Halloween Haunt (2019) – Review
Nachdem in den vergangenen Jahren bereits Escape Rooms mit bisher drei Filmen als Kulisse für einen Horrorfilm hinhalten durften, werden nun auch Horrorhäuser immer beliebter. Ähnlich wie schon beim Kinofilm Escape Room ist es auch bei Halloween Haunt vor allem das schicke Set Design, das diesen Brutalo-Slasher besonders für Fans entsprechender Unterhaltungskultur sehenswert macht.
Originaltitel: |
Haunt USA 92 Minuten Scott Beck, Bryan Woods Scott Beck, Bryan Woods Katie Stevens, Will Brittain, Lauryn Alisa McClain u.a. Ab 31.10.2019 im Kino |
Inhalt
Von ihrer Mitbewohnerin quasi genötigt begibt sich Studentin Harper auf eine Halloween-Party und schließt dort mehr oder weniger gezwungenermaßen neue Bekanntschaften. Die angeheiterte Truppe hat auf die Party bald keine Lust mehr und beschließt zum Abschluss des Abends zu einem Horrorhaus zu fahren. Nach einer kleinen Odyssee ins Nirgendwo stoßen sie dann tatsächlich auf eine entsprechende Attraktion. Der dargebotene Horror erweist sich aber als weit realer, als irgendjemandem lieb sein kann.
Kritik
Der prominenteste Namensstempel, der auf Halloween Haunt prankt, ist sicherlich Eli Roth (Hostel, Knock Knock), der hier aber nur als Produzent tätig war. Drehbuch und Regie sind gleichermaßen eine Gemeinschaftsarbeit von Scott Beck und Bryan Woods, deren bisher bekannteste Arbeit wohl das Drehbuch zu A Quiet Place ist. Bei Halloween Haunt beweisen sie vor allem inszenatorisch eine gewisse Kompetenz, das Skript ist eher zum Haare raufen.
Der Horrorhaus-Schocker sieht in erster Linie schick aus und macht besonders viel Spaß, wenn man nicht nur Horrorfilm-Fan ist, sondern auch entsprechende Attraktionen gerne besucht. Horrorhäuser sind im Wesentlichen großflächige Geisterbahnen, die zu Fuß begangen werden. Häufig sind sie ausgestattet mit Liveaction-Darstellern und im Zuge des Escape-Room–Trends wurden sie vielfach mit kleineren Aufgaben und Rätseln ausgestattet, die die Besucher lösen müssen.
Das im Film inszenierte Haus beinhaltet sämtliche Elemente. Die Atmosphäre solcher Attraktionen, das spaßige gemeinsame Gruselgefühl, wird im Film fantastisch eingefangen und vermittelt. Ein besonderes Schmankerl ist die Lichtästhetik. Sie ist atmosphärisch und surreal, wirkt im Setting aber gleichzeitig total natürlich, da inszenierte Beleuchtung für ein Horrorhaus vollkommen üblich ist. Gleichzeitig wird auf Licht, das nicht Teil des Settings im Film ist, weitgehend verzichtet, ebenso auf Farbfilter. Daraus entsteht eine sehr eigentümliche Stimmung, die das Publikum gerade in der Anfangsphase selbst Teil der Horrorhaus-Erfahrung werden lässt. Abgesehen von der tollen Ästhetik geht es aber schnell bergab, wenn das große Sterben beginnt.
Halloween Haunt kommt in den Gewaltszenen nicht zimperlich daher (Schrotflinten-Kopfschüsse, einen Zimmermannshammer als Skalpierungsinstrument oder mit einem Vorschlaghammer zermatschte Köpfe), deutet diese Bosheiten jedoch nur an, wodurch Gorehounds nicht auf ihre Kosten kommen.
Was ich bei Halloween Haunt leider schmerzlich vermisse, ist der Intellekt der Charaktere. Was auch immer diese Idioten studieren, es ist bestimmt nicht anspruchsvoll und es sind auch keine Kommunikationswissenschaften – zumindest keine, die sie anwenden können. Die selbstzweckhaften Dialoge sind zum Teil nämlich in sich zusammenhangslos und ich hatte öfter mal das Bedürfnis, in den Saal zu brüllen: „Was zur Hölle laberst du eigentlich?!“. Auch abgesehen von ihrer Kommunikation verhalten sich die völlig austauschbaren Protagonisten – lediglich bei Hauptfigur Harper wird ein wenig Zeit für eine sehr generische Final-Girl-Charakterisierung investiert – den gesamten Film über so abgrundtief dämlich, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie überhaupt lange genug durchhalten, um 92 Minuten mit ihrem Todeskampf zu füllen. Wahrscheinlich liegt das vor allem daran, dass ihre Widersacher auch nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte sind. Über ihre Motive, Ideologie und Hintergründe hätte man sich dementsprechend auch deutlich mehr zu erfahren gewünscht.
Die Bösewichte selbst wiederum sind, abgesehen von ihrer Blödheit, schon wieder eine der Stärken des Films. Sie sind eindrucksvoll verstörend geraten und können damit in vielen der härteren Szenen gegen Ende durchaus eine unangenehme Intensität erzeugen, obwohl einem die sterbenden Protagonisten ziemlich egal sind.
Fazit
Halloween Haunt fügt zusammen eine Stimmung wie Escape Room, ein paar Fallen à la Saw und eine ähnliche Handlung wie bei 31. Die tolle Kulisse vor der die offensichtlichen Vorbilder in Halloween Haunt zu einem Einheitsbrei verwurstet werden, kann einiges retten. Grobe, wenn auch seltsam inszenierte Gewalt und wirklich unheimliche Bösewichte machen es zusätzlich unterhaltsam, einer Handvoll Vollidioten beim Abkratzen zuzuschauen. Dieser Unterhaltungswert rettet den Film dann auch zumindest für Horrorhaus-Liebhaber knapp über das Mittelmaß hinaus. Wer sich auf seiner Halloween-Party langweilt und sich bereits auf das intellektuelle Niveau der Protagonisten runtergesoffen hat, kann getrost eine Karte lösen. Alle anderen bleiben besser noch etwas länger auf der Party.
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Bildquelle: Halloween Haunt © Splendid Film GmbH