Dark Encounter (2019) – Review
Dark Encounter ist ein düsterer Sci-Fi-Thriller, der beweist, dass man auch mit kleinen Mittel einen spannenden Film schaffen kann und sich nicht vor großen Hollywood-Produktionen zu verstecken braucht.
Originaltitel: |
Dark Encounter Großbritannien 97 Minuten Carl Strathie Carl Strathie Laura Fraser, Mel Raido, Sid Phoenix u.a. |
Bei Filmfestivals wie dem Fantasy Filmfest werden die großen Hits zur Primetime und am Wochenende gezeigt, während weniger zugkräftige Filme ins Nachmittagsprogramm verbannt werden. Ein halbvoller Kinosaal, von dem die Mehrheit nur da ist, weil sie Dauerkarten besitzt, muss daher nicht zwangsläufig ein schlechtes Omen sein. Wenn sich die meisten Zuschauer hinterher jedoch einig sind, dass der gezeigte Film alles andere als unterhaltsam war, kann man verstehen, warum der Streifen zu dieser Uhrzeit lief. Damit tut man Dark Encounter jedoch Unrecht, denn die zweite Regiearbeit von Solis-Regisseur Carl Straithe ist alles andere als schlecht.
Inhalt
Im November 1982 verschwindet die achtjährige Maisie spurlos aus ihrem Elternhaus. Trotz des verzweifelten Versuchs ihrer Eltern Ray (Mel Raido) und Olivia (Laura Fraser) sowie ihres Bruders Noah (Spike White), die Kleine wiederzufinden, bleibt sie unauffindbar. Ein Jahr später treffen sich die trauernden Familienmitglieder, zusammen mit ein paar Bekannten, um eine Gedenkfeier für das verschwundene Mädchen abzuhalten, als plötzlich merkwürdige Lichter am Horizont erscheinen. Wie die Anwesenden entsetzt feststellen müssen, handelt es sich dabei um außerirdische Besucher, die gekommen sind, um die Trauergäste zu terrorisieren. Niemand kann sich erklären, was die Außerirdischen wollen und wieso sie ausgerechnet an diesem Tag auftauchen. Doch dann kommt eine schockierende Wahrheit ans Licht.
Kritik
Ich hatte schon immer ein Faible für Low-Budget-Filme. Die Filmemacher versuchen trotz der begrenzten finanziellen Mitteln, die ihnen zu Verfügung stehen, das Beste herauszuholen, was mit Kreativität und einem klugen Einsatz der Mitteln auch überzeugend funktionieren kann. So auch im Fall von Dark Encounter, der für einen mit wenig Geld produzierten Film einfach wunderbar aussieht. Inspiriert von Steven Spielbergs Die Unheimliche Begegnung der dritten Art setzt der Streifen auf einen erfrischend altmodischen Spannungsaufbau, der sich Zeit lässt, um den Zuschauer in das Geschehen einzubinden und legt dadurch den Fokus auf die Wirkung unheimlicher Bilder und gespenstischer Geräusche. Durch das kammerspielartige Setting, das sich fast gänzlich in einem Haus abspielt, erzeugen immer wieder erscheinende Lichter, unheilvolle Schatten, schwebende Gegenstände oder wie von Geisterhand bewegte Spielzeuge eine erstaunlich beklemmende und beängstigende Atmosphäre. Die wunderbar eingesetzte Soundkulisse aus düsteren Streichern und kurzen, kraftvollen Klopfgeräuschen tut ihr Übriges. Es kratzt und knarrt an allen Ecken und Enden. Dass Straithe dabei gänzlich auf billige Jumpscares verzichtet, ist umso erfreulicher.
Weniger erfreulich hingegen ist die Leistung der Beteiligten. Die Darsteller wirken allesamt wie schlaftrunken. Bis zum finalen Akt werden praktisch keine Gefühle oder auch nur angemessene Reaktionen gezeigt und so wurde ich den Verdacht nicht los, dass keiner der Schauspieler wirklich verstanden hat, in welchem emotionalen und seelischen Zustand sich sein Charakter eigentlich befindet. Unheimliche Dinge gehen vor sich und niemand wirkt verängstigt oder beunruhigt. Die Trauer wird heruntergespielt und selbst eine mögliche Faszination für die außergewöhnlichen Geschehnisse wird ignoriert. Dabei befinden sich erfahrene Darsteller wie Laura Fraser (Breaking Bad), Vincent Regan (300) oder Alice Low (Sightseers) im Cast, was das Ganze umso schmerzhafter macht. Lediglich Grant Masters (Stormhouse) schafft es, diesem Kabinett aus Wachsfiguren zu entspringen und seinem Charakter die nötige Tiefe zu geben. Da kann man auch den ein oder anderen Anflug von Overacting verzeihen.
Dier größten Kritikpunkte, bei denen sich auch die meisten Besucher einig waren, finden sich im finalen Akt und der anschließenden Auflösung. Zwar sorgt der schwungvolle Übergang für ein Ende, das man wahrlich nicht hat kommen sehen, dennoch wirkt die letzte Viertelstunde wie ein Fremdkörper, der sich nur schlecht in das Gesamtbild einfügt. Obwohl Straithes Intention durchaus klar wird, gerät der Schlussakkord mit seiner, an Christopher Nolan erinnernden, Melodramatik und dem pathetisch anschwellenden Score von David Stone Hamilton zu pompös und wirft die sorgfältig aufgebaute Atmosphäre komplett über den Haufen. Dadurch wirkt der Film am Ende zu unbeholfen in seiner Erläuterung und lässt viele Fragen offen. Und so bleibt am Ende ein Film, der sich zwar sehen lassen kann, den man aber wahrscheinlich einmal schaut und gleich wieder vergisst.
Fazit
Dark Encounter ist ein interessanter und vor allem düsterer Low-Budget-Thriller, der den Vergleich mit den großen Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Aufgrund der mangelnden Leistung seiner Darsteller und dem etwas unstimmigen Finale schafft es der Film zwar nicht vollends zu überzeugen, doch einen Blick ist er allemal wert.
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Bildquelle: Dark Encounter © Goldfinch / Strathie Film