Toplisten

13 Horrorfilme von Regisseurinnen, die ihr gesehen haben solltet!

8. Friedhof der Kuscheltiere (1989)

R: Mary Lambert

Wenige Filme verstörten ihr jugendliches Kinopublikum in den späten 80er-Jahren so gründlich wie Friedhof der Kuscheltiere. Anders als zahlreiche Schocker aus jener Dekade funktioniert Mary Lamberts (Siesta) Film bis heute vorzüglich, weil ihr und Stephen Kings (Romanvorlage und Drehbuch) Fokus vollends auf den Figuren, deren Ängsten und Traumata liegt.

Rachel und Louis Creed ziehen mit ihren Kindern und Kater Winston Churchill, kurz ‚Church‘ genannt, von Chicago nach Maine. Zwar ist ihr neues Heim nahe der Kleinstadt Ludlow idyllisch und der Uni-Posten für Louis Creed vielversprechend, doch scheint der Ortswechsel für den Arzt und seine Familie unter keinem guten Stern zu stehen: Die fünfjährige Ellie verletzt sich am Knie, ihren kleineren Bruder Gage sticht eine Biene. Ferner warnt der betagte Nachbar Jud Crandall (Fred Gwynne, Die Munsters) die Eltern vor dem hinterm Haus vorbeiführenden Highway, welcher von schweren, schnellen Trucks befahren wird. Bald darauf zeigt er der Familie den in den Wäldern verborgenen Friedhof, auf dem die Kinder aus der Umgebung ihre Haustiere begraben. Den abgeschiedenen Ort umrankt ein düsteres Geheimnis …

Sometimes, dead is better.

Für den heutigen Geschmack mag Friedhof der Kuscheltiere wie auch Lamberts im Jahre 1992 erschienene Fortsetzung Friedhof der Kuscheltiere II eventuell etwas zu harmlos wirken. Kevin Kölschs (Starry Eyes – Träume erfordern Opfer) Neu-Interpretation des Stoffes macht in puncto Härte wie Atmosphäre aber sicherlich einiges richtig. Dessen ungeachtet bleibt der flauschige Ur-Friedhof mit all seinen wohldosierten Schreckmomenten und dank mindestens einer ikonischen Szene – selten sah Straßenverkehr derart bedrohlich aus – unvergessen. Somit zählt Mary Lambert, die durch Musikvideos für Madonna, Janet Jackson und später Mötley Crüe bekannt wurde, zu unseren größten Horror-Regisseurinnen. Schön verstörend klingt übrigens bis heute ‚Pet Sematary‘ von den Ramones. [Michaela]

Zu sehen auf Amazon Prime*

7. The Love Witch (2016)

R: Anna Biller

Im leuchtend roten Mustang-Cabrio braust Elaine (Samantha Robinson, Cam) Richtung Arcata, um nach dem jähen Ableben ihres Ehemannes Jerry neu durchzustarten. In dem progressiven Ort an der Nordküste Kaliforniens wähnt sich die bekennende Hexe willkommen, weshalb sie eilig das Apartment in einem viktorianischen Haus bezieht. Innenarchitektin Trish nimmt Elaine mit ins blendend dekorierte Teehaus, wo sie von ihrem Mann Richard empfangen wird. Zu dumm, dass sich der Gatte Hals über Kopf in den verführerischen Neuankömmling verliebt. Entschlossen, endlich große Gefühle und Erfüllung zu finden, greift Elaine extra tief in die Trickkiste und vollzieht ein todsicheres Ritual …

