Fatal Pictures: Worm (2010) + Familiar (2012) + Heir (2015)
Als Einstieg in meine neue Kategorie Shorties gibt es eine Kurzfilmtrilogie von Fatal Pictures. Eine kanadische Filmeschmiede bestehend aus Autor/Regisseur Richard Powell und Produzent Zach Green. An dieser Stelle auch noch einmal herzlichen Dank an Zach Green, der mir die Kurzfilme und das Bildmaterial zur Verfügung stellte.
Wenn ihr die Möglichkeit habt, empfehle ich alle drei Kurzfilme am Stück zu schauen. Mit 21, 24 und 14 Minuten nimmt dies auch nicht allzu viel Zeit in Anspruch. Die Filme hängen zwar inhaltlich nicht zusammen, sind aber thematisch und inszenatorisch verwandt. Außerdem schlüpft jedes Mal Robert Nolan in die Hauptrolle. Er verkörpert zwar faktisch immer andere Figuren, die sich in ihrem Wesen aber doch alle sehr ähneln.
Ihr merkt schon ich versuche mich möglichst vorsichtig auszudrücken, denn umso weniger ihr wisst desto besser. Dennoch muss ich euch die Kurzfilme ja irgendwie schmackhaft machen, denn sehenswert sind sie allemal.
Worm
Sind alle Teile der Trilogie Gratwanderung zwischen Drama und Horror, so ist Worm jener Film der noch weitgehend auf Horrorelemente verzichtet. Wir befinden uns im Kopf von Geoffrey Dodd und erleben einen Tag aus seiner Sicht.
Dabei sind wir mit einem ständigen Voice-Over konfrontiert, was mich oft schnell nervt, aber hier ein schlüssiges Stilmittel ist, um verstärkt in die Abgründe des Protagonisten eintauchen zu können. Vor allem erlaubt dieser Kunstgriff die Kluft zwischen Dodds äußerem Erscheinungsbild und seinen inneren Abgründen zu verdeutlichen.
Ein überaus interessanter Beitrag, aber wäre für mich für sich alleine etwas wenig und so bin ich froh, dass es sogleich weiter geht.
Familiar
Der zweite Teil der Trilogie knüpft direkt an den ersten Teil an, wenn auch nicht inhaltlich. Dieses Mal folgen wir Robert Nolan in der Rolle von John Dodd.
Voice-Over wird in derselben Weise wieder eingesetzt und blickt hinter den Schein. Das Monster hinter der bürgerlichen Fassade soll sichtbar werden. Beschränkte sich Worm fast ausschließlich auf Dodd, so dürfen wir in Familiar zu weiteren Personen eine emotionale Beziehung aufbauen, was die Abscheu gegenüber dem Protagonisten verstärkt.
Allgemein ist Familiar wesentlich intensiver als Worm. Dies liegt sicher auch an der Kameraarbeit von Michael Jari Davidson, der uns noch einmal näher ans Geschehen bringt. Zudem nehmen nun auch die Horrorelemente zu. Der psychologische Horror, nun auch gepaart mit Body Horror à la Cronenberg, kommt jetzt richtig zur Entfaltung
Auch das Sounddesign, welches mir schon in Worm sehr gut gefallen hat, wird noch einmal in seiner subtilen Form intensiviert.
Inhaltlich möchte ich wieder nicht zu viel verraten, aber die Auflösung hier wirft auch wieder ein neues Licht auf Worm und lädt zum Spekulieren ein.
Heir
Der Abschluss der Trilogie führt die Entwicklung konsequent weiter. Es geht wieder um die Monster hinter der Maske, die Inszenierung zieht weiter an und der Body-Horror wird mehr.
Inhaltlich, soviel darf gesagt werden, greift der Film das Thema Kindesmissbrauch auf und beschäftigt sich auch mit der Frage wie Opfer zu Tätern werden können.
Wieder einmal toll gespielt von Robert Nolan dem der hervorragend aufspielende Bill Oberst Jr. an die Seite gestellt wird.
Schlussendlich wird hier etwas zu stark auf humoristische Elemente gesetzt, die einer Hommage an das 50er-„Creature Feature“ gleich kommen. Ich kann die Intention das sehr düstere und schwere Thema dadurch verdaulicher zu machen nachvollziehen, aber ich glaube man hätte hier dem Publikum durchaus mehr zutrauen können. Wirkte auf mich auch wie ein Fremdkörper und stört den Gesamteindruck doch beträchtlich.
Nichtsdestotrotz ist die gesamte Trilogie überaus sehenswert. Ich könnte auch noch viel mehr schreiben, denn es gibt wirklich viel zu entdecken. Richard Powell sind hier spannende Kurzfilme gelungen, die Drama und Horror gekonnt verbinden. Derzeit arbeitet Fatal Pictures an ihrem ersten Spielfilm. Ich bin schon gespannt.