – Review
Pyewacket ist das neuste Werk von Adam MacDonald (Backcountry). In Pyewacket lässt er den Streit zwischen Tochter (Nicole Munoz, Defiance) und Mutter (Laurie Holden, The Walking Dead) eskalieren – und beschwört dunkle Mächte, die beide in den Abgrund reißen.
Originaltitel: |
Pyewacket Kanada 90 Minuten Adam MacDonald Adam MacDonald Laurie Holden, Nicole Muñoz |
Leah (Nicole Munoz, Defiance) muss den vorzeitigen Tod ihres Vaters verarbeiten. Zuflucht sucht das fünfzehnjährige Goth-Girl bei ihren Freunden und in okkulten Büchern. Ihre Mutter (Laurie Holden, The Walking Dead) ist ihr dabei keine Hilfe, denn die hat sich in den Alkohol und ihre trübe Gedankenwelt geflüchtet. Schlimmer noch, die beiden streiten miteinander. Als ihre Mutter beschließt, das Haus aufzugeben und in ein anderes Haus zu ziehen, das weiter entfernt in einem Wald liegt, reißt sie Leah damit aus ihrer vertrauten Umgebung. Ihre Mutter beschimpft sie obendrein noch in einer Welle der Frustration, was Leah vollends aus dem Gleichgewicht bringt. Wütend schnappt sie sich eines ihrer okkulten Bücher und läuft in den Wald. Nicht jedoch, ohne einige Gegenstände aus dem Haus mitzunehmen, darunter Haare aus der Bürste ihrer Mutter. Diese benutzt sie, um die Pyewacket zu beschwören, eine Hexe, die sich für sie an ihrer Mutter rächen soll. Als der Ärger verraucht und sich ihre Mutter bei ihr entschuldigt, kommt Leah ins Grübeln. Kurz darauf dringen vom Dachboden Geräusche herab, doch da ist niemand. Am nächsten Morgen erwacht sie im Wald, ohne Erinnerung daran, wie sie dorthin kam. Wenig später übernachtet ihre beste Freundin bei ihr, morgens ist diese völlig verstört und fordert vehement, sofort nach Hause gebracht zu werden. Leah schwant, dass sie etwas heraufbeschworen hat, das weit mehr ist, als die kleine Rache, die sie beabsichtigte…
Drei Jahre nachdem Adam MacDonald mit dem Tier-Horrorfilm Backcountry sein Debut gab, drehte er diesen Film, für den er auch das Drehbuch schrieb. Er setzte mehr auf eine nachvollziehbare Entwicklung seiner Charaktere als auf Jump Scares oder Special Effects. Die Effekte sind ebenso sparsam wie wirkungsvoll in das Geschehen eingebaut. Die Kreatur der Pyewacket weiß zu gefallen, wobei diese die Handlung nur unterstreicht. Die Handlung findet zwischen den beiden aktiven, lebendigen Charakteren statt. Der Konflikt zwischen Mutter und Tochter ist nachvollziehbar entwickelt; beide Charaktere sind glaubwürdig und bieten ausreichend Projektionsfläche. Mrs. Reyes, deren Welt mit dem Tod ihres Mannes zusammenbrach und die sich mit der Tochter, die sie tagtäglich an ihren Mann erinnert, etwas neues aufbauen muss. Leah, die einen schweren Verlust erlitten hat, obwohl sie sich erst in der Selbstfindungsphase befindet. Der Regisseur verzichtet auf eine schwarz-weiß-Zeichnung seiner Figuren. Beide haben ihre Schwächen, machen ihre Fehler und müssen kämpfen, um sich im Leben zu behaupten und nicht an dem Verlust zu zerbrechen. Dass aus der gemeinsamen Trauer Frustration wird, die zu Reibungen führt und sich letztendlich in Wut steigert, ist nachvollziehbar. Die Pyewacket-Kreatur kann man somit als ein Ausdruck der Wut der Protagonistin deuten, vielleicht sogar als ihre Emanzipation, denn es handelt sich um eine Coming-of-Age-Geschichte.
Es kommt dem Film zugute, dass beide Schauspielerinnen ihre Rollen mit Leben ausfüllen und zu überzeugen wissen. Gerade Laurie Holden hat mehrere Szenen, die ihr großes schauspielerisches Talent zeigen, sie lässt ihre Erfahrung in ihre Rolle einfließen. Neben ihrem Charakter Andrea in The Walking Dead, eine Rolle, für die sie mit dem prestigeträchtigen Saturn Award ausgezeichnet wurde, zeigte Laurie Holden bereits in Der Nebel und Silent Hill, dass ihr auch das Horror-Genre liegt. In dem dramatischen Teil überzeugt der Film durchaus. Auch das Finale weiß zu gefallen, selbst wenn es, insbesondere gemessen an dem Aufbau der Geschichte, sehr kurz ist, allerdings führt es auch die Handlung konsequent weiter. Selbst der eher verhaltene Spannungsaufbau gelang MacDonald weitestgehend.
Man wünscht sich, dass Andrew MacDonald mehr an seinem Drehbuch gefeilt hätte. Neben dem Tempo, das vereinzelt zu verhalten ist, hätte er mehr aus den Dialogen herauskitzeln können. Es gibt Momente von großer, klarer Dramaturgie, etwa wenn die Mutter der Tochter zu verstehen gibt, wie sehr sie es hasst, von ihr jeden Tag an ihren Vater erinnert zu werden. Und es gibt Szenen, die ohne auf Jump Scares zu setzen puren Horror bieten, etwa wenn die Kreatur auftaucht. Wenn MacDonald seine offensichtlichen Stärken besser zur Geltung gebracht hätte, wäre vielleicht aus dem Film einer der gelungensten Horrorfilme der letzten Jahre geworden. So beschleicht einen leider das Gefühl, dass MacDonald sein Talent nicht richtig zur Entfaltung brachte.
Bedauerlich ist es, dass MacDonald der Kreatur der Pyewacket nicht mehr Profil verliehen hat. Die Geschichte der Pyewacket-Hexe geht zurück bis ins Jahr 1644 und ist mit Matthew Hopkins, dem berüchtigsten Hexenjäger der britischen Geschichte, verknüpft. In dem besagten Jahr beschuldigte er eine Frau, eben diese Hexe zu sein. Hier hätte ein Subplot interessant werden können. Allerdings hätte er damit auch den Fokus von der eigentlichen Geschichte etwas verlagern müssen.
Fazit: Pyewacket – Tödlicher Fluch ist ein grundsolider Genre-Beitrag. Der Film lebt von dem Aufbau seiner Charaktere, zwei überzeugenden Schauspielerinnen und einem verhaltenen, subtilen Spannungsbogen.
Bewertung |
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Spannung | |
Atmosphäre | |
Gewalt | |
Ekel | |
Story |
Bildquelle: Pyewacket – Tödlicher Fluch © Pierrot Le Fou
2 Comments
Manuela
Danke für die Rezi. Wird gesichtet
Florian Halbeisen
Immer gerne 🙂