Verspielt schmeichlerisch im Ton und farbenfroh lockend traf The Love Witch während einer Flut an stetig düsterer werdenden Blockbustern seinerzeit gewiss einen Nerv. Rundum-Talent Anna Biller realisierte den zweiten Langfilm nach ihrer Russ Meyer-esken Sex-Komödie Viva wiederum im Alleingang. Als Tochter einer japanisch-US-amerikanischen Modeschöpferin entwarf sie auch dies Mal sämtliche Kostüme selbst. Ohne Kompromisse entstand auf diese Weise eine hingebungsvolle Hommage an die Spielfilme der 60er-Jahre, in der Biller zeitgemäß Fragen nach Glück und Macht, Leid und Einsamkeit aufwirft. So viel Herzblut und Liebe zum Detail zahlt sich freilich aus. Allerdings zieht sich die zweistündige Laufzeit spätestens, wenn sich die Figuren in Bildern und Landschaften aus dem Tarot zu verheddern drohen, dass selbst Billers Vorbild Luis Buñuel die Braue gezückt hätte. Eine weitere Prise Katz-und-Maus-Spiel in Richtung Retro-Slasher wäre wohl wünschenswert gewesen. Nichtsdestotrotz bezirzt The Love Witch dank der Rezeptur aus morbidem Humor, gepaart mit bonbonbuntem Farbenrausch, wobei sich okkulte und Hippie-Vibes bestens ergänzen. [Michaela]

Erhältlich als BD/DVD bei Amazon*

6. Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis (1987)

R: Kathryn Bigelow

Kathryn Bigelow schuf 1987 mit Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis nicht nur einen Film, der immer noch regelmäßig in Genre-Toplisten auftaucht, sondern konnte in den nachfolgenden Jahren diverse bedeutende Preise einheimsen. Für ihren Sci-Fi-Action-Thriller Strange Days wurde Bigelow mit dem Saturn Award ausgezeichnet, ehe sie mit Tödliches Kommando – The Hurt Locker 2010 als erste Frau einen Oscar für die beste Regie gewann. Der Nachfolger Zero Dark Thirty fuhr ebenfalls die begehrte goldene Statue (Bester Tonschnitt) ein.

Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis ist ein Vampirfilm, der die Blutsauger nicht als hocherotische und im Überfluss lebende mystische Wesen darstellt, sondern vielmehr als staubige und sich herumtreibende Cowboys und Cowgirls. Bigelow inszeniert den im sonnigen Oklahoma spielenden Film wie einen Western, da die Vampire stets dem Kampf ums Überleben in der ihnen feindlich gegenüberstehenden Welt ausgeliefert sind. Erzählt wird hier die Geschichte von Caleb, der auf einer Ranch mit seiner Familie lebt und eines Abends im Nachbarort Mae kennenlernt. Als sie sich in der Dämmerung näherkommen, wird Caleb von Mae in den Hals gebissen, bevor sie in der Morgenröte verschwindet. Auf dem Nachhauseweg spürt er, wie die Sonne ihn schwächt und nur mit letzter Kraft gelingt es ihm beinahe, das rettende Haus zu erreichen, als er von Maes Familie entführt wird. Für Caleb beginnt hier der Kampf ums Menschsein oder für immer ein Wesen der Nacht zu werden.

Kathryn Bigelow schmückt die ungewöhnliche Vampirgeschichte mit einer Romanze, die zu keiner Zeit dem Kitsch verfällt, sondern spannend und für das Publikum stets ungewiss des Ausgangs erzählt wird. Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis geizt außerdem nicht mit Gewalt, setzt diese aber stets im Sinne der Geschichte ein. Bigelow beweist ein Gespür für kräftige und ausdrucksstarke Bilder und kann gerade mit dem Spiel mit Licht und Schatten glänzen. Wer einen erfrischenden Zugang zum Vampir-Genre sucht und sich in eine staubige, aber ästhetische Welt entführen lassen möchte, ist hier genau richtig. [Mathias]

Erhältlich als BD/DVD bei Amazon*

5. In My Skin (2002)

R: Marina de Van

Die junge Esther (Marina de Van) führt ein scheinbar perfektes Leben, bis sie sich während einer Party mit Kolleg:innen aus Versehen am Bein verletzt. Esther, zunächst unbeeindruckt, bemerkt erst auf der Toilette, dass sie stark blutet. Daraufhin ist sie nicht nur vom Ausmaß ihrer Verletzung fasziniert, sondern scheint auch keine Schmerzen zur verspüren. Als ihre Verletzung langsam verheilt, kratzt sie daran herum, zupft an den Nähten und betastet die Furchen, die über ihr Fleisch verlaufen. Was als neugierige Spielerei beginnt, führt Esther schon bald in eine Art obsessive Selbstverletzung, die alles andere aus ihrem Leben verdrängt.

