Happy Times
Kritik

Happy Times – Ein blutiges Fest (2019) – Review

In Happy Times eskaliert ein Sabbat-Dinner auf kreativ-brutale Art. Freut Euch auf einen Familienstreit, an dem endlich mal nicht Ihr Schuld seid!

Originaltitel: Happy Times
Land: Israel,USA,Italien
Laufzeit: 93 Minuten
Regie: Michael Mayer
Drehbuch: Guy Ayal, Michael Mayer
Cast: Shani Atias, Michael Aloni u.a.
VÖ: Ab 09.10.2020 auf Bluray und DVD

Hintergründe & Inhalt

Eigentlich sollte es ein fröhliches Shabbat-Dinner werden, zu dem Yossi (Ido Mor) und Sigal (Liraz Chamami) Familie, Freunde und Arbeitskollegen in ihre protzige Villa eingeladen haben. Jede Menge Essen, Wein, kultivierte Unterhaltung und ein Besuch des Rabbis standen ursprünglich auf der Tagesordnung, die jedoch noch vor dem ersten Gang auf den Kopf gestellt wird. Verletzte Egos, Geld, Politik, Religion, Familienmodelle – die hitzköpfigen Charaktere bringen jedes heikle Thema auf den Tisch. Kein Wunder, dass die Stimmung schnell eskaliert! Schon bald geht es nicht mehr nur darum, wer Recht hat, sondern vor allem, wer es lebendig aus dem Haus schafft.

Kritik

Happy Times ist der zweite Spielfilm von Regisseur Michael Mayer und erlebte im Rahmen der „Mitnite Xpress“-Reihe beim 27. Internationalen Filmfest in Oldenburg seine Deutschlandpremiere. Im Rahmen des Haifa International Film Festivals gewannen Mayer, der auch das Drehbuch beisteuerte, und sein Co-Autor Guy Ayal im vergangenen Jahr den Preis für das beste Skript. Der aus Israel stammende Mayer lässt seine Geschichte in der wohlhabenden jüdischen Expat-Szene LAs spielen – die Paare haben Geld, gute Beziehungen, einen hohen Bildungsstand und legen Wert darauf, kulturelle und religiöse Traditionen zu pflegen, während sie gleichzeitig den typisch amerikanischen Materialismus und Überschwang ausleben. Auch ohne die diversen israelischen und jüdischen Archetypen und Klischees zu kennen, nach denen Mayer und Ayal ihre Charaktere mit spitzer Feder geschrieben haben, kann man die klare Rollenverteilung erkennen: Da ist der schmierige Neureiche, dessen Wohlstand einen zweifelhaften Hintergrund hat, der Intellektuelle, der die Gesellschaft der „simpleren Gemüter“ eher als Zeitverschwendung ansieht, die Mutter und Hausfrau, deren Ehemann sie vernachlässigt, weshalb sie nach Abwechslung giert, der mittelmäßig erfolgreiche Schauspieler, der sich selbst als den nächsten Brad Pitt sieht…

Happy Times

Vor dem Hintergrund des religiösen Feiertages beweisen die Dinnergäste schnell, dass ihr vielgepriesener, enger Zusammenhalt unter Gleichgesinnten nur eine Fassade ist, hinter der Ressentiments, Neid und Missgunst brodeln – einzig Sigal und ihr Cousin Michael (Michael Aloni) scheinen eine ehrliche, positive Beziehung zueinander zu haben.

Die Gesellschaftskritik steht bei Happy Times allerdings nur scheinbar im Vordergrund; schnell wird die Ernsthaftigkeit fallen gelassen, und Mayer gibt sich ganz dem Spaß am Metzeln hin. In manchen Szenen schon fast slapstickhaft wird hier gemeuchelt, was das Zeug hält – und sind nach dem ersten Todesfall noch alle Anwesenden schockiert, fallen schnell die Hemmungen, bis die Ereignisse im absurden Finale gipfeln. Man könnte Mayer zwar vorwerfen, sein Film sei weder „Fleisch noch Fisch“ – nicht konsequent und nuanciert genug für ein Familien-Psychogramm, nicht blutig genug für einen Splatterfilm, nicht aggressiv genug für einen Thriller. Aber all das will der Film auch gar nicht sein! Die Unterhaltung steht hier ganz klar im Fokus und der Film nimmt sich selbst zu keinem Zeitpunkt ernst.

Happy Times

Fazit

Happy Times ist eine kurzweilige, blutige schwarze Komödie, wie gemacht für einen amüsanten, entspannenden Heimkino-Abend. Ist doch auch viel schöner, anderen Familien beim Streiten zuzuschauen, als sich gedanklich schon einmal vor dem nächsten Weihnachtsfest zu gruseln…

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte Rating: 3 von 5
Unterhaltung Rating: 5 von 5
Anspruch Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Ab 09.10.2020 im Handel:

Bildquelle: Happy Times – Ein blutiges Fest © Meteor Film GmbH

Horrorfilme müssen meinen Puls zum Rasen bringen, mir den Angstschweiß auf die Stirn treiben und mich dazu zwingen, im Hellen zu schlafen! Splatter-Orgien und Folter-Marathons kann ich nicht sonderlich viel abgewinnen – wenn ich mich ekeln will, schau ich mir OP-Videos auf YouTube an.

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