
Cosmetic DNA (2020) – Review
Cosmetic DNA bietet einen in neonfarbenen leuchtenden und mit Upbeat-Techno unterlegten Rachefeldzug durch den Sexismus der japanischen Gesellschaft.
Originaltitel: | Cosmetic DNA |
Land: | Japan |
Laufzeit: | 120 Minuten |
Regie: | Ken’ya Ōkubo |
Drehbuch: | Ken’ya Ōkubo |
Cast: | Itsuki Fujii, Ruka Nakano, Rina Kawasaki u.a. |
VÖ: | Läuft auf dem 22. Japan-Filmfest Hamburg ab 18.08.2021 |
Inhalt
Die Welt von Ayaka (Itsuki Fujii) dreht sich in erster Linie um Make-up, worüber sie sogar einen eigenen Streaming-Account betreibt. Ihr Leben gerät jedoch aus den Fugen, als der selbsternannte Regisseur Keisuke (Tatsutaka Seomyeon) sie zu einem Vorsprechen für einen neuen Film einlädt und sie während des Treffens mit KO-Tropfen betäubt und vergewaltigt. Ayaka fällt in ein tiefes Loch und findet erst wieder neuen Lebensmut, als sie sich mit der Biologie-Doktorandin Satomi (Ruka Nakano) und der Bekleidungsverkäuferin Yumi (Rina Kawasaki) anfreundet. Doch als sie erfährt, dass Yumis Blind Date ausgerechnet Keisuke ist, macht sie sich nicht nur auf ihre Freundin zu beschützen, sondern auch grausame Rache zu nehmen – und dies ist erst der Anfang…
Kritik
Zu Beginn tat ich mir extrem schwer Zugang zum Film zu finden und mir war auch überhaupt nicht klar, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird und wer überhaupt die Hauptfigur ist. Zu viel Zeit wird darauf verschwendet, die Geschichte aus Keisukes Perspektive zu erzählen. Allgemein wirkt die Inszenierung während der ersten Stunde etwas orientierungslos und einige Straffungen hätten dem Film hier wirklich gut getan. Doch trotz der recht zähen Angelegenheit lässt Cosmetic DNA schon hier immer mal wieder durchblitzen, dass es sich eventuell lohnen könnte, am Ball zu bleiben, denn immer wieder kann die Inszenierung mit kreativen Montagen und interessanten Einstellungen glänzen.
Ab dem ersten Mord zieht Cosmetic DNA jedoch mächtig an, die Geschichte wird stringenter und die drei Protagonistinnen rücken endgültig in den Fokus der Geschichte. Und auch die zum Teil komplett überdrehte Inszenierung mit wilden Schnittmontagen und Happy-Hardcore-Techno-Untermalung tritt noch einmal stärker in den Vordergrund. Hier lassen sich die Musikvideo-Wurzeln von Regisseur Ken’ya Ōkubo klar erkennen und so wirkt Cosmetic DNA zuweilen wie eine Nummernrevue an Musikvideos zu einem vollkommen abgedrehten Konzeptalbum.
Dass der gesamte Wahnsinn schlussendlich so prächtig aufgeht und sich nicht im reinen Selbstzweck verliert, liegt in erster Linie an den drei Protagonistinnen. Die Charaktere sind interessant genug geschrieben und haben alle ihre Ecken und Kanten, so dass sie nicht nur als Trio, sondern vor allem auch als Individuen wahrgenommen werden können. Vor allem lernen wir alle drei auch gut genug kennen, um verstehen zu können, woher sie kommen und wohin sie wollen. Dazu kommt, dass die Chemie zwischen Fujii, Nakano und Kawasaki einfach stimmt und es einen höllischen Spaß macht die jungen Frauen auf ihrem Feldzug zu begleiten.
Thematisch schlägt Cosmetic DNA trotz knalliger Farben und Upbeat-Techno-Nummern durchaus düstere Töne an. Japans Gesellschaft wird nach wie vor von einer toxischen Portion Machismo geprägt und sexualisierte Gewalt ist ein riesiges Problem auf dem pazifischen Inselstaat. Ōkubo, der auch das Drehbuch schrieb, greift dies dabei nicht nur durch den „Date-Rape“ von Ayaka auf, sondern auch zum Beispiel deren Angst und Scham, damit zur Polizei zu gehen. Dies ist zwar auch bei uns nicht unüblich, wird aber durch die ausgeprägte Schamkultur in Japan noch einmal verstärkt. Satomi wird im Labor von ihrem Vorgesetzten sexuell belästigt und Yumi von ihrem Freund wie ein unmündiges Kind behandelt. Zudem verwebt Ōkubo diese Schicksale noch mit der mitunter überaus sexistischen Idol-Kultur Japans und zeichnet dabei ein bedrückendes Bild, das im Kontrast zur bonbonbunten Inszenierung noch einmal bitterer schmeckt. Der Film begegnet diesen Problemen mit einer gesunden Radikalität und ordentlichen Wut im Bauch, was dem Film äußerst gut steht.
Fazit
Dass Cosmetic DNA etwas zu lang geraten ist und nur schwer in die Gänge kommt, macht er in der zweiten Hälfte locker wieder wett. Denn mit einer komplett überdrehten Inszenierung, düsteren Themen und einem einnehmenden Protagonistinnen-Trio kann die faszinierende Rache-Geschichte von Ken’ya Ōkubo schlussendlich doch noch voll und ganz überzeugen.
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Bildquelle: Cosmtic DNA © Ken’ya Ōkubo