Nach mehreren Kurzfilmen und der intensiven Zusammenarbeit mit François Ozon ist das Spielfilmdebüt der Französin Marina de Van nicht nur ein faszinierender Film über eine äußerst extreme Form der Copingstrategie, sondern auch die Möglichkeit der Regisseurin, ihre Obsession mit dem eigenen Körper zu thematisieren. De Van selbst übernimmt die Hauptrolle und ihre sachliche und manchmal wenig schmeichelhafte Darstellung ihres eigenen nackten, verletzten Fleisches überrascht – ist aber entscheidend für die Wirkung des Films, ebenso wie die brutale Körperlichkeit, die sie einbringt. Jede Sekunde von In My Skin fühlt sich authentisch an. Im Gegensatz zu Claire Denis Trouble Every Day, lenkt de Van die destruktiven Impulse ihrer Hauptfigur weg von den anderen und hin zu sich selbst. Dabei geht Protagonistin Esther in ihrer emotionalen Instabilität so weit, ihr eigenes Fleisch zu verzehren. Ihre Selbstverletzungen sind sowohl kindisch neugierig als auch sexuell motiviert und geschehen in anonymen Hotelzimmern als eine für Esther anfangs beschämende Affäre mit sich selbst. In diesen Sequenzen gibt es keine musikalische Untermalung und das sanfte Stöhnen beim Sex wird durch Geräusche des Beißens, Kauens und Schneidens ersetzt. Es ist eine Szene von ganz außergewöhnlicher Intimität, die, wenn sie in der Konsequenz zu Ende gedacht wird, Esther buchstäblich auffrisst.

Niemand hat das Thema Autokannibalismus gleichzeitig so beunruhigend wie faszinierend auf Zelluloid gebannt wie Marina de Van. [Jana]

Zu sehen auf Amazon Prime*

4. A Girl Walks Home Alone at Night (2014)

R: Ana Lily Amirpour

In Ana Lily Amipours erstem Langfilm A Girl Walks Home Alone at Night erfahren wir eine außergewöhnliche Begegnung eines jungen Arbeiters und einer Vampirfrau.

In Bad City sagen sich nicht nur Hase und Igel, sondern auch Drogendealer und Sexarbeiterin gute Nacht. Inmitten dieses Ortes der Ausgestoßenen fährt lautlos eine junge Frau im Tschador auf einem Skateboard durch die Straßen. Als diese eines Nachts auf den als Dracula verkleideten, entrückten Arash trifft, entspinnt sich eine zarte Geschichte der Annäherung. Arash, der unermüdlich versucht, Struktur und Sicherheit in das von der Heroinsucht geprägte Leben seines Vaters zu bringen, kann sich der Anziehung der jungen Frau kaum entziehen.

Die in England geborene US-Amerikanerin mit iranischen Wurzeln Ana Lily Amipour entdeckte schon in jungen Jahren den Film als ihre künstlerische Ausdrucksform. Entgegen den Erwartungen ihrer Eltern, wie der Vater einen medizinischen Beruf zu ergreifen, folgte sie ihrer Leidenschaft, dem Drehbuchschreiben und Filme machen. Dabei weist sie eine sichere Hand im Umgang mit stilistischen Elementen und der Verschmelzung verschiedener Genres auf, mit denen sie ihre Geschichten erzählt. A Girl Walks Home Alone at Night basiert auf ihrem gleichnamigen Kurzfilm und besticht in seiner schwarz-weißen Welt mit eindrucksvollen, klaren Zügen. Es fallen wenige Worte, doch das hervorragende Mimenspiel scheint diese zu erübrigen. Die langen, ruhigen Einstellungen erinnern an frühe Italowestern während des Showdowns, wie auch die Figur der unbeeindruckten Antiheldin, deren Namen nie fällt. Von einem eklektischen, betörenden Soundtrack begleitet, gelingt es Amipour trotz der fehlenden gängigen Erzählstruktur die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen über die gesamten 101 Minuten Spielzeit hinweg zu halten.

A Girl Walks Home Alone at Night ist mehr Gefühl und Stimmung als klassische Geschichte. Das macht ihn zu einem nicht ganz leicht konsumierbaren, aber dafür einprägsamen Film und ist definitiv eine Schau wert. [Heike]

Erhältlich als BD/DVD bei Amazon*

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?