Kritik

Halloween 3 (1982) – Review

Halloween III sorgt heute noch für Streitpotential unter den Fans, denn die zweite Fortsetzung zur Nacht des Grauens verzichtet auf Slasher-Ikone Michael Myers und wartet mit einer weitaus größeren, perfiden Bedrohung auf.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Halloween III: Season of the Witch
USA
98 Minuten
Tommy Lee Wallace
Tommy Lee Wallace
Tom Atkins, Stacey Nelkin, Dan O’Herlihy u.a.

Von mysteriösen Personen verfolgt, wird ein Mann in ein Krankenhaus eingeliefert und in derselben Nacht grausam ermordet. Unmittelbar nach der Tat rennt der behandelnde Arzt Dr. Daniel Challis dem geheimnisvollen Täter nach, der sich vor seinen Augen in Brand setzt. Als die Tochter des Ermordeten auftaucht, geht Dr. Challis mit ihr dem einzigen Indiz nach, dass sie besitzen. Eine Maske des Spielzeugherstellers Silver Shamrock führt sie in einen entlegenen Ort, der eine neue Dimension des Schreckens offenbart.

Nach dem Ableben von Michael Myers in Halloween II – Das Grauen kehrt zurück wollte man den beliebten Schlitzer ruhen lassen und jedes Jahr einen Halloween-Film mit anderer Thematik um die Nacht des Grauens ins Kino bringen. Eine Entscheidung, die auf wenig Gegenliebe der Fans stieß und eine Rückkehr des beliebten Maskenmännchens ab Teil 4 zur Folge hatte. Wer sich jedoch nur auf das Fehlen von Michael Myers konzentriert, wird die zahlreichen Qualitäten des Films verpassen, der unter einigen Genrefans Kultstatus genießt.

Schon das Intro gibt die Prämisse des Films vor. Es ertönt nicht das bekannte Halloween-Theme, sondern eine sehr atmosphärische Komposition aus der Hand Carpenters leitet die Ausrichtung des Films ein, was den Film damit von den vorangegangenen Teilen abgrenzt. Doch zeigt sich dabei auch eine Gemeinsamkeit mit den Vorgängern, denn das Theme umspielt das Bild eines Kürbisses. Das sich hier in dem stufigen Ausbau seiner Gestaltwerdung in bester 80er-Jahre-Computergrafik zeigt. Diese Verbindung zwischen der Tradition und der Errungenschaft der Technik ist auch das Grundgerüst der Handlung, denn die mysteriöse und zugleich verstörende Wirkung der an den Masken angebrachten, elektronischen Siegelmarken beziehen ihre Kraft aus einem Megalithen des berühmten Stonehenge-Bauwerks.

Nicht nur der von Carpenter gewohnt brillante Score weiß zu überzeugen, auch wurde, ausgehend von dem Mysterium um die Masken von Silver Shamrock und die sich immer weiter verdichtenden Hinweise auf eine schreckliche Verschwörung, eine solide Spannungskurve generiert. Dabei verzichtet der Film nicht auf härtere Tötungen, die jedoch angesichts der gelungenen Atmosphäre zum Großteil nicht nötig gewesen wären, um einen Mehrwert für die Zuschauer zu generieren, jedoch auch nicht wie ein Fremdkörper in das Geschehen eingebettet sind. Ursprünglich sollte der Film deutlich harmloser ausfallen und auf traditionellen Horror setzen. Die expliziteren Tötungen wurden nachträglich hinzugefügt, um im Vergleich mit zu der Zeit aktuellen, brutaleren Horrorfilmen mithalten zu können. Des Weiteren können die darstellerischen Darbietungen der relevanten Charaktere überzeugen. Das charismatische Auftreten von Tom Atkins (The Fog) als Dr. Challis wird nur von dem diabolisch-wirkenden Spiel von Dan O’Herlihy (RoboCop) übertroffen, der seine Rolle mit treffenden, mimischen Akzenten aufwertet und einen beeindruckenden Antagonisten abgibt.

