Playground (2016) – Review
Inspiriert von einer schockierenden wahren Begebenheit folgen wir in Bartosz Kowalskis Debütfilm Playground zwei Jugendlichen durch einen vermeintlich langweiligen Tag.
Originaltitel: |
Plac zabaw Polen 82 Minuten Bartosz M. Kowalski Bartosz M. Kowalski Michalina Swistun, Nicolas Przygoda, Przemyslaw Balinski u.a. |
Für alle, die den Film noch nicht gesehen haben, sei hier eine Spoiler-Warnung ausgesprochen!
Die zwei polnischen Jungs Czarek und Szymek müssen noch den letzten Schultag überstehen, dann sind endlich Ferien. Nach der Schule stromern die Jungen gelangweilt durch die Stadt und ihr Tag endet in einer Katastrophe.
Das beschreibt kurz und knapp die ebenso kurze wie knappe Handlung von Playground, dem Debüt des polnischen Regisseurs Bartosz M. Kowalski. Sein Werk zeigt einen Tag im Leben der gelangweilten und offensichtlich verhaltensgestörten Jungs, die so um die 13 Jahre alt sein müssten. Der Film ist wie ein Dokumentarfilm gedreht; in nüchternen, neutralen Bildern folgt er den Teenagern. Nachdem sie anfangs noch wie typische pubertäre Jungen wirken, steigern sich die Grausamkeit und die Brutalität der beiden im weiteren Verlauf des Films. Szymek kümmert sich fürsorglich um seinen behinderten Vater und schlägt dann plötzlich auf ihn ein. Czarek hat offenbar seinen großen Bruder als Vorbild und ist aufsässig gegenüber seiner Mutter. Beide zusammen machen sich höchst derbe über Gabrysia lustig, als sie Szymek ihre Liebe gesteht und ihn verführen will. Zum Schluss entführen sie ein Kleinkind aus einem Einkaufszentrum, weil der Laden mit den Videospielen geschlossen hat und töten es.
Kowalski wurde bei Playground vom Fall James Bulger aus dem Jahr 1993 inspiriert, der damals ziemlich hohe Wellen in der weltweiten Presse schlug. Im englischen Bootle entführten die zehnjährigen Schüler Jon Venables und Robert Thompson den dreijährigen James und töteten ihn – einfach so.
Die Phrase „einfach so“ beschreibt ziemlich gut, wie der Film mit den sich steigernden Gewalttaten umgeht. Die Kamera hält drauf, beiläufig und mitleidslos. Der Mord wird zwar aus sicherer Entfernung gezeigt, er ist aber auch auf Distanz ein heftiger Schlag in die Magengrube. Kowalski ist mit seinem Debüt das Kunststück gelungen, einen wirklich erschreckenden Film zu machen, ohne Blutfontänen zu vergießen. Dankbarerweise verzichtet er auch auf gängige Klischees, so werden die Jungs nicht als Heavy-Metal-Fans oder Satansanbeter dargestellt und auch spielen sie nicht rund um die Uhr Egoshooter oder surfen in nicht koscheren Ecken des Internets herum. Sie sind einfach Teenager, was das Ganze noch erschreckender macht.
Bartosz M. Kowalski hat mit Playground ein hervorragendes Erstlingswerk abgeliefert, das zu Recht seinen Weg in die zu empfehlende Kino-Kontrovers-Reihe gefunden hat. Den jungen Regisseur sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.
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Story |
Bildquelle: Playground © EuroVideo