
Blair Witch (2016) – Review
oder: Déjà-vu im Hexenwald
Originaltitel: |
Blair Witch USA 89 Minuten Adam Wingard Simon Barrett |
Mit wackelnder Kamera durch den Hexenwald
Wieder einmal rennen junge Erwachsene mit Kameras durch den Wald und begegnen vielleicht einer Hexe – vielleicht auch nicht.
Von Enthusiasmus zu bäh in zwei Trailern
Als der Teaser zu „The Woods“ rauskam, war ich hin und weg. Allein schon der langsame Flug der Kamera über endlose Wälder untermalt vom zarten Police-Cover hatte mich schon verzaubert. Dazu dann noch Adam Wingard als Regisseur, der mich schon mit You’re Next und The Guest überzeugen konnte. Zugegebenermaßen bin ich bei solchen Trailern auch relativ leicht zu überzeugen. So stehe ich auch total auf den Teaser zu A Cure for Wellness mit dem sogar noch besseren Ramones-Cover oder um mal komplett vom Thema abzudriften der Trailer zu The Social Network.
Und dann kam die große Auflösung: „The Woods“ ist ein Sequel zum grandiosen The Blair Witch Project und ich dachte mir nur: bäh! Wieso? Warum? Wer braucht denn bitte sowas? (Ja, ich weiß, klassisches Remake-/Sequel-Hater-Mimimi.) Dann folgte der erste „echte“ Trailer zu Blair Witch und er bestätigte alles, was ich nicht sehen wollte: in erster Linie furchtbares, zu Kopfschmerzen führendes Kameragewackel.
Kino war somit erst einmal abgeblasen. Die schlechten Kritiken, die auf den Film niederprasselten, schienen meine Einschätzung zu bestätigen. Nichtsdestotrotz habe ich dem Film schlussendlich eine Chance gegeben und muss sagen, er ist nicht ganz so furchtbar wie ich erwartet hatte.
Mehr Kopie als kreative Hommage
Nachdem Found-Footage seit dem Erfolg von The Blair Witch Project Ende der 90er zum beliebten Stilmittel für alle Filmemacher wurde, die weder Geld noch Talent besitzen, mache ich meistens eher einen weiten Bogen, um alles was sich dieses Stilmittels bedient. Natürlich gibt es auch Ausnahmen wie der hervorragende REC oder auch der solide The Visit, aber die sind eher rar gesät. Leider schaffen es auch begabte Regisseure wie Adam Wingard offenbar nicht dem Stilmittel neue Facetten abzugewinnen und so fühlt sich Blair Witch viel zu oft wie eine lustlose Kopie seines übergroßen Vorbildes an.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Charaktere vollkommen austauschbar und äußerst schwach gezeichnet sind. Wenn die Inszenierung langweilt und mir die Charaktere leider auch noch ziemlich wurscht sind, führt das leider zu wiederkehrenden Blicken auf meine Uhr. Da kann das Sounddesign noch so prächtig knarzen, krachen, rauschen und rascheln.
Wenn ich vorher behauptet habe, der Film sei nicht so furchtbar wie erwartet, dann liegt das daran, dass meine Erwartungen irgendwo beim absoluten Nullpunkt angesiedelt waren. Im Gegensatz dazu fühlen sich dann auch minus 20 Grad noch warm an. Ist aber eben trotzdem ziemlich frisch. Das Einzige was den Film aus dem Permafrost holt, ist das gut gelungene Finale. Wir dürfen endlich den monotonen Wald verlassen und uns mit den Akteurinnen durch ein altes, verfallenes Haus gruseln. Hier schaffen es Wingard und sein Team die davor schon hie und da durchscheinende surreale Atmosphäre zum Auftauen zu bringen. Abseits von billigen Jump Scares gelingt es Blair Witch also doch noch mich auf den letzten Metern zu packen.
Unterm Strich merkt man dem Film an, dass ein durchaus talentiertes Team am Start war, die sich mit viel Respekt dem Original näherten. Teilweise mit etwas zu viel Respekt, sodass die Hommage zu einer Kopie verkommt. Wenn der Film zum Schluss noch seinen Rhythmus findet, lässt sich erahnen, was möglich gewesen wäre. Das entschädigt leider auch nicht für die frostige Zeit davor.
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Bildquelle: Blair Witch © Studio Canal
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