From Japan with Scares and Blood – Unsere Empfehlungen vom Japan-Filmfest Hamburg 2021
Vom 18. August bis zum 01. September fand das 22. Japan-Filmfest Hamburg statt. Wir haben uns durch das vollgepackte Programm gewühlt und stellen euch hier ein paar Genre-Perlen vor.
Tokyo Dragon Chef
Mit Tokyo Dragon Chef liefert Yoshihiro Nishimura (Meatball Machine) seinen bisher zugänglichsten Film ab, ein Wohlfühlfilm mit dem einzigartigen Stempel des Regisseurs. Nishimura kreiert ein optisch ansprechendes und schräges Liebesgeständnis an die japanische Küche. Trotz seiner chaotischen Inszenierung und der inkohärenten Handlung ist Tokyo Dragon Chef ein farbenfroher und frenetischer Spaß mit liebenswerten filmischen Momenten, bizarren Figuren und eine Empfehlung an alle, die nicht zu viel nachdenken möchten. Eine absolute Freude für Fans seiner Arbeit und eine zahme Einführung für diejenigen, die seine Filme noch nicht gesehen haben. [Jana]
Sacrifice
In seinem Regiedebüt verwebt Regisseur Taku Tsuboi die Auswirkungen des Fukushima-Zwischenfalls mit den Vorstellungen neureligiöser Bewegungen zu einem stimmungsvollen Mystery-Drama. Dabei verbindet er eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte mit melancholischen Überlegungen zu Japans jüngsten sozialen und gesellschaftlichen Traumata. Während die zurückhaltende Erzählung diverse Thriller- bzw. Krimielemente aufweist, vermeidet Tsuboi unnötige Bilder des Terrors und beschwört vielmehr schleichend Unbehagen und Desorientierung. Sacrifice ist eine geduldige, nachdenkliche Auseinandersetzung mit den Ängsten einer Generation, deren Leben von Katastrophen und Unsicherheiten überschattet wird, die sie nicht verstehen können. [Jana]
A Beast in Love
Der japanische Regisseur Koji Shiraishi (Noroi) war in seiner langen Karriere bereits in verschiedenen Genres aktiv und bietet mit seinem neusten Film A Beast in Love ein gewalttätiges und amüsantes Genre-Mashup, das Fans von bizarren Geschichten erfreuen dürfte. Dabei verwendet Shiraishi eine ausladende, leuchtende Farbpalette – hell und übersättigt unterstützt sie das visuelle Flair, die gewalttätige und verstörende Natur der Bilder. A Beast in Love ist sicherlich ganz anders als die üblichen Filme von Shiraishi, aber genauso unterhaltsam. [Jana]
Cosmetic DNA
Ken’ya Ōkubos Cosmetic DNA erzählt eine außergewöhnliche Rape-Revenge-Geschichte, die vor allem durch ihre überdrehte Inszenierung mit wilden Schnittmontagen und Happy-Hardcore-Techno-Untermalung punkten kann. Dass der gesamte Wahnsinn schlussendlich so prächtig aufgeht und sich nicht im reinen Selbstzweck verliert, liegt in erster Linie an den drei Protagonistinnen. Die Charaktere sind interessant genug geschrieben und haben alle ihre Ecken und Kanten, so dass sie nicht nur als Trio, sondern vor allem auch als Individuen wahrgenommen werden können. Thematisch schlägt Cosmetic DNA trotz knalliger Farben und Upbeat-Techno-Nummern durchaus düstere Töne an. Dem Thema der sexuellen Gewalt begegnet der Film mit einer gesunden Radikalität und ordentlichen Wut im Bauch, was dem Film äußerst gut steht. [Florian]