Kritik

The Banishing – Im Bann des Dämons (2020) – Review

The Banishing verspricht einen intensiven Mix aus Gothic-Horror und Haunted-House-Schocks für Fans von Die Frau in Schwarz und Conjuring. Wir haben uns für euch in das am stärksten heimgesuchte Haus Englands begeben, um zu gucken, ob der Film dieses Versprechen halten kann.

Originaltitel: The Banishing
Land: Großbritannien
Laufzeit: 97 Minuten
Regie: Christopher Smith
Drehbuch: David Beton, Ray Bogdanovich, Dean Lines
Cast: Jessica Brown Findlay, John Heffernan, Sean Harris u.a.
VÖ: Ab 17.06.2021 als VoD und ab 24.06.2021 als DVD und BD

Inhalt

Es sind die ausgehenden 1930er Jahre in England. Während der Faschismus in Europa grassiert, zieht der Vikar Linus (John Heffernan, Eye in the Sky) mit Frau Marianne (Jessica Brown Findlay, Victor Frankenstein) und Tochter Adelaide in eine neue Gemeinde. Auf dem neu bezogenen Anwesen hat auch die vorherige Pfarrersfamilie gelebt – bis diese unter mysteriösen Umständen verschwand. Der ortsansässige Schwurbler Harry Price (Sean Harris, Prometheus) spricht Linus eine Warnung vor verborgenen Mächten im Haus aus, doch der Mann Gottes schenkt ihm keinen Glauben. Nach und nach wird sein und Adelaides Verhalten in unheimliche Bahnen gelenkt, sodass es schließlich an Marianne liegt, dem Spuk auf den Grund zu gehen.

Kritik

Zu Beginn der 2010er Jahre hat das Haunted-House-Genre durch die Insidious– und Conjuring-Reihen einen immensen Aufschwung erhalten. Viel Neues konnten diese dem Genre nicht hinzufügen, haben aber dafür gigantische kommerzielle Erfolge gefeiert und dafür gesorgt, dass entsprechende Filme wieder in inflationärer Menge produziert wurden. Der amerikanische Filmemacher Mike Flanagan (Spuk in Hill House, Before I Wake) ist ein Regisseur, der sich zwar auch seit jeher in Gefilden des Haunted-House-Horrors bewegt, das Augenmerk in seinen Filmen aber im Gegensatz zu vielen seiner Kolleg:innen deutlich mehr auf die Konflikte und Ängste seiner Figuren statt auf vorhersehbare Jumpscares legt. Obwohl nicht alle seine Filme gelungen sind, ist dieser Ansatz durchaus ein löblicher, denn Flanagan hat verstanden, dass eine emotionale Bindung zu den Figuren der Schlüssel zum Mitfiebern und vor allem zum Mitgruseln ist. The Banishing folgt dieser Tendenz und liefert dem geneigten Publikum ein Drama-Horror-Hybrid, der allerdings weder mit dem einen noch mit dem anderen Ansatz wirklich überzeugen kann.

The BanishingMit seiner geschichtlichen Verortung zur Zeit des Nationalsozialismus und dem eingeführten Ehedrama zwischen Marianne und Linus bietet The Banishing zumindest theoretisch ausreichend fruchtbaren Nährboden für unheilvolle Paranormalitäten, die von den angeknacksten familiären Verhältnissen speisen. Die dämonische Saat, die diesem Boden entspringt, ist jedoch nicht nur alles andere als furchterregend, sondern zudem überaus einfalls- und vor allem mutlos inszeniert. Hat sich Regisseur Christopher Smith mit Filmen wie Triangle oder Severance noch mit unverbrauchten Ideen ausgetobt, geht er in The Banishing in jeder Hinsicht auf Nummer sicher. Von der Figurenzeichnung über die Nutzung der Motivik von Religion und Faschismus bis hin zur Atmosphäre präsentiert sich sein neuster Streich als außerordentlich handzahm. Anstatt mit dem vorhandenen und durchaus spannenden Konflikt zwischen Kirche und den europaweiten Auswirkungen des Naziregimes in Deutschland interessante Ebenen zu eröffnen, verlaufen viele potenzielle Ansätze zur Vertiefung des Stoffes im Sand.

The BanishingStattdessen etabliert The Banishing ein Paralleluniversum als Ursprung des Übels – eine Idee, die spätestens seit dem eingehend erwähnten Insidious kaum noch jemanden hinter dem Ofen wird vorlocken können. In diesem Zusammenhang sind ein paar nette Effekte zu bestaunen, die die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Geschehnisse am selben Ort darstellen und neugierig auf die Auflösung machen. Letztendlich gehen diese Effekte aber nie über bloße Spielereien hinaus. Die allgemeine Atmosphäre von The Banishing ist zu dünn, als dass jene Szenen wirklich schockieren könnten, die Figuren zu blass, als dass man ernsthaft involviert werden würde und der Spannungsbogen zu flach, sodass entsprechende Momente nicht mehr als ein müdes Schulterzucken hervorbringen.

Fazit

Mit The Banishing beschreitet Christopher Smith trotz seiner sonstigen Experimentierfreude ausgesprochen ausgetretene Pfade. Das fade Drehbuch und die dünne Inszenierung ergeben in Kombination einen trotz weniger netter Einzelmomente größtenteils reizlosen Haunted-House-Gruseler, der sein vorhandenes Potential unbeholfen aus den Händen gibt. Zu mutlos ist der Film im Umgang mit seinem selbst gesetzten historischen Rahmen und auch die Verknüpfung von Familiendrama mit darauf rekurrierenden Horrormomenten funktioniert nur bedingt. Am ehesten mit den Filmen und Serien von Mike Flanagan vergleichbar, ist The Banishing für Fans von diesem eine vorsichtige Empfehlung. Alle anderen sollten sich auf einen halbgaren Film einstellen, der im Vergleich zu Smiths sonstiger Filmografie leider stark zurückfällt.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 0 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 17.06.2021 als VoD und ab dem 24.06.2021 als DVD und BD:

Bildquelle: The Banishing – Im Bann des Dämons © Koch Media

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?