Halloween 3
Tom Atkins und Dan O’Herlihy

Abseits seiner Qualitäten zeigt sich Halloween III nach über 35 Jahren sehr aktuell. Es wird nicht nur die permanente Überwachung und der Einfluss auf die Lebensgestaltung seitens eines Unternehmers aufgezeigt, indem Kameras das Geschehen in der Stadt beobachten und eine Ausgangssperre für die Bewohner verhängt wurde, auch die todbringenden Masken können als Verweis auf gesundheitsschädliche Bestandteile von Spielzeugen gedeutet werden. Nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung sind diese auch kostengünstig produziert. So berichtet eine Figur, dass die Qualität der Ware zu wünschen übrig lässt und schnell beschädigt wurde. Das Herumspielen an dem Siegel hat für die erzürnte Verkäuferin auch drastische Konsequenzen, denn die Gefahr ist keinesfalls gebannt. Ein finanzielles Interesse kann man dem Spielzeughersteller jedoch nicht vorwerfen, Shamrock will den Kindern einen bösen Streich spielen, ganz in der Tradition von Halloween.

Böse Zungen könnten behaupten, Regisseur Tommy Lee Wallace hätte ebenso gehandelt und den Fans einen Streich gespielt, doch ich gehe stark davon aus, dass dem Großteil der (heutigen) Zuschauer vorher bewusst war, dass Michael in diesem Film fehlt (mit Ausnahme seines Erscheinens in einem Fernsehspot). Warum man sich dann den Film trotzdem ansieht und ihn anschließend aufgrund des Fehlens von Myers als miserabel empfindet, entzieht sich jeglicher Logik. Dabei gibt es für Fans genug Schnittmengen zu den vorangegangenen Filmen. So wirkt nicht nur ein Großteil der Crew von Teil 1 und 2 mit, sondern neben dem Fernsehauftritt von Myers hört man im Original noch die Stimme von Jamie Lee Curtis, welche die Bewohner von Santa Mira über die Ausgangssperre informiert. Interessant dabei ist, dass sie hier nur durch ihre Stimme auftritt und somit anonymisiert wird, wie Myers durch seine Maske in den ersten beiden Teilen. Die Tatsache, dass sie offensichtlich eine Mitarbeiterin von Shamrock ist, stellt sie in diesem Teil auf die Seite des Diabolischen. Zudem ist das Verhältnis von Opfer und Täter umgekehrt, denn in den vorangegangenen Teilen ging die Bedrohung von einem maskierten Killer aus, in Teil III sind hingegen die Maskenträger bedroht.

Halloween 3

Doch auch zu einem anderen bedeutenden Horrorfilm sei an dieser Stelle verwiesen, denn der Schauplatz von dem kleinen Ort Santa Mira ist nicht zufällig gewählt. Horrorfans könnten sich vielleicht daran erinnern, dass er in Die Invasion der Körperfresser der Ort des Schreckens war. Auch hier zeigt sich eine Parallele, da die scheinbaren Menschen in beiden Filmen keine Menschen sind. In Die Invasion der Körperfresser sind es die außerirdischen Parasiten, die in Menschengestalt die Erde unterwandern, in Halloween III sind es Roboter, die für Shamrock effizientere Arbeitskräfte als die Menschen abgeben und mit dem Aspekt der Automatisierung des Arbeitsmarktes erneut die Brücke zur Marktwirtschaft schlägt.

Halloween III auf das Fehlen von Michael Myers zu reduzieren, wird dem Film keinesfalls gerecht. Hinter dem Titel verbirgt sich ein spannender, atmosphärischer Horrorfilm klassischer Machart, der mit einem grandiosen Score aufwartet, mit überzeugenden Darstellerleistungen punkten und nicht zuletzt dank seiner durchdachten Konzipierung überzeugen kann.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Halloween 3 © NSM Records

Horrorfilme bieten die Möglichkeiten, die Kreativität auszuloten und die nicht zu unterschätzende Fähigkeit, mit den Mitteln des Films Spannung, Schrecken und Angst auf eine Weise zu erzeugen, die bestenfalls selbst bei wiederholender Betrachtung immer wieder funktioniert. Zudem ist es höchst interessant, wie Horrofilme die Ängste der Bevölkerung abbilden können, dabei charakteristisch für die Zeit stehen, in der sie entstanden sind und dennoch in ihrer Essenz zeitlos sind.

One Comment

...und was meinst du?