Harpoon (2019) – Review
Im schwarzhumorigen Horrorthriller Harpoon sitzen drei Freunde nach einem Tagesausflug auf hoher See fest. Nach und nach kommen dunkle Geheimnisse ans Licht und es entbrennt ein Kampf ums Überleben. Wieso Harpoon aus der Vielzahl ähnlicher meist nicht so guter Filme heraussticht, erfahrt ihr hier.
Originaltitel: | Harpoon |
Land: | Kanada |
Laufzeit: | 82 Minuten |
Regie: | Rob Grant |
Drehbuch: | Rob Grant |
Cast: | Munro Chambers, Emily Tyra, Christopher Gray |
VÖ: | Ab 24.09.2020 im Handel |
Inhalt
Richard ist sauer, weil er glaubt, dass sein bester Freund Jonah mit seiner Freundin Sasha eine Affäre hat. Er ist so sauer, dass er kurzerhand zu Jonah nach Hause fährt und ihn nach Strich und Faden verprügelt. Kurz darauf stellt sich heraus, dass der ominöse Nachrichtenverlauf zwischen Sasha und Jonah, den Richard fälschlich als Indiz für eine Affäre gelesen hat, in Wirklichkeit nur die Planung für ein Geburtstagsgeschenk für ihn war. Reumütig lädt er Jonah und Sasha zu einem Tagesausflug auf der Yacht seines Vaters ein. Doch auch hier gehen die Streitereien weiter, in deren Konsequenz das Funkgerät zerstört und alle Vorräte über Bord geworfen werden. Als die Situation kurz davor ist zu eskalieren, springt zudem der Motor nicht mehr an und die drei sitzen auf hoher See fest…
Kritik
Filme, in denen eine Gruppe auf hoher See in Schwierigkeiten gerät, gibt es viele. Häufig scheitern ähnliche Vertreter in ihrer Umsetzung an Ideenarmut, wenn es darum geht, das begrenzte Setting kompensieren zu müssen. Filme wie Roman Polanskis Das Messer im Wasser oder Triangle meistern diese Herausforderung mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und tatsächlich erinnert die Prämisse von Harpoon sehr an jene aus Das Messer im Wasser. Wo sich Polanski in erster Linie für ein ruhiges Kammerspiel interessiert, das Themen wie toxische Männlichkeit und Geschlechterrollen in einem subtilen Kleinkrieg ausfechtet, ist Harpoon, zumindest was die Themen angeht, deutlich simpler gestrickt. Vielmehr legt der Film seinen Fokus darauf, die Story kurzweilig und mit flottem Tempo voranzutreiben. Dazu hat der Regisseur und Drehbuchautor Rob Grant eine Handvoll abstruser Ideen an Bord, von denen einige zwar recht vorhersehbar sind, andere sich wiederum als sehr gelungen erweisen.
So beginnt der Film fast schon wie eine schwarze Komödie, wenn die Einführung in die Handlung und die erste Gewalteinlage vom allwissenden Erzähler auf saloppe Weise kommentiert und erläutert werden. Harpoon durchläuft von Anfang an in seinen knackigen 80 Minuten eine stetige Wandlung von humoristischen Einlagen zu einem dramatischen Kammerspiel hin zum erbarmungslosen Thriller. Selbst wenn die Dinge einen todernsten Verlauf nehmen, behält der Film durch die heiteren Kommentare des Erzählers doch stets ein zynisches Augenzwinkern bei. Aus diesen Kommentaren ergeben sich einige Flashbacks, die auf spielerische Art und Weise für den einen oder anderen Twist sorgen. Generell ist Harpoon sehr wendungsreich, verliert dabei jedoch nie seinen geradlinigen Kurs aus den Augen. Das macht Spaß, denn die scheinbare Einfachheit der Ausgangssituation verzwickt sich dadurch immer weiter, bis von dem anfänglichen Humor plötzlich nichts mehr übrig scheint und Harpoon äußerst unangenehme Züge annimmt. Dass keiner der Charaktere ein sonderlich liebenswürdiger Zeitgenosse ist, spielt dieser Entwicklung konstant in die Hände, denn statt sich um das Wohlergehen einzelner Sympathieträger zu sorgen, fiebert man eher den Entwicklungen selbst entgegen, die mit Voranschreiten der Handlung immer blutigere Züge annehmen.
Fazit
Harpoon ist ein witziges, blutiges, tempo- und abwechslungsreich erzähltes Vergnügen. Der Film weiß genau was er will und chargiert selbstbewusst zwischen flapsigem Zynismus, schwarzem Humor und blutigem Ernst. Die tonalen Wechsel sitzen, wenn der Film plötzlich beinahe unbemerkt außerordentlich düster wird und später doch wieder seinen Zynismus wiederfindet. Geradlinig erzählt und dennoch mit einer Menge wendungsreicher Einfälle ausgestattet, erweist sich Harpoon als außerordentlich kurzweiliges Vergnügen, das hoffentlich noch größere Wellen schlagen wird.
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Ab 24.09.2020 im Handel:
Bildquelle: Harpoon © Koch Media