The Negotiation
Kritik

The Negotiation (2018) – Review

Im Regiedebüt des südkoreanischen Regisseurs Lee Jong-seok sieht sich eine desillusionierte Polizistin als Unterhändlerin mit einem ungewöhnlichen Entführungsfall konfrontiert, der ihr starke Nerven abverlangt. Wir haben uns für euch an den Verhandlungstisch begeben. 

Originaltitel: Hyeobsang
Land: Südkorea
Laufzeit: 114 Minuten
Regie: Lee Jong-seok
Drehbuch: Choi Sung-hyun
Cast: Son Ye-jin, Hyun Bin, Kim Sang-ho u.a.
VÖ: ab 03.12.2021 auf DVD und Blu-ray

Inhalt

Kommissarin Ha Chae-yoon (Son Ye-jin, Spellbound) arbeitet als Unterhändlerin bei Geiselnahmen und wird trotz ihres Urlaubs zu einem Einsatz gerufen. Trotz Sprachbarriere scheint sie die Situation friedlich lösen zu können, bis auf einmal eine Spezialeinheit das Gebäude stürmt und Geiselnehmer sowie Geiseln getötet werden. Desillusioniert beschließt sie, ihre Karriere zu beenden, wird aber kurzfristig zu einer weiteren Verhandlung gerufen. Ein Reporter und ihr Vorgesetzter Captain Jung (Lee Moon-sik, No Blood No Tears) wurden von dem südkoreanischen Waffenhändler Min Tae-gu (Hyun Bin, Rampant) nach Thailand entführt. Die engagierte Polizistin ist gezwungen, über Webcam zu verhandeln, auch wenn der Entführer in einem ersten Gespräch weder das Motiv noch eine konkrete Forderung preisgibt. Und wenn es nach den Leitern der Verhandlung geht, soll Ha Min sowieso nur so lange hinhalten, bis eine ausgebildete Einsatztruppe das Versteck stürmen kann. Aber je länger die Geiselnahme dauert, desto deutlicher wird es, dass die Verstrickungen in dem Fall bis zu den höchsten Regierungsbeamten reichen und mehr hinter Mins Aktion steckt, als es zunächst den Anschein hat.

Kritik

Mit seinem Regiedebüt entwirft Regisseur Lee Jung-sok eine solide Geschichte, die sich innerhalb festgelegter Genregrenzen bewegt und trotz einiger klischeehafter Versatzstücke, wie ein gestelzter Einsatz einer Spezialeinheit oder die Enthüllung mehrere Geiseln, zu unterhalten weiß. Was als einfaches Geiseldrama beginnt, entwickelt sich im Laufe der fast zwei Stunden Laufzeit in einen politischen Rache-Thriller mit dramatischer Wendung. Weder das Katz-und-Maus-Spiel zwischen der Polizistin und dem Entführer noch das Element der Rache sind neu im südkoreanischen Film, aber Lee gelingt es, die Handlung immer interessant zu halten. Der Film gibt regelmäßig neue Hinweise und macht deutlich, dass wir noch lange nicht die ganze Geschichte kennen und geduldig auf jeden neuen Hinweis warten, die uns das Drehbuch zur Verfügung stellt.

The Negotiation

Neben dem verborgenen Grund für die Geiselnahme werden auch politische Verstrickungen thematisiert, die seit einigen Jahren im südkoreanischen Film angesprochen werden, da das Land immer wieder von Skandalen erschüttert wird. Mins Motive und Forderungen werden erst nach und nach enthüllt und halten die Aufmerksamkeit hoch, auch wenn die politischen Elemente für mehr Vorhersehbarkeit sorgen. Mit seiner harschen Kritik an den Autoritätspersonen liegt Lee eindeutig im Trend, und dank seiner unmissverständlichen zynischen Darstellung der hochrangigen Beamten aus Exekutive und Legislative erinnert der Film stark an Woo Min-hos Inside Men oder Kim Sung-sus Asura – City of Madness, auch wenn er nicht ganz an deren Intensität anknüpfen kann.

The Negotiation

Dabei wird die Spannung hauptsächlich durch die zähen Verhandlungen und die Gefahr erzeugt, in der sich die Geiseln befinden. Währenddessen findet die Handlung in einem minimalistischen Situationsraum statt und die wenigen Actionszenen im letzten Drittel der Handlung ziehen sich glücklicherweise nicht allzu sehr in die Länge, sodass sie sich gut in das Gesamtbild des Films einfügen. Der positive Gesamteindruck der Inszenierung wird jedoch durch die Wahl der Darstellung der Gegenüberstellung getrübt, denn die Verhandlung per Webcam funktioniert leider nicht so gut, wie es sich der Regisseur vielleicht gedacht hatte. Bei den vielen Perspektivwechseln wird die Nähe zur Gefahr leider nie in den Mittelpunkt gestellt, wie es sein sollte, damit sich der Einsatz für die Figuren so hoch anfühlt, wie der Film es uns glauben machen möchte, dass er es ist. Und dabei sind eben jene Momente, die gut funktionieren, sehr generisch konstruiert wie beispielsweise das Ende gesetzter Fristen oder eine bedrohliche Situation für die Geiseln.

The Negotiation

Aufgefangen wird dies durch die beiden erfahrenen Hauptdarsteller:innen Son Ye-jin und Hyun Bin, die bereits seit mehreren Jahren zu den bekanntesten Hallyu-Stars in Südkorea gehören. The Negotiation bietet das Zusammenspiel der beiden Schauspieler:innen eine gute Gelegenheit, ein breites Publikum anzusprechen. Trotz der Tatsache, dass sie fast die gesamte Laufzeit an verschiedenen Orten verbringen und eben nur durch die Webcam interagieren, entwickeln sie eine überzeugende Verbindung miteinander, die auch über die grobe Charakterzeichnung ihrer Rollen hinwegtäuscht. Und auch wenn wir grundsätzlich zu wenig über Ha Chae-yoon und Min Tae-gut erfahren, um eine detaillierte Vorstellung von ihnen als Menschen zu bekommen, schöpfen sowohl Son Ye-jin als auch Hyun Bin das verfügbare Potenzial ihrer Rollen voll aus, und insbesondere Hyun Bin überzeugt in seiner ersten Rolle als Antagonist mit einer Mischung auch Charme und Unberechenbarkeit.

Fazit

Grundsätzlich ist The Negotiation ein solider Thriller aus Südkorea mit einer guten Balance aus Spannung, altmodischer Action und politischem Kommentar. Allerdings verlässt er sich ein bisschen zu sehr auf seine hervorragenden Hauptdarsteller:innen, die den Film durch einige inszenatorische Fehlentscheidungen sowie Tiefpunkte im Drehbuch tragen. Schlussendlich fehlt es The Negotiation an Leidenschaft und Kreativität, um längerfristig im Gedächtnis zu bleiben.

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch rating3_5
Gesamtwertung rating3_5

ab 03.12.2021 im Handel:

The Negotiation The Negotiation

Bildquelle: The Negotiation © Busch Media Group

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

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