Wildland
Kritik

Wildland (2020) – Review

Die junge Ida zieht nach dem Tod ihrer Mutter bei der zwielichtigen Familie ihrer Tante Bodil ein und lernt dort ihre moralischen Grenzen kennen. Wir haben uns mit an den Familientisch gesetzt, und verraten euch, ob sich auch für euch ein Besuch bei Bodil lohnt.

Originaltitel: Kød & Blod
Land: Dänemark
Laufzeit: 88 Minuten
Regie: Jeanette Nordahl
Drehbuch: Ingeborg Topsøe
Cast: Sandra Guldberg Kampp, Sidse Babett Knudsen, Joachim Fjelstrup u.a.
VÖ: Ab 17.06.2021 als VoD und ab 24.06.2021 auf Blu-ray und DVD

Hintergründe & Inhalt

Nach einem schweren Autounfall erliegt die Mutter der 17-jährigen Ida ihren Verletzungen. Die junge Frau kommt bei ihrer Tante Bodil (Sidse Babette Knudsen, Westworld)  unter, wo sie äußerst herzlich willkommen geheißen wird. Neben der Tante gehören noch die Söhne Jonas, David und Mads zum Familienclan und zunächst läuft auch alles den Umständen entsprechend gut. Ida versucht das traumatische Erlebnis aufzuarbeiten und sucht ihren Platz in der neuen Umgebung. Doch schon bald muss Ida feststellen, dass die Familie tief in kriminelle Machenschaften verwickelt ist und die Teenagerin findet sich unverhofft als einziges Mitglied des Clans mit Gewissen in der Hölle ihres neuen Heims wieder – der einzigen Familie, die sie noch hat.

Kritik

Der dänische Thriller von Regisseurin Jeanette Nordahl zeigt auf, wie weit Familienbande gehen können und dass Menschen bereit sind, Dinge aus reinem Pflichtbewusstsein für die Ihren zu tun, obwohl sie selbst darunter leiden. Wer jetzt jedoch ein fulminantes Gangsterepos erwartet, liegt falsch. Wildland punktet mit seiner eher ruhigen Inszenierung, nimmt sich viel Zeit für seine beiden weiblichen Hauptfiguren und lässt dabei eine Anspannung wachsen, die sich erst in der allerletzten Einstellung entlädt. Der Weg dorthin ist eine sich schließende Schlinge um den Hals der Zuschauer:innen, denn diese müssen mitansehen, wie Ida unfreiwillig immer weitergetrieben wird, einen Weg einzuschlagen, den sie gar nicht begehen möchte, gegen den sie sich aber nicht zu wehren vermag.

Wildland

Wildland nutzt eine ambivalente Bildsprache. So sehen wir immer wieder idyllische Landschaften, wie sich auf weiten Feldern beschaulich drehende Windkrafträder oder ländliche Dorfstraßen, welche eigentlich für Ruhe und Frieden stehen. Inmitten dieses trügerischen Panoramas spielt sich für Ida die Hölle auf Erden ab, die sich immer wieder in betont ruhig gefilmten, aber gleichzeitig enorm beunruhigenden Szenen aus dem Alltag zeigt. Etwa wie Ida bei „Fehlverhalten“ bestraft wird, indem Bodil und ihre Söhne sie regungslos anstarren oder die junge Frau in unangenehmer Weise von ihnen ausgefragt wird. Im Gegensatz zur visuellen Ausdruckskraft ist der Soundtrack eher minimalistisch gehalten. Hin und wieder werden einzelne Streicher oder elektronische Musik eingespielt, diese halten sich aber meist im Hintergrund, was an entscheidenden Stellen im Film die unangenehmen Szenen wirkungsvoll unterstreicht.

Wildland

Leider braucht Wildland einige Zeit, bis er in Fahrt kommt, was sicher auch an blassen Figuren wie etwa einem Sozialarbeiter liegt, die nur Randnotizen bleiben. Somit bleibt ein solider Thriller, der seine Stärken durchaus auszuspielen weiß, aber grade im ersten Teil zu viel Zeit braucht, um sein Publikum einzustimmen und auch seine Nebenfiguren zu sehr vernachlässigt.

Wildland

Fazit

Nordahls Thriller weiß mit seinen starken Frauenrollen und einer ab der zweiten Hälfte anschwellenden Spannung zu punkten. Lässt sich das Publikum darauf ein, wird es mit einem starken Drama über eine Jugendliche belohnt, die bereits seit ihrer Geburt gezeichnet zu sein scheint, und dennoch versucht ihre eigene Identität zu finden.

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 1 von 5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch rating3_5
Gesamtwertung rating3_5

ab 24.06.2021 im Handel:

Wildland Wildland

Bildquelle: Wildland © Koch Media

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

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