Chernobyl Diaries (2012) – Review
Regisseur Bradley Parker entführt uns mit Chernobyl Diaries in das Katastrophengebiet Pripyat und bedient sich damit eines Settings, das im Horrorgenre genau so einzigartig wie effektiv ist.
Originaltitel: |
Chernobyl Diaries USA 86 Minuten Bradley Parker Oren Peli, Carey Van Dyke Jesse McCartney, Jonathan Sadowski u.a. |
Chris, seine Freundin Natalie und Amanda unternehmen eine Reise quer durch Europa. Als sie Chris´ Bruder Paul in Kiew besuchen, hält dieser eine Überraschung für die Drei bereit. Ein Ausflug nach Pripyat, der direkt an Tschernobyl grenzenden Geisterstadt, soll den Freunden ein besonderes Erlebnis bescheren, das sie so schnell nicht wieder vergessen.
Kritik
Als Chernobyl Diaries 2012 die Kinosäle beanspruchte, hatte der Film keinen leichten Stand. Unkreativ, vorhersehbar, verschenktes Potenzial: Die Horrorgemeinde ließ kaum ein gutes Haar an dem düsteren Ausflug ins verstrahlte Pripyat. Doch was ist dran? Zugegeben, Chernobyl Diaries kann die Möglichkeiten, die diese fantastische Grundidee bietet, nicht völlig ausschöpfen. Die Charakterzeichnung ist platt und auch dramaturgisch bietet Parkers Film nichts, was das Horrorgenre revolutionieren würde. Dennoch wartet er mit einer soliden Rahmenhandlung auf, die uns mit wachsender Spannung durch das schaurige Szenario führt. Wir haben ein schön-schauriges Setting und eine permanent spürbare Bedrohung, die wir nur dann zu Gesicht bekommen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vorerst müssen wir uns mit der Vorstellung arrangieren, dass irgendetwas in der Dunkelheit lauert, von dem wir nicht wissen, was es ist. Das setzt Parker ausgesprochen gut um. Unheimliche Geräusche und schemenhafte Gestalten, die durch die Dunkelheit zischen, sorgen für permanente Anspannung. Wir werden in einer isolierten Geisterstadt ausgesetzt, die ein dunkles Geheimnis birgt.
Mit der Stadt Pripyat, die nur wenige Kilometer vom 1986 explodierten Kernreaktor entfernt liegt, greift Parker ein Setting auf, an das sich bis heute überraschenderweise kein anderer Horrorfilmregisseur herangetraut hat. Den Grund dafür kann ich mir nicht so richtig erklären. Eine Stadt, die aufgrund eines Unglücks über Nacht evakuiert werden musste, von der Natur zurückerobert wurde und praktisch genauso aussieht, wie sie damals verlassen wurde, ist die ideale Horror-Kulisse: menschenleer, einer Strahlung ausgesetzt, zugewuchert und irgendwie ganz schön beängstigend. Parker scheint sich Pripyat wirklich genau angeschaut zu haben. Das Riesenrad, das damals zum Frühlingsfest am 01. Mai aufgebaut wurde und aufgrund der Katastrophe niemals zum Einsatz kam, die vermoderten Gebäudekomplexe – es wirkt beinahe so, als hätte Parker sich ein Team geschnappt und wäre tatsächlich ins ukrainische Sperrgebiet aufgebrochen. Dass der Film eigentlich in Belgrad und der Umgebung von Budapest gedreht wurde, fällt kaum auf. Durch die authentische Darstellung dieses Settings erschafft Chernobyl Diaries eine so dichte und greifbare Atmosphäre, dass ich gerade zu Beginn in einen Sog gezogen werde, der mich kaum mehr loszulassen scheint.
Dass sich die Story gegen Ende leider im Sand verläuft, ist zwar schade, schmälert meine Begeisterung für den Chernobyl-Horrorstreifen aber nicht sonderlich. Wer mit dem von Parker gewählten Ausgang der Geschichte unzufrieden ist, der kann zudem noch auf ein alternatives Ende ausweichen, das als Bonusmaterial auf der Bluray zu finden ist. Mir gefiel das ursprüngliche Finale trotz aller Kritik dennoch besser. Der kompromisslose Ausgang beschert dem Film das Ende, das er sich über seine Laufzeit erarbeitet. Auch, wenn die Story etwas ad absurdum geführt wird.
Fazit
Unterm Strich bleibt Chernobyl Diaries ein solider Horrorfilm, der trotz einiger Schwächen vor allem aufgrund seines absolut genialen Settings überzeugen kann. Die graue Geisterstadt, perfekt in Szene gesetzt, entschädigt über weite Strecken für das durchschnittliche Storytelling. Wer also schon immer einen beängstigenden Ausflug in die ukrainische Sperrzone, in der eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheit geschah, machen wollte, dem sei ein Blick auf Parkers Film empfohlen. Ein revolutionärer Horrorhit ist Chernobyl Diaries zwar nicht, dafür aber ein ausgesprochen atmosphärischer Low-Budget-Streifen, der euch im Krisengebiet aussetzt und weiß, wie er euch das Fürchten lehrt.
Bewertung |
|
Grauen | |
Spannung | |
Härte | |
Unterhaltung | |
Anspruch | |
Gesamtwertung |
Im Handel:
Bildquelle: Chernobyl Diaries © Warner Bros. Pictures